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Die Rückkehr nach Kreischa als Chef

Das Anti-Doping-Labor plant mit neuem Leiter eine Universitäts-Kooperation.

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Von Jochen Mayer

Kreischas Anti-Doping-Labor bekommt heute einen neuen Chef. Dr. Detlef Thieme übernimmt die Leitung des Instituts für Dopinganalytik und Sportbiochemie. Die Einrichtung gehört mit der in Köln zu den inzwischen weltweit 34 offiziell von der Antidoping-Weltagentur Wada anerkannten Kontroll-Labors.

Detelf Thieme ist ein alter Bekannter in Kreischa. Der Rechtsmediziner und Toxikologe gehörte zum Team, das 1992 unter Leitung von Prof. R. Klaus Müller das einstige DDR-Labor vor dem endgültigen Untergang bewahrte. Die Adresse vor den Toren Dresdens etablierte sich in der neuen bundesdeutschen Sportlandschaft und machte sich weltweit einen Namen. „Ich kenne Detlef Thieme als engagierten und fähigen Wissenschaftler, der ambitioniert forscht und arbeitet“, erzählte gestern Klaus Müller über seine Gründe für den einstigen Lockruf. „Er arbeitete in Kreischa wissenschaftlich und an den Analysegeräten.“ Als Experte an einem hochsensiblen Massenspektrometer war Detlef Thieme 1997 zur Leichtathletik-WM nach Athen abkommandiert. „Die griechischen Kollegen baten uns um Unterstützung, da sie keine Erfahrung mit diesem Gerät hatten“, erklärte der Wahl-Sachse, der über Halle/Saale an die Gerichtsmedizin in Frankfurt/Oder gekommen war und dort Kreischas Ruf erhielt. Während der Olympischen Spielen 2004 kehrte Detlef Thieme erneut nach Athen zurück, in das internationale Experten-Team für Doping-Analytik. Da wirkte er allerdings schon als Rechtsmediziner in München.

Heute tritt Detlef Thieme die Nachfolge von Prof. Horst Michna an. Der Münchner hatte im Januar 2007 Kreischas Führung von Prof. Müller übernommen, der 70-jährig die Institutsleitung in jüngere Hände geben wollte. Ehrgeizige Projekte einer Zusammenarbeit mit der Münchner Uni stoppte jedoch der Tod von Horst Michna am 10. Mai 2007 nach kurzer schwerer Krankheit. Seitdem führte Laborleiter Joachim Große die Geschäfte kommissarisch. Seinen neuen Vorgesetzten kennt der Pirnaer aus gemeinsamen Arbeiten – auch aus dem Olympia-Labor 2004 in Athen.

Mit dem 49-jährigen Detlef Thieme beginnt eine neue Zeitrechnung in Kreischa. Die Leiterposition ist erstmals seit der Wende zur vollwertigen Planstelle aufgestockt worden. „Das bietet neue Perspektiven, gibt Impulse“, weiß Ex-Chef Klaus Müller aus Erfahrung. Angedacht ist eine Kooperation mit der Technischen Universität Dresden. Das Kreischaer Institut will weiter Trickser im Sport enttarnen und wissenschaftlichen Vorlauf beim Kampf gegen Doping schaffen.