Alena kann wieder lachen

Flöha. Familie Riedel aus Flöha blickt zuversichtlich in die Zukunft. Das sah vor mehr als einem Jahr noch anders aus. Bei der damals fünfjährigen Alena wurde Ostern 2020 eine lebensbedrohliche Krankheit diagnostiziert. Dabei handelte es sich um das plötzliche Versagen der Blutbildung im Knochenmark. Eine Ursache gibt es nicht. Im schlimmsten Fall hätte Alena eine Knochenmarkspende benötigt.
„Doch die Medikamente haben geholfen. Seit Mai vergangenen Jahres wurden die Dosis immer weiter heruntergefahren und im November die immunsuppressive Therapie abgeschlossen“, sagte Vater André Riedel gegenüber dem Döbelner Anzeiger.
Eigentlich war für Dezember eine Abschlussuntersuchung geplant. Diese musste wegen Corona auf die zweite Woche im Januar verschoben werden. „Aber wir sind sehr zuversichtlich. Alena ist fidel und die Blutwerte sind in Ordnung. Wir gehen davon aus, dass die Therapie erfolgreich war“, so André Riedel. Es sehe gut aus, habe ein Arzt gesagt. „Das endgültige Ergebnis bekommen die Eltern Ende März“, so Uroma Erika Janasek aus Waldheim. Sie, Uropa Wolfgang und die ganze Familie seien erleichtert.
Vor der nun sechsjährigen Alena liegt ein aufregendes Jahr. In der nächsten Woche fahren alle fünf Riedels vier Wochen zur Kur auf die Insel Sylt – als Abschluss der Therapie.
Schon jetzt freut sich der kleine Wirbelwind auf die Einschulung. „Die Zahnlücken hat sie schon. Allerdings merken wir auch, dass Alena einige Defizite hat, weil sie fast ein Jahr nicht die Kita besuchen konnte. Aber das bekommen wir mit der Therapeutin hin“, so André Riedel .Schon jetzt darf die Sechsjährige mit zum Training der Karatesportler. Dort ist ihr Vater Trainer und ihre Geschwister machen auch mit. „Alena ist vom Karate begeistert und freut sich, dass sie auch schon mal mit kämpfen darf.“
Nervenaufreibende Zeit
Vor etwa eineinhalb Jahren überschlugen sich die Ereignisse. Alena wurde ins Klinikum nach Chemnitz gebracht und von dort auf schnellstem Weg in die Uniklinik nach Dresden. „Wir hatten solche Angst um unseren kleinen Wirbelwind. Ständig haben wir telefoniert, nicht nur mit den Eltern, auch mit anderen Angehörigen. Denn unsere Familie hält eng zusammen, nicht nur, wenn Probleme anstehen“, sagte die Uroma.
Monatelang fieberten sie mit, riefen im Döbelner Anzeiger dazu auf, sich für eine mögliche Stammzellspende registrieren zu lassen. Ständig waren sie mit den Eltern von Alena in Kontakt. Bei Erika Janasek und ihrem Mann wird Familie großgeschrieben. Mindestens aller 14 Tage ist ein Treffen angesagt. Täglich kommen auf dem Handy von Oma Erika, wie sie von allen genannt wird, Fotos und aktuelle Meldungen an.
„Hinter uns liegt eine nervenaufreibende Zeit. Es war schlimm, als wir das Untersuchungsergebnis erfuhren“, so Erika Janasek. Dieses ergab, dass in Alenas Knochenmark kaum mehr rote und weiße Blutkörperchen gebildet werden. Die für die Blutbildung zuständigen Stammzellen versagten ihren Dienst. Deshalb bekam Alena eine Immuntherapie. Zweimal in der Woche musste sie entweder ins Krankenhaus nach Chemnitz oder nach Dresden.
Schon im November vergangenen Jahres waren die Familie und auch die Ärzte vorsichtig optimistisch, dass diese Therapie anschlägt. Alena nahm ihre Besuche im Krankenhaus und bei Ärzten gelassen auf. Viele Menschen haben ihr geholfen. Der kleine „Wackelarsch“, wie die Urgroßeltern das lebenslustige Mädchen manchmal nennen, sollte wieder gesund werden.
Deshalb hatte der Turn- und Sportverein (TSV) 1848 in Flöha eine Aktion zur Stammzellen-Typisierung gestartet (DA berichtete).Unterstützung gab es auch vom Chef der Eismanufaktur Kolibri in Flöha. Ihn ließ das Schicksal des Mädchens nicht kalt. Er stellte den Kontakt zum Verein Lukas Stern her. „Wir erfüllen schwer erkrankten Menschen, egal ob jung oder alt, ihren Herzenswunsch“, so Vorstandsvorsitzende Daniela Lieberwirth. Und so lernten sich Familie Riedel und Mitglieder des Vereins kennen.
Verein Lukas Stern hilft
„Ganz am Anfang ihrer Krankheit hat uns Alena erzählt, dass sie gern einmal fliegen würde“, so Vater André Riedel. Nach dem Anruf des Vereins habe die Familie nicht lange überlegen müssen, welcher Herzenswunsch Alena erfüllt werden soll. Nicht nur Alena durfte mit dem Oldtimerflugzeug AN-2 fliegen, sondern die ganze Familie. Für alle war es ein tolles Erlebnis.
Und es kam noch eine weitere Überraschung dazu. Es gab eine Finanzspritze für die neue Spielecke auf dem Gelände des umgebauten Hauses der Familie in Flöha. Die wurde im September dieses Jahres aufgebaut. „Das sollte eigentlich schon eher passieren, aber es gab Lieferverzögerungen“, sagte André Riedel. Doch dann ging es relativ schnell. Mit Unterstützung von zwei Firmen aus der Region und Hilfe des Vereins Lukas Stern wurde das Vorhaben in drei Tagen umgesetzt. Den drei Kindern der Familie, zu ihnen gehören neben Alena noch Marilén und Samira, stehen nun ein Spielturm mit Rutsche, Kletterwand, Balkon mit Blumenkästen und vielem mehr zu Verfügung. Außerdem gibt es ein Fußballfeld und auch das Trampolin und ein Holzpferd, die vorher einen anderen Platz hatten, stehen nun in der großzügigen Spielecke auf dem Grundstück von Familie Riedel.
Alenas Mutti schreibt auf der Facebookseite des Vereins: „Dank Lukas Stern kann unsere kleine Maus jetzt mit Herzenslust in ihrem neuen Reich toben. Mit Unterstützung der Firma Lesch aus Grünberg wurde in unserem Garten ein toller Spielplatz errichtet. Ob mit Freunden oder ihren Schwestern nutzt Alena jede freie Minute, um dort zu spielen, schaukeln, klettern, hüpfen oder einfach nur zum in die Welt schauen.“

Das Geld, das der Verein für die Erfüllung der Herzenswünsche benötigt, stammt aus Spenden. „Die Menschen unterstützen uns gern, weil wir das, was wir machen, bei Facebook sehr transparent darstellen“, so Daniela Lieberwirth. Der Verein lasse die Familien ihre Geschichte erzählen und welche Glücksmomente sie bei der Erfüllung ihres Herzenswunsches erlebt haben.
Alena sei ein großer Sonnenschein geblieben und eine starke Kämpferin, so ihre Mutter. „Wir als Familie sind unendlich dankbar über so viel Unterstützung von Familie, Freunden, aber auch Fremden und tollen Vereinen. Nachdem im letzten Jahr Alenas größter Wunsch, zu fliegen, von Lukas Stern erfüllt wurde, wir Heißluftballon fahren durften, ist der Spielplatz ein toller Baustein für die Zukunft. Egal was, alle drei Mädels reden mit Glitzern in den Augen von diesen Erlebnissen. Vielen Dank, dass wir euch kennenlernen durften.“
Glücklich ist Familie Riedel, dass Corona bisher und hoffentlich auch künftig einen Bogen um sie gemacht hat. „Alena geht in die Kindereinrichtung, die beiden älteren Mädchen in die Schule, wir auf Arbeit. Da hätten wir uns jederzeit anstecken können, obwohl wir sehr vorsichtig sind“, sagte André Riedel . Alle in der Familie sind geimpft. „Wir wissen nicht, wie Alena Corona verkraften würde. Deshalb hoffen wir, dass niemand an Corona erkrankt“, sagte der Vater.