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Die Stasi-Villa, die nie existierte

Die "Villa Weißer Hirsch" ließ die hohen Häupter des Sozialismus ausspannen. Dabei war das Anwesen nicht einmal amtlich registriert.

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Dresden. Fabrikanten-Villa, Gästehaus der Stasi, Wettiner-Besitz und nun schmucke Pension. Die „Villa Weißer Hirsch“ an der Hermann-Prell-Straße hat eine lebhafte Geschichte. Und dabei war das Haus mit 5000 Quadratmeter Anwesen lange Zeit amtlich nicht einmal vorhanden.

Als sich Gastronomin Petra Morgenstern und ihr Mann, Raumausstatter Matthias, nach dem Erwerb des Hauses 2005 ummelden wollten, hieß es im Amt: „Die Hermann-Prell-Straße 6 gibt es gar nicht.“ Gab es wohl: Erbaut 1935 vom „Teehaus“-Fabrikanten, war das Anwesen zu DDR-Zeiten die Top-Adresse für Honecker und Co. zum Ausspannen in idyllischer Lage. So betteten auch Fidel Castro und Kim Il Sung ihre sozialistischen Häupter hier. Aber auch Bayerns Ministerpräsident Franz Joseph Strauß urlaubte seinerzeit in Loschwitz. Streng bewacht von der Stasi, die das Haus regelrecht „vermint“ hatte.

„Beim Umbau fanden sich diverse Abhöranlagen“, sagt Petra Morgenstern: Spanische Spiegel, Wanzen im Klo und Kameras im Kronleuchter! Anlagen und Unrat füllten später fünf Müllcontainer. Nach der Wende bekamen die Wettiner im Tausch gegen Kunstgegenstände die Villa vom Freistaat. Die verkauften die baufällige Anlage an die Morgensterns.

Das Ehepaar führt nach dem Umbau seit 2006 eine Pension, die seit neuestem mit barocken Möbeln ausgestattet ist. Dennoch: Ganz verkneifen können sich Morgensterns den spöttischen Blick zurück nicht. Im Flur hängt ein Foto. Darauf liegen Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski, Franz Joseph Strauß und dessen Sohn Franz Georg entspannt unterm Sonnenschirm im Garten der Villa ...