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Dabei sein ist alles bei einem besonderen Sportfest

Das Behindertensportfest im Sportpark Dippoldiswalde kann endlich sein Zehnjähriges feiern - und heißt in Zukunft anders.

Von Siiri Klose
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Beim Behindertensportfest im Dippser Sportpark hatten Teilnehmer und Helfer ihren Spaß.
Beim Behindertensportfest im Dippser Sportpark hatten Teilnehmer und Helfer ihren Spaß. © Egbert Kamprath

Die Sportler haben offensichtlich ihren Spaß beim Klimmziehen am Barrenholm. Rund 120 Teilnehmer von Wohngruppen und aus Werkstätten im ehemaligen Weißeritzkreis gingen am Sonnabend beim Behindertensportfest in Dippoldiswalde an den Start. Betreut von 60 Helfern waren acht Stationen zu absolvieren. Dabei ging es nicht um Höchstleistungen, sondern um das Mitmachen und den Spaß am gemeinsamen Sport.

Wann ist das nächste Sportfest? Diese Art von Gruß bekommt Marcus Wünschmann oft zu hören - vor allem, wenn sein Gegenüber im Rollstuhl sitzt, in einer AWO-Wohngemeinschaft in Dippoldiswalde wohnt oder in deren Betriebsstätte in Reinholdshain arbeitet. Im letzten Jahr konnte er dann nur mit den Schultern zucken. Die Corona-Auflagen ließen 2020 keine Sportveranstaltungen zu, auch nicht zum 10. Jubiläum des Behindertensportfestes.

Doch nun stand dem Termin im Sportpark Dippoldiswalde endlich nichts mehr im Weg. "Die jüngsten Teilnehmer sind 8, der älteste war 64 Jahre", sagt Wünschmann.

Emotionales Ereignis für alle Beteiligten

Die Sportler kommen aus den beiden Förderschulen in Freital und der aus Reinhardsgrimma, aus der Reinholdshainer Werkstatt, den AWO-Wohnstätten in Seifersdorf, den Wohnstätten des DRK in Dippoldiswalde und von einzelnen Wohngruppen. Manche von ihnen bringen einen Betreuer mit.

"Die Regeln bei unserem Sportfest sind so, dass alle mitmachen können: Menschen mit Lernschwächen, geistigen oder körperlichen Behinderungen", sagt Wünschmann. Das Fest rief einst der Lions Club Osterzgebirge ins Leben, "da war ich schon als Zwölfjähriger als Helfer dabei und habe erlebt, was für ein emotionales Ereignis das für alle Beteiligten ist", sagt Wünschmann. Deshalb rettete er das Sportfest, als der Club sich auflöste, und gründete mit seinen Eltern den Behindertensportfest-Verein. Seit dem organisiert er es ehrenamtlich neben Beruf und nebenberuflicher Ausbildung.

Finanzielle und personelle Unterstützung aus der Region

Ohne die Hilfe seiner drei wichtigsten Sponsoren und zahlreicher weiterer Unterstützer würde er das nicht schaffen. Die Ostsächsische Sparkasse und die Raiffeisenbank leisten nicht nur einen finanziellen, sondern auch einen personellen Beitrag: "Sie schicken in der Früh und nachmittags Helfer in den Sportpark", erzählt Wünschmann. Seit Jahren engagiere sich zudem auch Wolfram Kritzner und jetzt auch sein Sohn Georg Kritzner vom Ingenieurbüro Wasser und Boden aus Possendorf für das Fest.

Die Hallenmiete erlässt ihm die Weißeritz Erlebnis GmbH, die Betreibergesellschaft des Sportparks, "und wir haben uns auch riesig gefreut über das Angebot von Feldschlösschen, uns Getränke zu liefern. Wir haben sogar einen Cola-Orangen-Mix bekommen, der noch gar nicht im Handel ist."

Fahrdienst ist der teuerste Posten des Festes

Warum er dennoch Jahr für Jahr 4.000 Euro Kosten hat, liegt an einer Entscheidung, die der Kreistag Sächsische Schweiz-Osterzgebirge bereits 2010 traf. Damals strich er körperlich, geistig oder mehrfach Behinderten die kostenlosen Freikilometer beim Fahrdienst des DRK. "Der Löwenanteil des gespendeten Geldes geht deshalb für die Anreise der Teilnehmer drauf", sagt Wünschmann.

Das Mittagessen von der Pizzeria Roma im Sportpark ist da der deutlich günstigere Posten, "und es ist fast der Höhepunkt des Tages für alle", sagt Wünschmann lachend. Der sportliche Höhepunkt liegt unzweifelhaft beim Roll-Volleyball am Nachmittag: "Da hängt das Netz knapp über dem Fußboden, und es gilt, mit dem Ball die Bänke am Ende des Spielfeldes zu treffen." Vor allem Schulklassen und die Werkstatt melden Mannschaften an - von denen die Gewinnerin den Wanderpokal mitnehmen kann.

Niemand vom Spiel ausschließen

Bei dieser Art des Volleyballspiels ist niemand ausgeschlossen. Es gibt sogar einen Fair-Play-Pokal für besonders rücksichtsvolle und integrierende Mannschaften. "Das Spiel hat es sogar in den Schulsport geschafft." Der Pokal wird in Zukunft übrigens nicht mehr auf dem Behindertensportfest gewonnen, sondern auf dem "Fest der Generationen" - denn in Zeiten von Inklusion war zum Zehnjährigen diese Umbenennung fällig.

Inzwischen bekommt er auch von Pirnaer und Dresdner Förderschulen Anfragen, ob sie mitmachen können. "Leider nicht", sagt der angehende Kindergärtner. "Mit 170 Beteiligten sind wir an der Kapazitätsgrenze. Für mehr Teilnehmer bräuchten wir deutlich mehr Unterstützung und hätten auch nicht mehr genügend Platz in der Halle."

Zumindest das Interesse von Christoph Fröse, Bürgermeister von Bannewitz, hat er schon. Er ist der Schirmherr. Und zum zehnten Geburtstag kam auch die Dippoldiswalder Bürgermeisterin Kerstin Körner.