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Die Rückkehr der Fachkräfte

600 Besucher kamen am Montag zur Jobbörse nach Bautzen. Die lockte nicht nur Weggezogene an.

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© Carmen Schumann

Marleen Hollenbach

Bautzen. Immer freundlich bleiben, sympathisch lächeln, sich gut präsentieren und dabei viele Frage stellen. Das hat sich Sylvia Rentsch vorgenommen. Die Bewerbungsmappe unterm Arm geht sie von einem Stand zum anderen. Und sie ist nicht die Einzige. Der Kongresssaal des Bautzener Best-Western-Hotels ist gut gefüllt. Rund 600 Besucher sind an diesem Montag zur Fachkräftebörse „wiederda“ gekommen. Zum zweiten Mal findet diese Aktion für Weggezogene zwischen Weihnachten und Neujahr statt. 50 Firmen sind mit dabei.

Darunter ist auch ein Unternehmen, für das sich Sylvia Rentsch interessiert – eine Steuerkanzlei aus Bautzen. Die junge Frau liest sich die Broschüre durch, die auf dem Tisch liegt. Dann kommt sie mit den beiden Mitarbeitern ins Gespräch. Und erzählt ihnen ihre Geschichte. Eigentlich kommt die gelernte Steuerfachangestellte aus Köln. Doch über Umwege lernte sie einen Mann aus der Oberlausitz kennen und lieben. Jetzt ist sie zu ihm gezogen. Nur eines fehlt noch zum Glück: ein Job in der Region. Ob es heute klappt? Das weiß Sylvia Rentsch nicht. Aber sie ist optimistisch. „Es ist immer besser, wenn man sich den Firmen persönlich vorstellen kann“, meint sie. Und noch einen Erfolg kann sie verbuchen. „Die Messe hat mir geholfen, die Unternehmen der Region überhaupt erst einmal kennenzulernen.“

Keine leichte Aufgabe

Genauso begeistert wie die junge Frau aus Köln ist auch Dirk Urban, der die Steuerkanzlei Dr. Steinebach und Partner präsentiert. Die Bautzener Firma hat eine Stelle aktuell ausgeschrieben und ist auch so immer auf der Suche nach neuen Arbeitskräften. Doch genau das wird zunehmend schwieriger, meint Urban. „Als ich mich 1996 für den Job beworben habe, da war ich einer von 70 Kandidaten. Jetzt können wir meist nur aus acht Bewerbern auswählen“, erklärt er. Eben weil es an Fachkräften mangelt, findet er die Idee toll, ehemalige Oberlausitzer wieder nach Hause zu locken. Zudem sei die Jobbörse im Hotel Best Western auch eine gute Gelegenheit, um mit anderen Firmen ins Gespräch zu kommen. Nicht weit von ihm entfernt hat Peggy Meißner ihren Stand aufgebaut. Die Chefin der Firma KDS mit Sitz in Großröhrsdorf ist überrascht, wie viele Unternehmen sich hier präsentieren. „Ich hätte auch nicht gedacht, dass so viele Besucher kommen“, sagt sie. Peggy Meißner sucht Fachkräfte im Bereich Werkzeugbau. Und weil auch das keine leichte Aufgabe darstellt, ist sie gern bei der Messe mit dabei.

Börse hat sich etabliert

So hat sich Landrat Michael Harig (CDU) das wohl vorgestellt. Zufrieden blickt er in die Menge. Gemeinsam mit der IHK und der Handwerkskammer startete er vor einem Jahr die Jobbörse zwischen Weihnachten und Silvester. „In dieser Zeit kommen viele Menschen auf Familienbesuch in ihre Heimat und haben dann die Chance, sich hier nach einem Job umzusehen“, sagt er. Die Idee stieß zunächst auf Skepsis. So meldeten sich im vergangenen Jahr gerade einmal zwölf Unternehmen an.

Doch die Veranstaltung hat sich mittlerweile etabliert. Und nicht nur für Rückkehrer ist die Jobbörse interessant. Mit schnellen Schritten eilt Christian Jäkel durch den Raum. Der Mann aus Hoyerswerda hat an der TU Dresden Maschinenbau studiert. Jetzt ist er fertig und sucht einen Job. „Ich werde wohl in den Westen gehen müssen“, meint er. Im Internet hat er sich nach Stellenangeboten erkundigt. „Doch hier in der Region suchen sie nur Leute mit Berufserfahrung“, sagt der junge Mann. Ganz aufgegeben hat er aber noch nicht. Weil seine Freundin in der Oberlausitz wohnt, würde er auch gern bleiben. Nun hofft Jäkel, dass er auf der Fachkräftebörse ein Unternehmen findet, das sich für ihn interessiert. „Ich habe ja noch nicht alles gesehen“, sagt er zuversichtlich.

Und wenn bei der Messe doch nicht das Richtige dabei ist, dann können Fachkräfte ab sofort im Internet nachschauen. „Auf einer neuen Seite haben wir Informationen zur Region gebündelt“, sagt der Landrat. Ein Jahr lang wurde daran gebastelt. Neben einem Link zur Jobbörse der Agentur für Arbeit gibt es dort Hinweise zum Thema Bauen oder zu den hiesigen Kindertagesstätten und Schulen.

www.fachkraefteportal-bautzen.de