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Warum auch Gutverdiener in Döbeln Gebrauchtes kaufen

Yvonne Thill hat vor 20 Jahren ihr Second-Hand-Geschäft eröffnet. Sie liebt ihre Arbeit. Und nicht nur, weil sie damit Geld verdient,

Von Jens Hoyer
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Vor 20 Jahren hat Yvonne Thill ihr Second-Hand-Geschäft eröffnet. Hier bietet sie gebrauchte Kleidung und anderes an.
Vor 20 Jahren hat Yvonne Thill ihr Second-Hand-Geschäft eröffnet. Hier bietet sie gebrauchte Kleidung und anderes an. © SZ/DIetmar Thomas

Döbeln. Gebrauchte Sachen weiterzuverwenden und nicht wegzuwerfen, das ist nachhaltig – insofern liegt Yvonne Thill mit ihrem Second-Hand-Shop in Döbeln voll im Trend.

Gebrauchte Sachen kosten deutlich weniger Geld als neue – was wohl der wichtigste Grund für viele Kunden ist, das Geschäft am Wettin-Platz aufzusuchen. Vor 20 Jahren hatte die 46-Jährige ihren Laden an der Ecke zur Burgstraße aufgemacht.

Veränderte Kundschaft

„Die Kundschaft hat sich in den 20 Jahren extrem verändert“, erzählt sie. Waren es in den Anfangsjahren vor allem Sozialhilfeempfänger, die sich im Geschäft eindeckten, so sei heute ein großer Teil der Kundschaft arbeitende Bevölkerung, wie es Ivonne Thill ausdrückt.

Und auch gut verdienende Leute. „Die Leute rechnen anders. Wenn sie ihre Sachen im Second-Hand-Laden kaufen, können sie sich einen Urlaub mehr im Jahr leisten.“ Durch die Flüchtlinge aus der Ukraine sei ein neuer Kundenkreis dazugekommen.

War es früher vor allem Kleidung für Kinder, ist heute mehr Mode für Erwachsene im Angebot. Auch junge Leute decken sich bei ihr ein. „Ich bekomme auch ganz viel aktuelle Mode und bei mir hat man unter allen möglichen Marken eine Auswahl.“

Im Unterschied zum Internet gebe es bei ihr auch Beratung, so Yvonne Till. „Viele Kunden, auch Männer, genießen den Tante-Emma-Laden-Flair, suchen das Gespräch und erzählen Privates.“

Die teuersten Artikel, die es in Yvonnes Second-Hand-Shop zu kaufen gibt, sind Kinderwagen, die 70 bis 150 Euro kosten können. Yvonne Thill nimmt die Waren in Kommission. Meist würden sie auch komplett verkauft.

„Man muss schauen, was man nimmt. Die Ware sollte schon neuwertig sein. Ich sage, die Leute sollen nur das bringen, was sie auch selbst kaufen würden.“

Erweiterte Verkaufsfläche

Vor 20 Jahren hatte Yvonne Thill klein angefangen. Bis dahin hatte sie als Frisörin gearbeitet, wollte aber geregeltere Arbeitszeiten. Ihr Geschäft war erst 43 Quadratmeter klein und ist mit zwei dazu genommenen Wohnungen im Laufe der Jahre auf heute 120 Quadratmeter erweitert worden.

Hier verkauft die Geschäftsfrau gebrauchte Kleidung für Kinder und Erwachsene, Spielzeug, Kindersitze, Babyschalen und Kinderwagen.

„Die allererste Kundin kommt heute noch zu mir, obwohl die Kinder inzwischen erwachsen sind. Es gibt einen anderen Fall, da haben die Eltern bei mir eingekauft und heute kaufen die Kinder.“

Selbständig machen würde sie sich heute nicht mehr, schätzt die 46-Jährige ein. Ein Grund sind schlechtere Bedingungen und auch die hohen Kosten, die anfallen. An einem liegt es nicht: „Spaß macht es immer noch“, sagt sie.

Eine schwere Herausforderung sei die Zeit der Corona-Pandemie gewesen. „Da zweifelst du an dir selbst. Andere regen sich auf, weil Veranstaltungen nicht stattfinden. Bei mir ging es um die Existenz. Finanziell und psychisch war es eine schwere Zeit.“

Finanzielle Hilfen habe es zwar gegeben. Aber diese müsse sie jetzt zum großen Teil zurückzahlen. „Wenn man da keine Rücklagen gebildet hat, bricht das einem das Genick.“