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Dieser Chor singt nur zu Weihnachten

Nur vor dem Fest probt der Ziegraer Weihnachtschor und dann hat er nur zwei Auftritt. Aber alle Sänger sind mit Begeisterung dabei.

Von Jens Hoyer
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Unter Leitung von Christiane Otto (69, rechts) probt der Ziegraer Weihnachtschor im Pfarrhaus.
Unter Leitung von Christiane Otto (69, rechts) probt der Ziegraer Weihnachtschor im Pfarrhaus. © André Braun

Ziegra. Der kleine Probenraum im Pfarrhaus ist schon ziemlich eng für rund 20 Leute. Jetzt in der Vorweihnachtszeit trifft sich hier jeden Montag der Ziegraer Weihnachtschor. „Erst einsingen? Oder wie hättet ihr es gerne“, fragt Christiane Otto, die den Chor seit 20 Jahren leitet. Die Frauen und Männer legen gleich los. „Dieser Tag ist ein Freudentag, Gottes Kind in der Krippe lag“, singen sie. „Damit wollen wir den Pastor erschrecken nach dem Krippenspiel“, meint Christiane Otto und lacht.

Der Ziegraer Weihnachtschor ist etwas Besonderes. Er tritt wirklich nur zur Weihnachtszeit zusammen. Ende November hatte er die Proben aufgenommen. „Es gibt zwei Auftritt. Am Heiligabend zum Krippenspiel und am zweiten Weihnachtsfeiertag vormittags beim Festgottesdienst“, sagt Christian Otto. Er war mit seiner Frau vor 20 Jahren nach Ziegra gezogen. Vorher leitete Käthe Schindler bis ins hohe Alter den Chor. „Sie hat danach auch noch einige Jahre mitgesungen“, sagt Otto. Seine Frau habe das Singen im Blut. „Sie macht das, seit sie Kind ist. Sie singt auch jedes Jahr beim Weihnachtsoratorium mit. Sie war schon etwa 50 Mal dabei.“ Einige Mitglieder des Projektchores singen schon sehr lange mit. Etwa Sieghart Färber und Karla Anders. Nur die wenigsten der Sänger stammen tatsächlich aus dem Ort Ziegra. Auch Mitglieder des Stadtsingechors Döbeln kommen zu den Proben und Auftritten. Mit 17 Jahren ist Anita Kapella die jüngste Sängerin. Die ältesten sind schon um die 80 Jahre alt, sagt Christian Otto.

„Alle, die hier mitsingen, machen das mit viel Enthusiasmus“, meint Christian Otto. Fünf bis sechs Mal probt der Chor vor Weihnachten. „Wir singen dreistimmig. Die Lieder sind abgestimmt mit dem Krippenspiel. Das wechselt jedes Jahr. Es gibt immer zwei bis drei neue Lieder“, so Christian Otto.

Die Generalprobe findet dann in der kleinen Ziegraer Kirche statt, die im kommenden Jahr 250 Jahre alt wird. „Wenn da 20 Leute singen, wird es auf der Empore ganz schön eng.“ Das Gesellige kommt dabei auch nicht zu kurz. Nach der Generalprobe bleibt man noch bei Glühwein, Brötchen und Plätzchen zusammen, um zu plaudern. Die Mitglieder sind oft lange dabei, Abgänge gebe es kaum, sagt Otto. Für ihn verbindet sich mit dem Chor auch eine Hoffnung. „Die Kirchgemeinden kämpfen alle ums Überleben. Aber solange gesungen und musiziert wird, lebt eine Gemeinde.“ Wobei gar nicht alle Sänger auch Christen sind. „Im Chor sind einige dabei, die mit Kirche nichts am Hut haben.“