Oberschule Schmiedeberg: Vorfreude auf die Sanierung

In letzter Zeit haben Architekten und Bauplaner die Schmiedeberger Oberschule unter die Lupe genommen - so viele wie wohl seit ihrer Erbauungszeit nicht mehr. Denn inzwischen sitzt die Schulleiterin Katrin Jungnickel regelmäßig in Bauberatungen, in denen es um den neuen Anbau der Schule geht. Seit die neue Turnhalle steht, dient die alte nur noch als Abstellraum. An ihrer Stelle soll der Neubau entstehen, und die Schulküche im gelben Haus überm Hof soll auch mit integriert werden. Wie genau die Übergänge zum historischen Schulgebäude von 1908 gestaltet werden sollen, welche neuen Räume vordringlich gebraucht werden, ist Thema der Planungsrunden.
Einer der Beteiligten soll hinterher gesagt haben: "Ich habe noch nie eine Schule gesehen, in der wirklich jeder Zentimeter genutzt wurde. Und in der jeder Zentimeter atmet." Damit hat er die Atmosphäre im Haus sehr treffend charakterisiert. Verglichen mit einem Sofa, wäre die Schmiedeberger Oberschule ist das lang gediente, ultrabequeme Familienerbstück, das dafür sorgt, dass sich hier alle zu Hause fühlen. Da macht es gar nichts, dass ihm irgendwann die edle Eleganz abhandengekommen ist.
Schulleiterin Katrin Jungnickel sieht die Sache nicht ganz so verklärt: "Wir sind ziemlich voll", sagt sie. Im Keller wird gerade eine Klasse in Wirtschaft, Technik, Haushalt und Soziales unterrichtet, in einem mit Garderobenregalen abgetrennten Bereich des Kellergangs ohne Fenster und ohne jeglichem Schallschutz vor den Kindern, die herunterkommen, um ihre Sachen zu holen.
Gelehrt wird in der kleinsten Kammer
Der Dachboden ist aufgeteilt in Sprachkabinette und Räume für Gruppenunterricht, verkleinert von den Dachschrägen. Im kleinen Lehrerzimmer der 29 Lehrer quillt jeder Tisch über von Unterrichtsutensilien, die ja irgendwo hin müssen. Selbst Katrin Jungnickel teilt sich ihr Leitungszimmer mit ihrer Stellvertreterin Uta Liebscher. "Wenn ein Gespräch mit Eltern oder Schülern ansteht, gehen wir eben in ein Besprechungszimmer", sagt sie.

Aber auch darunter darf man sich nichts Großzügiges vorstellen. Es handelt sich um einen schmalen Durchgangsraum zum Zimmer der Sozialarbeiterinnen, in dem auch noch die Liege für Schüler steht, denen es plötzlich mal schlecht geht.
Und dann sind da ja noch die Schüler selbst. 300 besuchen die Schule, ungefähr 52 pro Jahrgang in zwei Klassen. Auch die Dippoldiswalder Oberschule ist zweizügig, dort ist der Platz ebenfalls knapp - was die Region insgesamt unflexibel bei der Aufnahme neuer Schüler "außer der Reihe" macht.

Das wird besonders dann schmerzlich klar, wenn Katrin Jungnickel Schüler abweisen muss, die vom Gymnasium in die Oberschule wechseln wollen. "Ich weiß ja, dass sie dann schnell sehr lange Wege haben können", sagt sie. Dabei hat gerade Corona dafür gesorgt, dass es mehr Wechsel als gewöhnlich gibt - im Jahr 2022 waren es 14.
Beobachtungsstatus verhinderte alle Sanierungspläne
Eigentlich läuft der Schulbetrieb in Schmiedeberg schon seit Jahren am Limit. "Die Neunzigerjahre begannen noch mit gut gefüllten Klassen", erinnert sich Frau Jungnickel, die seit ihrer eigenen Schulzeit alle Höhen und Tiefen der Schule miterlebt hat. "Dann kam der Geburtenknick von der Wende und dann die Schulschließungswelle." Auch Schmiedeberg schaffte es in dieser Zeit in einem Jahr nicht, zwei Klassen zu bilden - und fing sich prompt einen Beobachtungsstatus ein.
Zusammen mit Glashütte und Hartmannsdorf stand die Schule auf der Liste der Schließungskandidaten - mit bösen Folgen: "Sämtliche Fördergelder waren uns damit verwehrt", sagt Jungnickel. "Wir haben aus eigener Kraft versucht, es hier stückchenweise schönzumachen." Bis jetzt hält sich die Tradition, dass die Abschlussklassen zum Abschied ein Klassenzimmer renovieren - und sich selbst mit Namen verewigen.

Überall im Schulhaus lassen sich diese Grüße Ehemaliger finden. Das macht einen guten Teil dieser persönlichen Beziehung zu den Schülern aus, die das Haus überall ausstrahlt. Und die vielleicht auch Teil des Geheimnisses ist, warum sich auch Lehrer hier wohlfühlen: "Bisher sind alle jungen Lehrer geblieben, die wir hier zum Referendariat hatten. Und ich bin über jeden unserer sechs Quereinsteiger froh, die wir hier ausgebildet haben."
Es gebe aber noch weitere Vorteile: "Wir haben uns damals auch ein besonderes Profil zugelegt, sind Kooperationen mit den Unternehmern in der Region eingegangen, um den Schülern den Übergang ins Berufsleben zu erleichtern." Daraus ist auch die Berufsschulmesse hervorgegangen, die diesmal am 22. März wieder stattfinden wird. Letztlich mussten die anderen beiden Schulen schließen, die Schmiedeberger konnten ihre Einrichtung dagegen behalten, "und die Schülerzahlen sind inzwischen stabil - und manchmal eben zu viele."
Barrierefrei - auch so ein Problem in Schmiedeberg
Nur gehörte Schmiedeberg plötzlich zu Dippoldiswalde, und die Frage der Sanierung fing wieder von vorne an. Jetzt, 33 Jahre nach der Wende, soll es so weit sein. Der Stadtrat stimmte zu, die Schulsanierung steht dick im Haushaltsplan der Jahre 23/24. "Wir haben mit den Architekten Hengst & Marquardt die Oberschule in Dresden Klotzsche angeschaut, die 2016 einen Anbau bekam", sagt Jungnickel. Die Klotzscher Schule wurde ebenfalls zu Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut, der Platzmangel war ein ähnliches Problem. Jungnickel strahlt: "Das war alles so sinnvoll aneinander angepasst, freundlich und lichtdurchflutet." Und barrierefrei - das ist auch so ein Manko in Schmiedeberg.

In Zukunft sollen auch Kinder und Jugendliche mit Gehbehinderungen einen Platz in der Schule finden. Im nächsten Jahr sollen Fördermittel beantragt werden. Mit einem Baubeginn ist frühestens 2025 zu rechnen. "Ich habe noch zweieinhalb Jahre bis zur Rente", sagt Frau Jungnickel lächelnd, "aber dass ich vorher den Spatenstich für die Baugrube setze, habe ich zur Bedingung gemacht."