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Die unbekannte Seite

Konrad Hahnewald war der erste Insasse im KZ Hohnstein. Erstmals präsentiert ihn eine Ausstellung auch als Künstler.

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© Steffen Unger

Von Anja Weber

Gabriele Hahn kann sich nicht entscheiden, welchem Bild sie als Nächstes einen Rahmen verpasst. Nimmt sie die Geranien, die Alpenveilchen oder den Hohnsteiner Kasper? Und immer sind da die Gedanken an ihren Großvater Konrad Hahnewald. Er hat die Bilder gemalt, die meisten davon nach seiner Gefangenschaft im Konzentrationslager Burg Hohnstein. Als Herbergsleiter der „Jugendburg Hohnstein“ verweigerte er das Hissen der Hakenkreuzfahne. Daraufhin wurde er von den Nazis verhaftet. Er war der erste Gefangene im KZ Burg Hohnstein. Die Nazis misshandelten ihn, folterten ihn, brachen ihm Arme und Rippen. Jetzt zeigt eine Ausstellung in Hohnstein erstmals die von Konrad Hahnewald selbstgemalten Bilder. Eigentlich müsste ihr Bruder Michael Hahnewald hier sein und die Ausstellung vorbereiten, sagt Gabriele Hahn.

Konrad Hahnewald wurde 1888 geboren, er starb 1962 in Dresden.
Konrad Hahnewald wurde 1888 geboren, er starb 1962 in Dresden. © Repro

Der jetzt fast 70-Jährige hat die Geschichte des Großvaters aufgearbeitet und im Familienarchiv festgehalten. Und erstmals werden daraus jetzt die Bilder der Öffentlichkeit präsentiert. Michael Hahnewald aber ist schwer krank und kann die Ausstellung nicht selbst vorbereiten. Das wichtigste Anliegen sei, dass solche Menschen wie Konrad Hahnewald nicht in Vergessenheit geraten. „Die Zeit blendet vieles aus. Wir wollen die Erinnerungen wachhalten“, sagt sie. Denn man könne die Zukunft nur gestalten, wenn man sich der Vergangenheit wahrhaftig nähere. Die Ausstellung sei ein wichtiger Schritt dazu. Die Grundschule selbst hält den Namen lebendig, in dem sie ihn trägt. Deshalb sei es auch ein guter Ort, um die Bilder zu präsentieren. „Ich bin der Schulleitung sehr dankbar, dass sie mein Anliegen mitträgt und wir hier diese Ausstellung zeigen können“, sagt die Enkeltochter. Immer wieder bringt sie ein neues Bild, fertige Stillleben mit Blüten, Pflanzen, Krügen, Tieren sowie Landschaften. Einige sind noch unfertig und zeigen, an wie vielen Bildern er wohl gleichzeitig gearbeitet haben muss. Fast scheint es, als ob er nach seiner Haft im KZ sich vieles von der Seele malen wollte. Die Bilder zeigen das Schöne, die Natur. „Kaum jemand weiß, welche Fähigkeiten und Begabungen Konrad Hahnewald eigentlich hatte. Schon deshalb ist es wichtig, auch diese Seite zu zeigen“, sagt sie. In Vitrinen werden darüber hinaus noch die Malutensilien von Konrad Hahnewald gezeigt. Außerdem werden erstmals auch Familienfotos zu sehen sein, unter anderem mit seinem Bruder Edgar Hahnewald, einem Redakteur und Schriftsteller, der ins Exil nach Schweden getrieben wurde. Gabriele Hahn selbst hat ihren Großvater nicht malend erlebt. Sie wusste allerdings davon. Als sie die vielen Bilder das erste Mal gesehen hatte, sei sie selbst überrascht gewesen. „Ich erinnere mich an Konrad Hahnewald als einen Menschen, der für alle offen war, gern wanderte und sehr gut Mundharmonika spielen konnte“, sagt sie. Und sicherlich kann sie auch noch einige Geschichten mehr erzählen. Denn sie wird bei insgesamt drei Veranstaltungen in Hohnstein dabei sein und zwar heute Abend, sowie am 23. und 24. September.

Die Ausstellung kann zu folgenden Zeiten besichtigt werden: heute, 18.30 Uhr; am 16.9.: 18.30 bis 21 Uhr; am 23.9.: 17.30 bis 19 Uhr; 24.9.: 16 bis 18.30 Uhr.