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Die verratenen Quarkse

SZ-Adventskalender, Türchen 4: Sagen aus der Sächsischen Schweiz – Warum kleine Helfer aus Lohmen flohen und die Elbfähre versenkten.

Von Peter Ufer
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Luis (4) aus Pirna als Quarks.
Luis (4) aus Pirna als Quarks. © Marko Förster

In der Nähe von Lohmen, wenn einer auf der Poste steht, da sieht er ein Loch im Berg. Der Berg ist groß, aber das Loch klein. Und doch ging dort jemand hinein.

Der jemand war von geringer Größe. Es waren Quarkse, die vor Riesen geflohen waren. Quarkse lebten einst rund um Lohmen, bauten sich versteckte Siedlungen und ließen das Land blühen. Sie halfen den Menschen nachts heimlich bei der Arbeit auf dem Feld oder im Haus. Die Menschen allerdings beachteten die Kleinen nicht sonderlich, denn es erschien ihnen selbstverständlich, dass morgens viel Arbeit getan war, die sie am Abend zuvor nicht geschafft hatten. Einer macht das schon, dachten die Menschen. Es erschien ihnen kleinlich, sich Gedanken darüber zu machen, wer so viel erledigte, ohne einen Dank zu verlangen.

Den Quarksen erschien es als Glück, dass sie keiner aus der Gegend vertrieb. Sie waren so klein, dass sie einen Ort brauchten, wo sie geborgen waren. Und Glück bedeutete für sie, dass kein Unglück geschah.

Als eines Tages Riesen ins Land kamen, da dachten die Menschen, dass ganz sicher die Großen nachts alle Arbeit taten, denn sie erzählten davon. Die Quarkse indes zitterten vor Angst, weil die Riesen durch die Wälder liefen und die kleinen Hütten der Winzlinge zertraten. Also sammelten sich die Quarkse eines Tages und verschwanden in dem kleinen Bergloch. Hinter dem befand sich ein Tunnel, der bis an die Elbe, ganz in der Nähe von Wehlen, führte.

Die Quarkse traten an den Fluss, gingen zur Fähre und baten um Überfahrt. Der Fährmann lachte über die Kleinen und meinte, er könne sie nur übersetzen, wenn der Erste ihm einen Taler gab und der Nächste doppelt so viel und der nächste doppelt so viel und so fort. Die Quarkse stimmten zu, der Fährmann willigte ein. Als die Quarkse ausstiegen, legten sie Taler um Taler auf den Boden des Schiffes, sie verdoppelten jeweils und der Haufen wuchs an. Als der Fährmann ablegte, war sein Schiff so schwer geworden, dass es auf der Mitte der Elbe sank. Keiner sah ihn je wieder. Die Quarkse auch nicht. Sie waren in ein anderes Land gegangen. Nur ab und zu, so um die Weihnachtszeit, sollen sie nach Lohmen kommen, um nachzusehen, wie es den Menschen geht.

Gelesen werden die Sagen täglich, 17 Uhr, auf dem Pirnaer Canalettomarkt vom Weihnachtsmann, auch das Kalenderkind ist dann mit auf der Bühne.

Schöne Bescherung – Sagenhafter Advent mit märchenhafter Musik am 16. Dezember, um 18 Uhr, im Tom-Pauls-Theater Pirna; Karten 23 Euro, 1 03501 7793122.