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Die Verkehrssorgen der Görlitzer

Straßen sind ein dominierendes Thema in Bürgerratssitzungen. Doch nicht immer gibt es Lösungen, die allen gefallen.

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© Nikolai Schmidt

Von Ingo Kramer und Daniela Pfeiffer

Görlitz. Peter Schellin kann sich noch gut an die früheren Pläne für die Sanierung der Reichertstraße erinnern. „Da war die Fortführung des Radweges von der Einmündung Büchtemannstraße bis zum August-Bebel-Platz eingezeichnet“, sagt der Südstadt-Anwohner, der sich auch in der Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) engagiert, während der Versammlung des Bürgerrates. Er ist enttäuscht: In den neuen Plänen sei der Radweg ersatzlos gestrichen, stattdessen gebe es Parkplätze. Amtsleiter Torsten Tschage begründet es mit Platzmangel: „Wir müssen die Breitenabstände, die heute gefordert sind, erfüllen.“ Da gelte es, alles abzuwägen: Autos, Fußgänger, Radfahrer, Parkplätze, Bushaltestellen und die Auflagen des Denkmalschutzes, der die Baumreihe erhalten will. Für alles aber reicht der Platz nicht. So sind es diesmal die Radfahrer, die das Nachsehen haben. Doch einen Trost hat Tschage: Radfahrer können stattdessen die weitaus ruhigere Büchtemann- und die Biesnitzer Straße nutzen. Das ist ein kleiner Umweg, der aber auch zum Ziel führt.

Die Reichertstraße ist nur eines von vielen Verkehrsthemen, die in den Bürgerratssitzungen der vergangenen Wochen angesprochen wurden. Keine Frage: Das Thema bewegt viele Görlitzer. Und nicht immer bleibt es so sachlich wie die Diskussion zwischen Schellin und Tschage.

Südstadt: Bürgerrat sieht ganz viele Probleme, fühlt sich alleingelassen

Die Sicherheit im Straßenverkehr lässt Bürgerrat Uwe Lehmann nicht zur Ruhe kommen. Allein am Bahnhof Südausgang seien jeden Morgen 20 bis 30 Verkehrsverstöße zu beobachten. Lehmann wirft der Stadtverwaltung Untätigkeit vor: „Sie wartet, bis Menschen zu Schaden kommen.“ OB Siegfried Deinege weist das entschieden zurück: „Das ist Schwachsinn. Wir warten nicht auf Unfälle, sondern wollen diese verhindern.“ Was das Rathaus dafür tun will, sagt er aber nicht. Lehmann erkennt ein paar gute Ansätze, etwa eine geplante Verkehrsinsel am Luisenstift oder einen Zebrastreifen am Sechsstädteplatz. Alles in allem sei das aber zu wenig, die Stadt halte an Planungen von 2008 fest, die auf damaligen Analysen beruhen. Auch das weist der OB zurück: „Die Dinge werden regelmäßig betrachtet und neu bewertet.“ Es gebe keine Beschränkungen durch alte Beschlüsse. Allerdings habe die Stadt auch nur bestimmte Freiheiten, müsse zum Beispiel immer auf Menschen mit Behinderung achten.

Innenstadt West: Fahrradfahrer wünschen sich mehr Beachtung

Die Radfahrer meldeten sich im Bürgerrat der Innenstadt West zu Wort. Sie fühlen sich gar nicht beachtet – vor allem der Brautwiesenplatz sei dafür ein Beispiel. Dass dadurch gefährliche Situationen entstünden, läge auf der Hand. Torsten Tschage erklärte, dass er in regelmäßigem Kontakt mit dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) stehe, denn die Straße sei in dessen Zuständigkeit. Im Zuge der Umgestaltung der Bahnhofstraße sei der Brautwiesenplatz mit vorgesehen, allerdings erst gegen Ende, das heißt, etwa in zwei Jahren. Zudem merkte Tschage an, dass sich vieles für Radler schon verändert habe. Zum Beispiel auf der Wiesbadener Straße, wo der Radweg auf der Fahrbahn mit dem normalen Verkehr mitgeht.

Wo denn der versprochene Zebrastreifen vor der Straßenbahnampel bei der Jägerkaserne bleibe, wollte ein Bürger wissen. Hier musste Tschage einräumen, dass es wegen zu vieler Baumaßnahmen zur Verzögerung kam. Es war schlichtweg keine Firma zu bekommen, die die Markierung übernehmen konnte. So bald wie möglich solle das aber nachgeholt werden.

Zu einem weiteren Bürger, der sich wegen tiefer Pfützen auf manchem Gehweg beschwerte, sagte Tschage, man bemühe sich, doch es sei unmöglich, alle Wege der Stadt in gleich gutem Zustand zu halten.