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Die Männer mit den Tabakspfeifen

Günther Biesold und Günter Thieme verbindet eine Leidenschaft. Doch sie tauschen mehr als eine Sammlung.

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Günter Thieme gibt seine große Pfeifensammlulng weiter.
Günter Thieme gibt seine große Pfeifensammlulng weiter. © Archiv/Norbert Millauer

Am Ende sind zwei Männer glücklich. Der eine, weil er seine Sammlung in gute Hände abgeben konnte, der andere, weil er 65 Tabakspfeifen bekommen hat. Der Heidenauer Günter Thieme wollte sich nach vielen Sammlerjahren trennen und staunte über die vielen Interessenten. Aus denen wählte er zufällig den Putzkauer Arzt Günther Biesold aus.

Als der zu Thieme nach Heidenau kam, um sich die Sammlung anzuschauen, entdeckten die beiden Männer noch andere Gemeinsamkeiten. Irgendwie fanden sie sich sofort sympathisch, nicht nur wegen der Pfeifen, deren Vielzahl und Vielfalt Biesold begeistert. Noch mehr ist er nach wie vor von dem 80-jährigen Thieme beeindruckt. „Ich habe mehr als die Pfeifen von ihm gekauft, sondern noch ein Stück Lebensgeschichte mitbekommen“, sagt Biesold. Der nämlich sammelt nicht nur Tabakspfeifen, sondern auch Geschichten von Menschen. Es ist wie bei einem alten Haus, das man kauft, sagt Biesold. Es lebt durch das, was es erlebt hat. Und auch Thieme und seine Pfeifen können da einige Geschichten erzählen.

Zerrauchte und unberührte Pfeifen

Viele seiner Tabakspfeifen stammen von Reisen, die er zu DDR-Zeiten bis weit in den Osten mit dem Motorrad unternahm. Biesold ist „unheimlich beeindruckt von dem älteren Herrn unser seinem Leben“. Auch für Thieme war es „ein schönes interessantes Gespräch“. Er ist dankbar, dass er das Kapitel Pfeifensammlung so abschließen konnte. Er hat sie ja nicht wirklich richtig gesammelt, sondern die Mitbringsel einfach aufgehoben, und so kamen im Laufe der Jahre eben immer mehr zusammen. Er wollte sie in treue Hände geben, bevor seine Nachkommen sie irgendwann in den Müll schmeißen.

Selbst das Denkmal vor seiner alten Praxis kommt nicht ohne Pfeife aus.
Selbst das Denkmal vor seiner alten Praxis kommt nicht ohne Pfeife aus. © Archiv/Steffen Unger

Im Gegensatz zu Thiemes Pfeifen sind die in der Biesoldchen Sammlung wenig gepflegt, wie er zugibt, und „zerraucht“, während Thieme nie rauchte. Als Ehrerbietung an Thieme wird Biesold dessen Pfeifen nicht anrühren, und das nicht nur, weil er inzwischen Nichtraucher ist. Der eiserne Doktor, der seit Biesolds 63. Geburtstag im Juni 2010 vor seiner Arztpraxis in Putzkau steht, hat auch eine Pfeife im Mund. Gesundheitspolitisch ist das nicht ganz korrekt, für Biesold und seine Patienten aber ganz in Ordnung. Das Denkmal erhielt er, weil er seit über 40 Jahren für sie da ist. Und die Statue hat ja neben der Pfeife alles, was einen Allgemein- und Hausarzt ausmacht: Stethoskop und Arzttasche. Günter Thieme ist glücklich. Mit diesem Ende seiner Sammlung kann er gut leben – und seine Frau auch. Die hatte die Pfeifen immer als Dreckfänger bezeichnet und ihn gebeten, sich doch davon zu trennen. Auf dem Boden war nicht der richtige Platz für die Pfeifen, bei Biesold sind sie gut aufgehoben, sagt Thieme.

Günther Biesold will Günter Thieme schon seit ein paar Tagen noch einmal ein paar Zeilen schreiben. Er wird es jetzt tun.

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