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Die Schuhe von Keith Richards

Bautzen hat ein neues Museum – voller Sammlerstücke und Geschichten rund um die Rolling Stones.

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© Uwe Soeder

Miriam Schönbach

Bautzen. Lebensgroß zeigen die Schwarz-Weiß-Fotografien Charles Watts und Bill Wyman. Bekannt sind beide Herren als ein Teil der Rolling Stones. Olaf Boehme und Michael Schmidt zeigen ihre Idole. Zusammen mit den Bildern von Keith Richard und Brian Jones wurden sie im neuen Stones-Pavillon in Bautzen aufgehängt, wo die Ausstellung über die Musiker zu sehen ist.

Mit 17 Jahren hört Olaf Boehme zum ersten Mal eine Platte der legendären Band. „Das war 1982. Ein Kumpel brachte damals das Doppelalbum vorbei. Mit einem Spulentonbandgerät nahm ich die vier LP-Seiten auf“, erinnert sich der leidenschaftliche Sammler. Doch in der DDR darf die Musik der Stones erst seit Ende der 70er-Jahre wieder im Radio gespielt werden. Die wilden Klänge sind der Partei suspekt. 1965 verabschiedet die SED ein Verbot der Beatmusik. Michael Schmidt kennt die Geschichte nur aus den Erzählungen. Am 14. September 1970 geht der gebürtige Hamburger in seiner Heimatstadt zu seinem ersten Stones-Konzert. „22 Mark kostete damals der Eintritt“, sagt der 61-Jährige. Als er die Stones für sich entdeckt, ist er gerade einmal elf. 1965 spielt die Band ihr erstes Konzert in Deutschland. Bei eben diesem Konzert entstehen auch die lebensgroßen Fotos der Bandmitglieder. Als Leihgabe des Stadtmuseums Münster sind sie nun in Bautzen zu sehen. Nur Frontmann Mick Jagger fehlt. „Sein Foto wurde für einen guten Zweck versteigert“, sagt Olaf Boehme.

120 Ost-Mark für eine Platte

Seine erste Stones-Platte kauft sich der Sammler aus Putzkau 1983. 120 Ost-Mark zahlt er dafür. Verdient hat er sich das Geld als Rettungsschwimmer. Zuhause hört er „Black and Blue“ und träumt davon, irgendwann einmal seine Idole zu treffen. In den 80er-Jahren in der DDR ist das nicht mehr als ein verrückter Traum. Doch mit dem Mauerfall ändert sich alles. Vom Begrüßungsgeld kauft sich Olaf Boehme 1989 die Eintrittskarte für sein erstes Stones-Konzert. Am 23. Mai 1990 in Hannover sieht er seine Idole erstmals live. „Dieses Erlebnis war der Anstoß, richtig in die Geschichte der Band einzutauchen“, sagt der Chef der Bautzener Kreiswerke. Schnell füllen sich Hefter mit 25 000 Original-Zeitungen und -zeitschriften. Ebenso rasch kommen Album- und Tourneeaufsteller, Poster und Werbemittel hinzu.

Und Olaf Boehme beginnt, der Band hinterherzureisen. 1994 passt er Mick Jagger vor einem Hotel in Toronto ab, um ein Autogramm zu bekommen. Der Star ist gerade auf dem Weg in ein Restaurant. Auf dem Rückweg drückt er dem jungen Mann noch ein zweites Foto in die Hand. 2005 erlebt der Putzkauer in Amerika sieben Konzerte der englischen Band. „Zwischen San Francisco und Phoenix Arizona bin ich an zig Nationalparks vorbeigefahren, ohne sie zu sehen, nur wegen der Stones“, berichtet der zweifache Großvater.

Paradies für Fans

Nach 110 Konzerten in 21 verschiedenen Ländern Europas und Nordamerikas ist Olaf Boehme etwas ruhiger geworden. Das heißt aber nicht, dass die Leidenschaft nachlässt, die er mit dem Hamburger Michael Schmidt teilt. Bei einer Ausstellung zu ihrer Lieblingsband in Bremen lernten sich die beiden kennen. Aus dem ersten flüchtigen Kontakt ist Freundschaft geworden. Deshalb ist es gar keine Frage, dass Michael Schmidt beim Einrichten des Museums hilft.

Dieses hat seinen Platz über dem Bautzener Theaterparkhaus gefunden und ist ein Paradies für Fans: Vitrinen gefüllt mit Eintrittskarten, Puzzlespielen, Fan-Ausweisen, Platten, Kassetten, Zeitungsbeiträgen und einer Weihnachtskarte, welche die Stones 1966 an alle Fanclubmitglieder verschickten. Dazu ein paar Raritäten: zum Beispiel ein Deckenstrahler aus dem Haus von Brian Jones. Das Utensil wurde versteigert, um ein Denkmal für das verstorbene Stones-Mitglied zu finanzieren. So kam es über Umwege erst nach Hamburg und nun nach Bautzen.

Nur wenige Meter entfernt liegen die Schuhe von Keith Richards, die er zur Gerichtsverhandlung 1978 in Toronto trug. Der Gitarrist war mit Drogen erwischt worden. „Damals stand die Band auf der Kippe. Aber die Richter verurteilten ihn nur, zwei Konzerte zu spielen“, sagt Olaf Boehme. Er kennt zu jedem Ausstellungsstück eine Geschichte.

Stones-Pavillons, Äußeren Lauenstraße 25 (Theater-Parkhaus)

Öffnungszeiten nach Vereinbarungen, Buchungen über die Tourist-Information Bautzen, 03591 42016