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Die Kunststoff-Feuerwehr

Mit seiner 1st Mould besetzt Max Stauß eine Marktlücke in der Formherstellung.Haben Sie Ähnliches zu bieten? Bewerben Sie sich – spätestens am Donnerstag!

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Von Christian Eissner

Eigentlich sollte Weihnachten Betriebsruhe sein. Max Stauß hatte es seinen Leuten versprochen. Es kam anders. Die Projektingenieure eines großen deutschen Autoherstellers, die kurz vor Heiligabend bei Stauß im Büro standen, waren bereit, fast jede Bedingung zu erfüllen, wenn Stauß nur seine Maschinen laufen ließ. Dem Autobauer fehlten ein paar tausend Stück eines Kunststoffteils, die Bänder drohten stillzustehen.

Keiner in Deutschland kann in solch einer Notlage so schnell reagieren wie Stauß’ 1st Mould GmbH. Also produzierte der kleine Heidenauer Betrieb, der englische Name steht für die erste Gussform, auch über Weihnachten – mit Arbeitern, die der Autohersteller zur Verfügung stellte. Denn frei geben wollte Stauß seinen Leuten trotzdem.

Start in der Garage

Werkzeugherstellung für den Kunststoff-Spritzguss – das klingt alles andere als spannend. Bis man sich mit Max Stauß unterhalten hat. Seine Firma bietet Komplettlösungen für Kunststoffteile – vor allem mittelständischen Unternehmen, die an den eigenen Ambitionen zu scheitern drohen. Stauß nennt es „das Problem der mittleren Stückzahlen“. Er hat genau hier seine Marktlücke gefunden.

Zum Beispiel der mittelständische Gerätehersteller, der ein ganz spezielles, einzigartiges Kunststoffteil braucht: Er kann sich selbst eine Spritzgussform für den Kunststoff basteln. Die hält zehn oder 50Gießvorgänge, dann ist sie kaputt – ein Riesenaufwand und unwirtschaftlich.

Oder er lässt sich eine Großserien-Gussform anfertigen – die man nutzen kann, um Hunterttausende Stück des benötigten Teils zu spritzen. So eine Form kann leicht 50.000 Euro kosten, und es können Monate ins Land gehen, bis sie fertig ist. Ebenfalls unwirtschaftlich. Hier kommt die 1st Mould ins Spiel. Sie fertigt Spritzgussformen aus Aluminium – professionell und hochpräzise für die Herstellung von fast jeder Art von Kunststoffteilen. Sie stehen den Großserienformen in nichts nach, müssen allerdings nach rund 50.000 Gussvorgängen erneuert werden. Ihre Vorteile sind für Kleinserien aber unschlagbar: Sie kosten nur einen Bruchteil, und sie sind in zwei bis drei Wochen ab der ersten Konstruktionsidee einsatzfertig. Diese Geschwindigkeit ist es, die die Produkte der Heidenauer für viele Unternehmen interessant macht.

Die 1st Mould entstand als Garagen-Firma in Ullersdorf. 2005 startete Max Stauß, zuerst allein und dann mit einem Mitarbeiter, die Produktion von Prototypen, Vor- und Kleinserienteilen aus Kunststoff – hergestellt mit selbst konstruierten Spritzformen. 2006 zog der Betrieb nach Heidenau und wuchs seitdem kontinuierlich um Konstrukteure, Kunststofftechniker, Werkzeugmacher und Endbearbeiter. Inzwischen platzen die Produktionsräume aus allen Nähten. „Wir suchen neue Mitarbeiter und neue Räume“, sagt Stauß. Aber schön soll der neue Standort sein, so wie jetzt in Heidenau, wo jedes Büro eine Terrasse und jeder Arbeitsplatz einen individuellen Zuschnitt hat – und wo mittags frisch für das Team gekocht wird.

Die Firma hat sich den Schwung der Gründertage erhalten, das Klima ist super, die Mitarbeiter motiviert. Wenn neue Technik gebraucht wird, dann wird sie angeschafft, neue Ideen werden schnell umgesetzt, es wird viel experimentiert. „Wir arbeiten ständig daran, unsere Prozesse zu verschlanken, um unseren Kunden noch bessere und schnellere Lösungen bieten zu können“, sagt Stauß.

Spaß am Tüfteln

Die Kunden der Heidenauer wissen dessen Erfindergeist und Zuverlässigkeit zu schätzen. Mittelständler, die nie darüber nachgedacht hatten, Kunststoffteile spritzgießen zu lassen, weil sie nur die riesigen Investitionskosten fürs Werkzeug sahen, sind glücklich, wenn sie von 1st Mould erfahren. Und die Industrie ist es auch, denn bei ihr genießt 1st Mould den Ruf der Feuerwehr. Ob Fahrzeugelektrik Pirna, Kunststofftechnik Sachsen oder Automobilhersteller – sie kommen nach Heidenau, wenn sie Kunststoffteile für eine Vorserie brauchen oder schnell ein Gusswerkzeug ersetzt werden muss.

Max Stauß, der junge Firmenchef, will kein eingefahrenes Denken. Die wichtigsten Einstellungsvoraussetzungen bei 1st Mould sind technisches Geschick und Spaß am Tüfteln. Stauß: „Bewerber frage ich zuerst nach ihren Hobbys, nicht nach ihren Abschlussnoten.“