Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Merken

Diese Frau vertreibt einen Räuber

Schmieders Eck ist eine Institution im Dorf. Am Mittwoch passierte hier ein Überfall.

Teilen
Folgen
NEU!
© Frank Baldauf

Von Franz Herz

Gabriele Schmieder schüttelt immer noch den Kopf, wenn sie an den gescheiterten Überfall auf ihr Pretzschendorfer Geschäft am Mittwoch denkt. Gegen Abend, es war schon dunkel und nicht mehr lange bis Ladenschluss, kam ein Mann in ihr Geschäft. „Ich habe mich gewundert. Der stand erst in der Ecke rum und hat sich einen Schal um den Mund gezogen“, berichtet die Pretzschendorferin. Sie sah dann eine Pistole, die er in seiner Hand hielt.

Allerdings sah diese Waffe nicht allzu bedrohlich aus. „Für mich war es eine Spielzeugpistole“, sagt Gabriele Schmieder. So ließ sie sich auch nicht einschüchtern, als der Mann forderte: „Geld raus!“

Der Räuber machte insgesamt keinen überzeugenden Eindruck auf die Verkäuferin. Sie antwortete ihm resolut: „Sie spinnen doch. Ich habe nichts.“ Für solche Notfälle hat sie unterm Ladentisch ein K.o.-Spray bereit stehen. Noch ehe sie sich danach bücken konnte, gab der Räuber auf. Er hatte wohl erkannt, dass sein Plan schon im Ansatz gescheitert war, wie die Polizei gestern berichtete.

Er sagte nur noch: „Dann lassen sie es“ und floh aus dem Geschäft. Gunter Schmieder, der Ehemann, versuchte ihn noch zu verfolgen, verlor den verhinderten Räuber aber aus den Augen. Die Polizei hat jetzt die Ermittlungen aufgenommen. Es war ein älterer Mann, der offensichtlich dringend Geld benötigte. Eine genauere Beschreibung liegt nicht vor.

Gabriele Schmieder betreibt ihr Geschäft in Pretzschendorf seit 1990. Damals hat sie mit einer Videothek begonnen, die um das Angebot von Geschenkartikeln und Zeitungen ergänzt wurde. Videos werden schon lange nicht mehr verliehen. Heute ist „Schmieders Eck“ eine Lottoannahme, in der es auch Geschenkartikel, Zeitungen und Karten für Veranstaltungen in Pretzschendorf gibt.

„Einen solchen Überfall habe ich bisher noch nicht erlebt.“ Doch es ist nicht das erste Mal, dass die Inhaberin mit Kriminellen konfrontiert war. „Vor ein, zwei Jahren waren mal Trickdiebe im Laden“, erinnert sich Gabriele Schmieder. Sie hatte auch gedacht, dass ihr so etwas nicht passiert. Doch damals ging es plötzlich schneller als gedacht. Dieses Mal ist der versuchte Überfall für sie glimpflich abgegangen.

Pretzschendorf, wie die gesamte Gemeinde Klingenberg, ist im Hinblick auf Kriminalität eher eine ruhige Gegend. Der letzte Vorfall im Gemeindegebiet, der über die Gemeinde hinaus Aufsehen erregte, war die Sprengung eines Fahrkartenautomaten am Bahnhof Klingenberg-Colmnitz im September. Bisher unbekannte Täter wollten offenbar an die Geldkassette, sind damit aber auch gescheitert. Ansonsten hat die Polizei in der Gegend zwischen Colmnitz und Friedersdorf in erster Linie Arbeit mit Wild- und Verkehrsunfällen, nur selten mit aggressiver Kriminalität.