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Die hübsche Adelheid

Am Sonntag wird das Rayski-Zimmer im Struppener Schloss feierlich eröffnet. Die SZ durfte schon einen Blick wagen.

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© Norbert Millauer

Von Marie-Therese Greiner-Adam

Struppen. Die Augen von Heidi Schweizer glänzen, wenn sie von Louis Ferdinand von Rayski erzählt – genau wie die des Mädchens auf dem Gemälde, das sie in den Händen hält. Die wertvolle Reproduktion des Originalkunstwerks, das sie und ihr Mann vor einer Weile im Kunsthistorischen Museum in Görlitz entdeckt hatten, zeigt die Nichte des Künstlers: Adelheid von Boxberg. Rayski, dessen Urgroßvater einst das Struppener Schloss erwarb, war im 19. Jahrhundert ein gefragter Porträtmaler, der mit Vorliebe seine Verwandtschaft und befreundete Adlige malte. Und ein geschäftiger noch dazu – schuf er doch fast 700 Werke. Die aufwendige Kopie des Gemäldes wurde dem Schlossverein Struppen, der sich um die schrittweise Sanierung des Denkmals bemüht, von Friedrich-Gert von Seydewitz, einem Nachfahren der hübschen Adelheid, geschenkt.

Der junge Maler, der wie viele andere erst nach seinem Tod Berühmtheit erlangte, war mit 14 Jahren zu Gast im Schloss Struppen. Das beweist ein Aquarell in Postkartenformat, das Rayski anlässlich seines Neujahrsbesuches 1820 gemalt hatte. Das detailreiche Aquarell des Jugendlichen deutet bereits auf sein großes Talent, das er in späteren Jahren noch zahlreiche Male unter Beweis stellen sollte. Das Ehepaar Schweizer stieß bei der Recherche zu den Verbindungen Rayskis mit dem Struppener Schloss darauf. „Im Dresdner Kupferstichkabinett haben alle mitgesucht. Die waren so begeistert wie wir“, erklärt Günter Schweizer. Da war es also, das Alleinstellungsmerkmal des Struppener Schlosses, nach dem der Schlossverein lange gesucht hatte. Auch diese Arbeit des jugendlichen Malers wird als Kopie im neu gestalteten Rayski-Zimmer zu sehen sein.

Vor etwa acht Jahren hat sich der Schlossverein gegründet, um das Gebäude „aus dem Dornröschenschlaf zu holen“, erzählt Heidi Schweizer. Zusammen mit dem Denkmalschutz habe man einen Teil der barocken Bemalung der Wände freilegen können, so geschehen im Festsaal. Hinter der bröckelnden Fassade des Schlosses verbirgt sich ein vollständig sanierter Saal, der bereits für zahlreiche Festlichkeiten genutzt wurde. Die Wände zieren derzeit Gemälde der ukrainischen Künstlerin Elena Linge, die heute in Königstein lebt. Da der Schlossverein auf Spenden und Fördergelder angewiesen ist, geht die Sanierung des Schlosses in kleinen Schritten, Raum für Raum, vonstatten. Das nächste Projekt ist ein Trauzimmer, das für standesamtliche Trauungen genutzt werden soll.

Glücklicher Zufall hilft

Im Rayski-Zimmer ist bis zur feierlichen Eröffnung jedoch noch einiges zu tun. Ein alter Kachelofen soll bis dahin aufgestellt, weitere Fenster erneuert werden.

Dass Heidi und Günter Schweizer nun die Kopie des Porträts der jungen Adelheid im Rayski-Zimmer aufhängen dürfen, ist übrigens einem glücklichen Zufall zu verdanken. Hätte das Ehepaar das Kunsthistorische Museum in Görlitz nur wenige Tage später aufgesucht, wäre das Gemälde nicht mehr da gewesen. Friedrich-Gert von Seydewitz holte das Porträt nämlich wieder zurück in den Familienbesitz. Da sich von Seydewitz und die Eheleute Schweizer aber einig sind, dass Rayski nicht in Vergessenheit geraten darf, ließ der Tharandter eine Kopie anfertigen, die kaum vom Original zu unterscheiden ist, und nun das Louis Ferdinand von Rayski gewidmete Zimmer im Struppener Schloss schmückt.

Zur feierlichen Eröffnung des Rayski-Zimmers lädt der Schlossverein am 23. Oktober ab 15 Uhr ins Struppener Schloss. Nach einleitenden Grußworten des Vereinsvorstandes wird in einem Vortag das Schaffen des Künstlers Louis Ferdinand von Rayski vorgestellt. Im Anschluss spricht Heidi Schweizer über zwei Gemälde des Porträtmalers. Die Teilnahme ist kostenlos.

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