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Die Zittauer Kehr Force One

Mit der neuen Kehrmaschine soll die Stadt sauberer werden. Wären da nicht die Falschparker.

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© Mario Heinke

Von Mario Heinke

Die Parkbuchten an der Stützmauer entlang der Eisenbahnstraße sind leer. Nur ein alter Opel, dessen Fahrer offensichtlich ein Augenproblem hat oder Halteverbotsschilder nicht deuten kann, parkt einsam in einer Bucht. Ralf Stahl von der Städtischen Dienstleistungsgesellschaft (SDG) regt sich über solche Zeitgenossen nicht mehr auf. Er macht einen Schlenker um den ignoranten Falschparker. Der Dreck rund um das Auto bleibt nun liegen, bis die Straße planmäßig wieder dran ist. Ist der Opel verschwunden, findet sich garantiert ein Zittauer, der sich darüber aufregt, dass „die Stadt“ die Straße nicht richtig gekehrt hätte.

Stahl ist seit einigen Tagen mit dem nagelneuen „Cleango 500“ unterwegs und ist begeistert. Die erhöhte Sitzposition und die bis zum Kabinenboden reichende Frontscheibe bieten optimale Sichtverhältnisse. Die Bürsten lassen sich über einen Stick und kleine Schalter an der Armlehne der Fahrertür steuern, wie ein Computerspiel. Über einen Monitor behält der Fahrer die Straßenfläche vor dem Saugkanal im Auge oder orientiert sich beim Rückwärtsfahren. Ein kleines Sichtfenster im Kabinenboden zeigt, ob sich größere Teile wie Flaschen oder Pappbecher vor dem Saugkanal angesammelt haben. Ist das der Fall, kann er eine Klappe an dem zwei Zentimeter hohen Saugkanal öffnen und weg ist der Müll. Die Bürsten lassen fünf Geschwindigkeiten zu und der Aufsatzdruck lässt sich individuell regeln, was beim Kehren des historischen Pflasters in der Innenstadt, dessen Fugen oft mit Split gefüllt sind, hilfreich ist.

Was Stahl aber besonders schätzt: Die neue Maschine ist leiser, lässt sich im Straßenverkehr besser fahren und bietet mehr Sicherheit. Nur zum Rauchen muss er das Fahrzeug verlassen. „Das ist ein Nichtraucherwagen, da ist kein Aschebecher drin“, sagt er und grinst.

Hinter dem Fantasienamen „Cleango 500“ verbirgt sich ein rechtsgelenkter Mercedes mit Automatikgetriebe, Spezialaufbauten und der Kehreinheit vor der Vorderachse mit drei Rundbürsten. Die dritte Bürste ermöglicht dem Fahrer, Straße und Gehweg gleichzeitig zu kehren. Über die Düsen an den Bürsten lässt sich mit Wasser eine allzu starke Staubentwicklung vermeiden. Weshalb der Bauhof sich ausgerechnet jetzt die neue Kehrtechnik zulegte, erklärt SDG-Geschäftsführer Daniel Brendler: „Die alte Kehrmaschine ist in die Jahre gekommen, inzwischen sehr verschleiß- und reparaturanfällig. Es ist eine planmäßige Ersatzbeschaffung.“ Genau genommen war die alte auch gar keine Kehrmaschine, sondern nur ein Multicar mit einem Kehraufsatz, also ein Kombigerät.

Die Investition soll sich schnell auszahlen. Die Hoffnung ist bei einem Blick auf die technischen Daten durchaus berechtigt, denn die „Neue“ arbeitet effizienter. Das Fahrzeug verfügt über mehr Ladevolumen,  vier statt zweieinhalb Kubikmeter. Das bedeutet, der Dreck muss nicht so oft entladen werden, was Zeit spart. Außerdem kann mehr Wasser mitgeführt werden. Das Fahrzeug ist wendiger, verfügt über die dritte, bewegliche Bürste und mehr Saugkraft, was die Reinigungsqualität signifikant erhöhen wird. Laut Hersteller soll die Technik auch weniger stör- und verschleißanfällig sein. Die SDG habe sich im Vorfeld der Anschaffung mehrere Referenzen eingeholt, sagt Brendler. Er rechnet nach einer Eingewöhnungsphase an der neuen Technik mit besseren Reinigungsleistungen. Straßenabschnitte könnten dann schneller sauber werden. Es sei denn, Falschparker stehen im Weg.