SZ + Döbeln
Merken

Anruf aus der Zukunft im Döbelner Theater

Ein Theaterstück fast ohne Drehbuch, aber mit selbst gebauten Robotern und viel Herz. Die Initiatoren denken schon an das nächste Projekt.

 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Rosalie, Markha und Sophia beleuchten die Szene des Stücks "Anruf aus der Zukunft". Zuschauer erlebten es digital.
Rosalie, Markha und Sophia beleuchten die Szene des Stücks "Anruf aus der Zukunft". Zuschauer erlebten es digital. © Lars Halbauer

Von Lars Halbauer

Döbeln. Gestreamtes Theater in Döbeln, ein Anruf aus der Zukunft – so heißt das aktuelle Projekt, das am Wochenende im Theater im Bürgerhaus seinen Abschluss gefunden hat.In weißen Kostümen und mit selbst gebauten Minirobotern ziehen sieben Mädchen über die Bühne. Futuristische Musik spielt dazu, plötzlich wirft ein Lichtprojektor großes farbige Schatten, selbst gelötete Roboter blinken durch die Dunkelheit. Ein Theaterstück fast ohne Drehbuch aber mit vielen Vorbereitungen und jeder Menge Herz und Freude.

Barrierefrei und anspruchsvoll

Anja Fischer vom Treibhaus-Verein erzählt: „Wir haben es hier mit vielen Kindern verschiedenster Biografien zu tun, Migrationshintergründe, große soziale Unterschiede, unterschiedliche Familiensituationen. All das soll hier keine Rolle spielen.

Möglichst barrierefrei und so anspruchsvoll, dass die Mädchen auch über sich heraus wachsen können.“ Die Musik- und Kunsttherapeutin sagt, dass bewusst weibliche Mitwirkende gesucht wurden. „Damit sie sich öffnen, ohne Hemmungen aus sich herausgehen.“

„Futura – Theater aus einer anderen Welt“ – heißt das Projekt, das die Telekom-Stiftung fördert. Umgesetzt und unterstützt wird es in Döbeln vom Treibhaus-Verein und vom Mittelsächsischen Theater.Zwei Monate haben die Mädchen mit dem Musikpädagogen-Team geprobt. Dazu gehören neben Anja Fischer auch Almut Voigt und Isabell Wiehmert.

Mit ihnen haben sie auch einen Blick in ihre eigene Zukunft gewagt: Was ist in 20 Jahren?In erster Linie aber war es laut Anja Fischer Ziel, die Mitwirkenden an das Theater heranzuführen. Jede Woche haben sich die Mädchen dazu getroffen. Dazu wurden Musikstücke selbst produziert, die Roboter, die im Stück blinkend herumflirren, sind selbst gebastelt.

Es sei für viele Kinder schwer und oft mit Angst verbunden, frei vor Publikum zu sprechen, darum wurden auch die Textpassagen vorneweg aufgezeichnet und im Stück abgespielt, schildert Anja Fischer.

Zu den Darstellerinnen gehört auch Markha, sie ist 13 Jahre alt, kommt aus Tschetschenien und lebt in Döbeln. „Ich habe ganz vergessen, dass heute die große Aufführung ist,“ sagt sie, „Ich bin schon aufgeregt und gespannt.“ Eine ihrer Aufgaben während der Aufführung wird das Schattenwerfen am Lichtprojektor sein. Auch die 10-jährige Milla ist begeistert vom Theater. „Man muss sich sehr konzentrieren, die einzelnen Schritte sind nicht ganz einfach. Aber es macht so großen Spaß“, erzählt sie.

Interaktion mit dem Moderator

Um 17 Uhr wurde es am Sonnabend dann ernst und es hieß: Spot an, Stream an, ein Anruf aus der Zukunft. Mehr als 100 Zuschauer haben sich Theater digital angesehen. Die Zuschauer erwartete ein Stück aus Musik, Tanz und der großen Fragen „Was wird aus uns werden“. Das Ganze verlief interaktiv.

Während der Vorstellung bestand die Möglichkeit, mit einem Online-Moderator in Austausch zu treten und auch nach der Show gab es noch Raum, sich digital auszutauschen. Nach dem Stream ist vor dem nächsten Projekt. Anja Fischer führt mit ihren Mitstreitern in der zweiten Winter-Ferienwoche eine Ferienfahrt durch. Ziel ist das Freizeitzentrum im Töpelwinkel. Das Projekt heißt „Mahlzeit“. Hier wird Kunst mit Essen gepaart und den Kindern gezeigt, wie und was man alles Sinnvolles und Spannendes aus Lebensmitteln machen kann.

Interessenten können sich dafür beim Treibhaus-Verein unter [email protected] noch anmelden.