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Die Zschopaufurt soll bleiben

Eine europäische Wasserrichtlinie könnte der Flussquerung ein Ende setzen. Dagegen gibt es Widerstand.

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Von Natasha G. Allner

Döbeln. Der geplante Rückbau der Limmritzer Furt schlägt Wellen. Anwohner und Nutzer verdrießt das Vorhaben der Landestalsperrenverwaltung (LTV). Helga Busch, Ortschaftsratsvorsitzende von Ziegra, hat seit ihrem schriftlichen Einwand zusätzlich bei Oberbürgermeister Hans-Joachim Egerer und beim Landratsamt Mittelsachsen vorgesprochen: „Zur nächsten Dienstberatung schneide ich das Thema nochmals an. Die Notwendigkeit wird mit der europäischen Wasserrahmenrichtlinie begründet, die ein Mindestmaß von 30 Zentimeter Wasserhöhe beim Überfließen fordert. Ich denke aber, es besteht Hoffnung für die Furt. Sie sei ein historisches Bauwerk – möglicherweise, die einzige befestigte Furt in Sachsen.“ Ihres Wissen nach werde die flache Flussquerung unter anderem vom Naturzentrum Töpelwinkel stark frequentiert: „Kindern und Jugendlichen wird gezeigt, wie und was ist eine Furt überhaupt und warum wurde sie angelegt.“ Das sei eine einmalige Möglichkeit, Geschichte lebendig zu erfahren.

Auch Marlies Rühle liegt die Furt am Herzen. Die Nauhainerin erinnert sich an Kindertage: „Ich habe dort Schwimmen gelernt. Die Furt ist ein Kleinod, an das man sich gern erinnert.“ Ihr sei es ein Rätsel, warum die befestigte Querung zurückgebaut werden müsse: „Ich wüsste keinen Grund. Aber viele Gründe, warum sie erhalten bleiben muss.“ Der Kleinlimmritzer Hans-Hermann Haft bezieht ebenfalls eine klare Position: „Hier haben alle einen dicken Hals wegen des Vorhabens. Für mich ist das ein einzigartiges Flächennaturdenkmal. Es macht doch gar keinen Sinn, die Natursteinplatten wegzuräumen. “Er selbst sei dort groß geworden, habe an der Furt seine ersten Erfahrungen als Schwimmer und Angler gemacht: „Das ist meine Heimat!“

Kein Eigentum der Stadt

Aus der Stadtverwaltung Döbeln ist unterdessen zu erfahren, dass die Zschopaufurt kein Eigentum der Stadt und auch nicht öffentlich gewidmet ist. „Eigentümer und Träger der Gewässerunterhaltungspflicht ist die Landestalsperrenverwaltung. Zur aktuellen Thematik ist die Stadt Döbeln mit den zuständigen Behörden im Gespräch“, lässt Stadtsprecher Thomas Mettcher auf Anfrage wissen.

Laut Katrin Schöne, Pressesprecherin der LTV, habe das Landratsamt (LRA) Mittelsachsen den Rückbau der befestigten Gewässersohle – also die Steinlagen einschließlich des Betonunterbaus – als „Teil einer Gewässerunterhaltungsmaßnahme veranlasst.“ Die LTV werde einem geeigneten Bauunternehmen den Auftrag erteilen. Ziel sei, dass „die Zschopau wieder ein durchgehendes Gewässerbett ohne Höhensprung erhält“. Der Bereich werde begradigt, aber nicht mit Fremdmaterial aufgefüllt. Man gehe davon aus, dass sich Material im Zuge der natürlichen Gewässerdynamik von selbst ansammle. „Mit dieser Renaturierung des Flussabschnittes wird dort das Gewässer weiterentwickelt und in seinem Zustand verbessert, wie in der Wasserrahmenrichtlinie der EU gefordert. Zudem wird mit dem Rückbau der Hochwasserschutz in dem Bereich verbessert“, betont Schöne. Eine abschließende Entscheidung, was mit der Zschopaufurt geschehe, liege grundsätzlich im Ermessen des Landratsamtes Mittelsachsen.

Mögliche Bürgerbeschwerden würden von der Landestalsperrenverwaltung grundsätzlich zeitnah beantwortet. Die Behörde erwarte vom Landratsamt, dass über Widersprüche informiert werde. Dort nachgefragt, lässt Pressefrau Lisa-Marie Schöne wissen: „Dem Landratsamt liegt bisher eine schriftliche Beschwerde vor.“

Im Zusammenhang mit der befestigten Limmritzer Furt taucht auch die Frage nach Denkmalschutz auf. Die Landestalsperrenverwaltung habe dies geprüft und gehe davon aus, „dass für die Furt keine Denkmaleigenschaft besteht“. Dies bestätigte auf Nachfrage beim Landratsamt, Referat Bauaufsicht und Denkmalschutz, Jörg Liebig: „Die Furt ist alt und bestand sicher schon lange Zeit vor ihrer Befestigung. Aber es besteht definitiv kein Denkmalschutz.“