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„Diese Liga war nicht unser Level“

Nieskys Eishockeytrainer Jens Schwabe über Motivation, Harakiri anderer und neue Ideen.

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© André Schulze

Frank Thümmler

Niesky. Die Nieskyer Eishockey-Cracks haben ihre Saison beendet. Nach 21 Siegen in 21 Spielen und dem Regionalligameistertitel könnte man einerseits meinen, es sei die erfolgreichste der Nieskyer gewesen. Andererseits waren sie nach dem freiwilligen Rückzug aus der Oberliga auch haushoher Favorit und sind dieser Rolle letztendlich „nur“ gerecht geworden. Wie sich solch eine Saison anfühlt, ob die Spieler genervt waren und wie es weitergehen soll, beantwortet Tornado-Trainer Jens Schwabe, der zurzeit die Schulbank in Köln drückt, um seine Trainerlizenz zu verlängern, mit der er übrigens auch berechtigt wäre, die Lausitzer Füchse zu trainieren.

Herr Schwabe, Ihre Mannschaft hat die Saison mit Siegen in allen Spielen beendet, ist souverän Regionalligameister geworden. Wie groß war die Euphorie?

Nicht vorhanden. Diese Liga war sportlich ganz einfach nicht unser Level. Aber uns blieb vor der Saison nichts anderes übrig, als den Schritt in diese Liga zu gehen. Die Oberliga war weder personell noch finanziell zu stemmen. Auch im Nachhinein und nach dieser Saison: Dieser Schritt war richtig.

Wie war die Stimmung in der Mannschaft? Gegner haben nicht ganz so klare Niederlagen schon als kleine Siege gefeiert, zu gewinnen gab es eigentlich nichts.

Wir wussten vorher, dass die Situation nicht einfach werden würde. Es war nicht immer leicht, alle Spieler zu motivieren. Das hat auch nicht in jedem Spiel hundertprozentig geklappt und die Zuschauer waren deshalb auch nicht immer zufrieden. Aber: Das Gesamtpaket hat gestimmt. Wir haben unser Ziel, alle Spiele zu gewinnen, erreicht. Und es gibt aus meiner Sicht nichts Negatives zu dieser Saison zu sagen.

Wie haben gerade die erfahrenen Spieler reagiert, eher mit Routine oder trotzdem mit viel Trainingsehrgeiz?

Die Eigenmotivation ist gerade bei unseren erfahrenen Spielern hoch. Sven Becher und Sebastian Greulich zum Beispiel geben in jedem Training hundert Prozent und werden als Kapitäne und erfahrene Spieler schon mal laut, wenn etwas nicht so richtig läuft. Da war trotz der schwierigen Situation Zug drin. Bislang hat übrigens noch kein Spieler gesagt, dass er in der neuen Saison nicht mehr spielen möchte. Das spricht auch dafür, dass es so schlimm nicht gewesen sein kann.

Gibt es Spieler, die einen Sprung gemacht haben?

Als erstes fällt mir da Chris Neumann ein, der Verteidiger und Stürmer gespielt hat, also äußerst variabel einsetzbar war und immer seine Leistung gebracht hat. Christian Rösler ist immer kämpferisch vorangegangen und ist nicht umsonst unser Topscorer geworden. Und von den jungen Spielern hat Erik Girbig gezeigt, was er kann, trotz seiner körperlichen Nachteile.

Habt Ihr während der Saison immer wieder Mal auf Eure alten Konkurrenten in der Oberliga geschaut?

Ständig. Und wir haben uns in unserer Entscheidung bestätigt gefühlt. Außer Halle und Leipzig, die beide einen ganz anderen finanziellen Hintergrund haben, konnte niemand wirklich mithalten. Überall, in Erfurt, Schönheide, bei Fass und den Preussen Berlin, gab es angesichts der vielen Niederlagen Unruhe im Verein, bei dreien sogar Trainerentlassungen. Es kamen weniger Zuschauer als erhofft und teilweise eingeplant. Diese Oberliga-Saison war für diese Mannschaften aus unserer Sicht Harakiri.

Kommen jetzt einige dieser Teams zurück in die Regionalliga?

Man hört von Fass Berlin, vielleicht auch den Preussen. Aber noch steht nichts fest. Vielleicht erschrecken ja einige ja auch beim Kassensturz. Aber Schönheide zum Beispiel will als abgeschlagener Tabellenletzter der Bayernliga trotzdem in dieser Liga bleiben.

Im Winter wird das neue Nieskyer Eisstadion fertig. Gibt es dann überwiegend langweilige Spiele?

Wie die neue Regionalliga aussehen wird, wissen wir heute noch nicht. Vielleicht kommen ja doch mehr Teams aus der Oberliga runter? Oder es gibt eine gemeinsame Regionalliga mit dem Norden? Oder wir setzen eine Idee einer gemeinsamen deutsch-tschechischen Liga um? Im Eishockey ist es oft so, dass im Sommer viel passiert bezüglich der Ligenstrukturen. Für uns kann es eigentlich nur besser werden.