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Die „rebellischen“ Gartenfreunde vom Sonnenblick Leisnig

Wie auch viele andere Anlagen hat der Gartenverein „Sonnenblick“ in Leisnig leerstehende Gärten. Um Pächter zu finden, geht der Verein einen etwas anderen Weg als üblich.

Von Lea Heilmann
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Jens Bauer ist Vorsitzender der Gartenanlage „Sonnenblick“ in Leisnig. Mit einer Website und gemeinsamen Unternehmungen versucht er, mehr Menschen für den eigenen Garten zu begeistern.
Jens Bauer ist Vorsitzender der Gartenanlage „Sonnenblick“ in Leisnig. Mit einer Website und gemeinsamen Unternehmungen versucht er, mehr Menschen für den eigenen Garten zu begeistern. © SZ/DIetmar Thomas

Leisnig. So langsam werden die Temperaturen wärmer und der Frühling kündigt sich an. Das ist auch die Zeit, zu der es in dem Reich von Jens Bauer wieder voller wird: in der Gartengruppe Sonnenblick in Leisnig.

In diesem Jahr feiern die Gartenfreunde das 70. Jubiläum des Vereins. 86 Gärten gibt es insgesamt, davon stehen aktuell 14 Gärten leer. Der Leerstand ist nicht optimal, aber dennoch zeigt sich der Vorstandsvorsitzende zufrieden mit der Quote. „Wir sehen schon zu, dass der Leerstand nicht nach oben geht“, sagte er.

Allerdings sei ihm auch bewusst, dass das schnell umschwenken könnte. „Es gibt auch immer noch viele ältere Gartenfreunde, die sich irgendwann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr um den Garten kümmern können“, sagte Jens Bauer weiter. Wie auch in den anderen Gartenanlagen sucht der Verein also neue Pächter.

Interesse von jungen Leuten

Dabei geht er auch einen etwas anderen Weg als die anderen Vereine. So ist die Gartenanlage nicht Teil des Kreisverbands und damit laut dem Wissen von Bauer der einzige in Leisnig. Das bringt für die Gartenfreunde gewisse Vorteile. So besteht keine Anbaupflicht. Jeder Pächter kann selbst entscheiden, ob und wie viel Gemüse oder Obst er anbaut oder ob er sich nicht lieber einen reinen Erholungsgarten einrichtet.

„Ich habe meinen Garten seit 2006. Wenn die Gruppe im Kreisverband gewesen wäre, dann hätte ich keinen“, sagte Jens Bauer. Denn ihm fehle durch die Arbeit im Drei-Schicht-System schlicht die Zeit, Beete anzulegen und zu bewirtschaften. „Wir haben zwar auch ein paar Hochbeete, aber das nimmt nicht so viel Zeit in Anspruch wie ein Garten als Anbaugelände“, sagte er weiter.

Auch die Hundehaltung sei nicht strikt verboten. „Das kannst du nicht mehr machen. Viele haben heutzutage einen Hund“, sagte der Vorsitzende. Aber auch dafür brauche es natürlich Regeln: So dürfe der Hund nur im gepachteten Gelände bleiben, außerdem sollte er auch nicht die ganze Zeit bellen.

Während in Städten wie Leisnig einige Gärten leer stehen, gibt es in Großstädten teilweise Wartelisten. Vor allem junge Leute haben während der Corona-Pandemie ihren grünen Daumen entdeckt. Zu der Zeit bemerkte aber auch Jens Bauer einen kleinen Interessenanstieg an der Leisniger Anlage.

Den ganzen Tag Party zum 70. Jubiläum

„Da sind zwei bis drei junge Leute gekommen, also so Anfang 30 und die bringen sich auch mit ins Vereinsleben ein“, erzählte Bauer. Auch der Trend zum Eigenanbau habe er bemerkt, seit dem auch die Preise für Obst und Gemüse gestiegen sind.

Seit vergangenem Jahr hat der Verein Sonnenblick auch eine eigene Website. Dort sind die leeren Gärten inseriert sowie wichtige Informationen rund um die Kleingartenanlage. Das bietet der Verein in der Stadt als einziger an. „Ich glaube schon, dass das uns ein paar Punkte einbringt“, sagte der Vorsitzende. So habe er bereits von einigen neuen Interessenten gehört, die online auf die Anlage gestoßen sind.

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Im „Sonnenblick“ steht nicht nur das Gärtnern im Mittelpunkt, sondern auch gemeinsame Aktivitäten. Vergangenes Wochenende waren 30 Mitglieder erstmals zusammen bowlen.

Für den 10. August ist der diesjährige Höhepunkt geplant: das 70. Jubiläum. Die Vorbereitungen dazu sind erst vor wenigen Tagen gestartet. Für das Festkomitee hat sich Bauer auch die jungen Menschen mit ins Boot geholt. Das Fest soll mittags losgehen, traditionell mit Gulaschkanone, Tanzfläche, Hüpfburg und Sketche, die eine kleine Gruppe vorbereitet. „Wir wollen den ganzen Tag Party machen“, so der Vorsitzende.