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Musical-Premiere im Dippoldiswalder Gymnasium

Ein Schüler belebte im Alleingang die eingeschlafene Tradition der Musical-Aufführungen - und bekommt die Unterstützung von rund 40 Mitschülern.

Von Siiri Klose
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Szenenfoto mit Lukas Polaczek als "Paul" (re.) und Anna Waldeck, die seine innere Psyche spielt.
Szenenfoto mit Lukas Polaczek als "Paul" (re.) und Anna Waldeck, die seine innere Psyche spielt. © Klaus Polaczek

Auch nach über 25 Jahren im Beruf lässt Volker Hegewald als Leiter des Glück-auf-Gymnasiums in Dippoldiswalde noch von seinen Schülern überraschen. Diesmal war es Lukas Polaczek aus der Zehnten, der ihn zu Schuljahresbeginn in den Inhalt seiner Komplexen Leistung einweihte. Normalerweise vertiefen sich Schüler in so einer Leistung selbstständig in ein selbstgewähltes Themengebiet und üben schon mal wissenschaftliches Arbeiten. "Aber Lukas Polaczek hatte ein Musical komponiert, komplett mit allen Texten und Kompositionen", sagt Hegewald. Das hatte er noch nie erlebt.

Das Stück mit dem Titel "Paul - ein episches Musical" sollte auch zur Aufführung kommen. "Wir haben dazu eigentlich eine Tradition hier im Haus", sagt Hegewald, "doch die war in den letzten Jahren etwas eingeschlafen." Lukas Polaczek belebte sie sozusagen im Alleingang neu: "Sonst waren es immer Lehrer, die sich darum kümmerten, welches Stück einstudiert wird, und auch, wo die Rechte liegen und was dafür beachtet werden muss", sagt Hegewald. Manchmal sei es beispielsweise deshalb nicht möglich gewesen, eine Aufführung zu filmen.

"Ich mache eigentlich immer Musik"

Das alles fällt jetzt weg, weil die gesamte Produktion bei Lukas und damit beim Gymnasium liegt. Ein gutes Dreivierteljahr nach den ersten Liedern und Texten sind mittlerweile rund 40 Schüler daran beteiligt, das Musical auf die Bühne zu bringen. Vergangenes Wochenende gab es bereits die Uraufführung für die engeren Verwandten und Bekannten. Jetzt, am Sonnabend, ist die Öffentlichkeit zur Premiere eingeladen.

"Ich mache eigentlich immer Musik", sagt Lukas auf die Frage, wie er dazu kam, solch einen Aufwand zu betreiben. "An der Musikschule habe ich Akkordeon gelernt, dann habe ich mir selbst das Gitarre- und Klavierspielen beigebracht, irgendwann auch noch Synthesizer." Seine Schulkameraden habe er dann "bissl überfallen". Bald zog das Musical-Projekt immer größere Kreise. Neben den Schülern der Zehnten machen auch welche aus den elften Klassen mit, "wir haben auch die Schulband verstärkt, und ein paar Leute aus der Sechsten helfen bei der Technik."

Ein Rockmusiker in einem totalitären System

Für die Geschichte seines Musicals "Paul" hat sich Lukas Polaczek von George Orwells Buch "1984" inspirieren lassen, "und von Bertolt Brechts epischem Theater". In "Paul" gehe es um einen Rockmusiker, der sich mit einem totalitären System herumschlagen müsse. Doch die Zuschauer könnten den Ausgang der Geschichte als hoffnungsvoll deuten.

Das letzte halbe Jahr habe er seine ganze Zeit mit Organisieren verbracht. Schüler wurden zu Schauspielern und Sängern, Kostüm- und Bühnenbildnern, Licht- und Tontechnikern. Doch der Aufwand habe sich gelohnt: "Das Musical ist ja auch durch die beteiligten Leute und ihre Ideen entwickelt worden", sagt Lukas. Schulleiter Volker Hegewald zeigt sich begeistert: "Die haben Sachen in die Hand genommen, für die normalerweise professionelle Firmen bezahlt werden."

Karten für die Premiere am Sonnabend, dem 10. Juni, können im Internet auf der Veranstaltungsplattform Eventbrite unter "Paul - ein episches Musical" reserviert werden, wobei der Eintritt kostenfrei ist. Das Stück beginnt 18 Uhr in der Aula des Dippoldiswalder Gymnasiums und wird mit einer halbstündigen Pause circa zweieinhalb Stunden dauern.