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Die Wunschliste der Kreischaer

Das Rathaus und Einwohner von Kreischa arbeiten an einem neuen Ortsentwicklungskonzept. Nun liegen erste Ergebnisse vor.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Stephan Klingbeil

Kreischa. Was sind die Stärken von Kreischa, welche Schwachpunkte hat die Gemeinde und worin liegen die Potenziale und Risiken in ihrer künftigen Entwicklung? Fragen wie diesen geht Kreischa seit einigen Monaten auf den Grund. Die kleine Gemeinde mit rund 4 500 Einwohnern bastelt derzeit an einem sogenannten Integrierten Entwicklungskonzept. Dieses soll bereits bestehende Entwicklungskonzepte aufgreifen, sie ergänzen und bündeln in einem umfassenden Maßnahmenkatalog.

Damit das Konzept möglichst viel Zustimmung bekommt, will Bürgermeister Frank Schöning (FBK) die Einwohner an dem Prozess beteiligen. Zu den vier Einwohnerversammlungen im vergangenen November für die einzelnen Ortsteile kamen rund 150 Leute, um sich über die Idee hinter dem Konzept zu informieren. Fortführende Diskussionen fanden bei zwei Workshops in diesem Januar statt. Erste Ergebnisse stehen nun fest.

Welche Wünsche haben die Kreischaer?

Gewünscht wurde zum Beispiel eine stärkere Verknüpfung zwischen der Bavaria Klinik, dem größtem Arbeitgeber in Kreischa, und der Gemeinde und ihrer Bürger. Klinik-Einrichtungen und ihre Angebote sollten zum Beispiel mehr genutzt werden können von Einwohnern. Die neue Bürgerstiftung soll ferner helfen, dann einen Interessenausgleich zu finden, wenn es strittige Themen gibt, die Gemeinde und Klinik betreffen.

Obendrein solle die gewerbliche Entwicklung in Kreischa mehr gefördert werden. Außerdem wurde etwa beim Thema Wohnen gewünscht, die „Potenziale in den Ortsteilen Kleincarsdorf, Gombsen, Sobrigau“ besser zu nutzen. Mehrgenerationenwohnen war ebenso von Interesse. Darüber hinaus soll der Schulstandort gestärkt werden, genauso wie die Vereinsarbeit.

Die Verkehrsverbindungen zwischen den Ortsteilen sollen ebenfalls verbessert werden, etwa mit einem Bürgerbus oder wie am Beispiel Kreischa nach Zscheckwitz etwa über einen durchgängigen Fußweg. Mehr Tempo-30-Zonen und Elektrotankstellen wurden gefordert. Die Nutzung erneuerbarer Energien sollte vorangebracht werden. Auch der Tourismus müsse gefördert werden, Radwege wie der nach Dresden geschaffen oder auch Wanderwege aktiviert werden.

Was genau ist der Sinn eines Ortsentwicklungskonzeptes?

Das Konzept soll Leitlinien sowie den langfristigen Orientierungsrahmen für Planungen, Konzepte und Ideen zur zukünftigen Entwicklung aufführen. Das Konzept soll Vorhaben in Kreischa und seinen Ortsteilen für die Zeit bis 2035 aufzeigen und Grundlage für Entscheidungen zu wichtigen Investitionen sein.

Wann soll das Kreischaer Ortsentwicklungskonzept fertig sein?

Zwar soll das Konzept in diesem Juli fertiggestellt sein. Aber auf dem Weg dorthin ist noch einiges zu tun. Die Gemeinde wird dabei begleitet von Wolfgang Fischer aus Kurort Hartha. Der Fachmann für Stadtplanung und Landschaftsarchitektur hat viele Jahre an der HTW Dresden als Professor gearbeitet und ist nun mit seiner Agentur für nachhaltige Projekte dafür verantwortlich, das zu rund 80 Prozent mit Zuschüssen aus dem EU-Programm Leader geförderte, 22 500 Euro teure Konzept zu erstellen.

Ehe die im Sommer 2017 begonnenen Arbeiten für das zukunftsweisende Papier abgeschlossen werden können, kommen Fischer zufolge noch drei Arbeitskreise zusammen. Diese Gremien treffen sich Ende Februar, Ende Mai und einen Monat darauf. Danach soll sich der Gemeinderat mit dem fertigen Konzept beschäftigen.

Die Arbeitskreise greifen dann auch die Schwerpunkte auf, die sich aus der bisherigen Bürgerbeteiligung herauskristallisiert haben. Fischer will der Diskussion nicht vorgreifen und nennt deshalb keine konkreten Projekte. Es gebe aber Maßnahmen, die sich bereits kurzfristig umsetzen ließen und Priorität haben. Andere Themen würden mittelfristig realisiert werden können, weitere Vorhaben hätten dagegen noch etwas Zeit.

Wie lautet das Fazit der bisherigen Arbeit?

„Interessant dabei ist, dass die Einwohner, die sich bisher beteiligt haben, ein großes Verständnis zeigten für die nötige Gewichtung von Maßnahmen und auch ein Bewusstsein haben, was nützlich für die Gesamtentwicklung von Kreischa ist“, so Wolfgang Fischer. Nun solle geklärt werden, was sich schnell umsetzen lässt und was noch etwas dauern könnte, weil auch noch andere Behörden und Geldgeber eingebunden sind, wie etwa bei von vielen Seiten geforderten Radweg von Kreischa nach Dresden entlang der Staatsstraße 183 durch das Lockwitztal. Beim nicht weniger wichtigen Thema Wohnen würden indes mögliche Flächen zur Bebauung ausgemacht, die auch relativ kurzfristig dafür genutzt werden könnten. Wie das funktioniere, werde das Konzept ebenfalls aufzeigen.