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Die neue Chefin

Das lange Warten hat sich offensichtlich gelohnt: Die erste Grundschule wird seit Montag von Sylvia Ufert geleitet.

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© Anne Hübschmann

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Es war Liebe auf den ersten Blick. Zuneigung zum ehrwürdigen Schulgebäude, Hochachtung vor ihren engagierten Kollegen und spürbare Begeisterung für eine Stadt, durch die sie, wenn es die Zeit zuließe, am Nachmittag gern mal Bummeln gehen möchte. Mit glänzenden Augen spricht Sylvia Ufert von ihrer neuen Wirkungsstätte, und der Zuhörer merkt schnell: Für die frisch ernannte Leiterin der 1. Grundschule Großenhain ist ihre Tätigkeit viel mehr als nur Arbeit im herkömmlichen Sinne. Die Lehrerin, welche selbst die Fächer Englisch und Werken unterrichtet, spricht geradezu mitreißend von ihrem Beruf und lässt schnell erkennen, wieso sie auch nach über 20 Dienstjahren noch immer voll darin aufgeht.

Den Leitspruch der Schule „Lasst uns gemeinsam die Welt entdecken“ könne sie ebenso mittragen wie die Einstellung ihrer elf Kollegen, jedes einzelne Kind ganz individuell zu betrachten und zu fördern. „Ich bin wirklich sehr glücklich, dass mir diese Schule anvertraut worden ist! Jeder Einzelne, von der Sekretärin bis zur Reinigungskraft, ist überaus engagiert“, freut sich Sylvia Ufert.

Für die Mutter eines erwachsenen Sohnes schließt sich mit der Röderstadt gewissermaßen ein Lebenskreis. Immerhin hat die Radeburgerin von 1984 bis 1988 am Institut für Lehrerbildung (IfL) in Großenhain studiert, um dann zunächst an der Grundschule Berbisdorf und später in Radeburg zu unterrichten. Vier weitere Jahre führten die musik- und kunstbegeisterte Pädagogin an das Bildungsinstitut. Sachsenweit besuchte sie während dieser Zeit alle Schularten, um im Rahmen des Verfahrens der externen Evaluation die schulische Qualität in Sachsen voranzubringen. „Während dieser Phase habe ich selbst noch einmal sehr viel gelernt, wollte dann jedoch meine gesammelten Erfahrungen im aktiven Schuldienst umsetzen“, bekennt Ufert. Aktiv sollten die kommenden Jahre dann auch tatsächlich werden. Nachdem sie ihre Bewerbung für die stellvertretende Leitung der 56. Grundschule in Dresden abgegeben hatte, wurde Sylvia Ufert als Lehrerin nach Lampertswalde abgeordnet. Erst kurz nach Schuljahresbeginn sei ihre Ernennung in der Landeshauptstadt erfolgt. Um die Kollegen der Grundschule Lampertswalde nicht hängenzulassen, habe sie letztlich auch dort zwei Tage unterrichtet. „Ein Schuljahr später dachte ich dann, endlich in Dresden als stellvertretende Schulleiterin losarbeiten zu können. Aber der eigentliche Schulleiter wurde für ein Jahr abgeordnet und ich musste die Grundschule allein leiten“, erinnert sich Sylvia Ufert. Eine anstrengende Zeit, die ihr aber vor allem auch gezeigt habe, dass sie selbst einer Einrichtung vorstehen kann.

Seit 1. August lenkt Sylvia Ufert nun die Geschicke der 1. Grundschule Großenhain. Die Übergabe mit ihrem Vorgänger Friedrich Brunnert – eigentlich Schulleiter in Kalkreuth und deshalb ein Jahr lang in bewundernswerter Doppelfunktion tätig gewesen – erfolgte bereits in den Ferien. Auch die Mitarbeiter habe sie schon im Frühsommer kennen- und schätzen gelernt. „Es ist ein Team, welches Erfahrung und neue Ideen gleichermaßen in sich vereint. Wir stimmen gedanklich überein und ich bin dankbar, dass man mich mit offenen Armen herzlich aufgenommen hat.“

166 Mädchen und Jungen lernen momentan an der 1858 errichteten Schule. Wesentlich weniger Schüler, als es Sylvia Ufert aus Dresden gewöhnt ist. Die erfahrene Pädagogin schätzt nach eigenem Bekunden die Vorteile der kleineren Einheiten. In ihnen sei es noch möglich, sich dem einzelnen Kind und seinen individuellen Bedürfnissen zu widmen. Hier kenne man die Eltern sowie das Lernumfeld der Schützlinge. Und in Schulen wie der auf der Schubertallee sei es tatsächlich möglich, Schülern mit Handicaps eine Bildungsperspektive zu bieten. Über zehn Integrationskinder besuchten den Unterricht in der 1. Grundschule.

Eine Schule, die sich mitten im Herzen der Stadt befinde. „Und sicher auch im Herzen ihrer Stadtväter. Ich habe es bisher zumindest noch nicht erlebt, dass der Oberbürgermeister, der Bürgermeister und die Geschäftsbereichsleiterin Finanzen/Allgemeine Verwaltung persönlich vorbei gekommen sind“, erzählt Sylvia Ufert begeistert. Dass sie bei der ersten Begegnung mit Sven Mißbach und Tilo Hönicke gleich einen Wunsch für „ihre Schule“ geäußert habe, macht sie noch sympathischer: „Ich fände es schön, wenn das Haus saniert würde und dabei eine Kombination aus Aula und Musikraum entstehen könnte.“