Döbeln. Seit September lernen die ersten 48 Fünft- und Sechstklässler in der Freien Landschule der Generationen in den Räumen des ehemaligen Gesundheitsamtes.
Eigentlich wollte die freie Schule bis September aus dem Interimsquartier in ein neues Schulgebäude umziehen. Aber diese Pläne sind erst einmal verschoben worden.
Rückschlag bei den Plänen
Bei den Plänen muss der Verein einen Rückschlag hinnehmen. Eigentlich will die TAG Wohnen an der Friedrichstraße ein Haus für die freie Landschule ausbauen. Allerdings haben sich nach der Ausschreibung die Kosten derart erhöht, dass die Pläne erst einmal auf Eis gelegt wurden.
Selbst nach erheblichen Abstrichen beim Ausbau hätten die Kosten noch eine Million Euro über der Kalkulation gelegen. Die sich daraus ergebenden Mietkosten wären für den Schulverein nicht finanzierbar gewesen.
Jetzt ist er mit dem Landratsamt Mittelsachsen in Verhandlung, um ein oder zwei Jahre noch eine weitere Etage im ehemaligen Gesundheitsamt nutzen zu können.
Das soll der TAG Wohnen Luft für eine erneute Ausschreibung der Leistungen für den Umbau mit möglicherweise deutlich niedrigeren Kosten verschaffen.
Für das kommende Schuljahr sind 24 neue Fünftklässler in der Schule angemeldet worden. Jahr für Jahr werden jetzt 24 weitere Schüler dazukommen, bis die Anzahl von knapp 150 Schülern erreicht ist.
Die Vorbereitungen für das nächste Schuljahr laufen, sagte Vorstandsmitglied Thomas Sparrer. „Die Lehrkräfte wollen bleiben und die Arbeitsstunden aufstocken. Damit sind die Voraussetzungen gegeben.“
Verstärkung gesucht
Verstärkung werde noch gesucht. Auch zwei Mitarbeiter im Bundesfreiwilligendienst können im kommenden Schuljahr mitarbeiten und sich bewerben. Darüber hinaus ist die Schule Praktikumsbetrieb für angehende Erzieher und Studenten der Sozialarbeit.
Der Lehrplan gilt für die freie Schule wie für andere Oberschulen auch. Aber der Weg, wie die Kinder zu dem Wissen kommen, ist ein deutlich anderer.
Schulleiterin Susann Gasse erklärt gerne Besuchern das Prinzip des Unterrichts, bei denen es vor allem auch um eines geht: Selbstständigkeit.
Am Mittwoch schaute sich Benjamin Brambor vom gleichnamigen Pflegedienst in der Schule um. Neben dem zentralen Raum mit dem Namen „Marktplatz“ bleiben sie neben ein paar Kästen mit Ordnern stehen.
„Einfaches Rechnen mit Brüchen“, „Nordeuropas Topographie“ und „Subjekt und Prädikat“ ist auf den Hüllen zu lesen.
Stunden heißen Lernbüro
„Das Material in den Kästen kann von den Schülern selbst entnommen werden. Das sind Bücher, Arbeitshefte und Material für Experimente“, erklärt die Schulleiterin. „Bei uns sitzt keiner rum und langweilt sich.“ „Lernbüro“ nennen sich die Stunden, in denen sich die Schüler das Wissen selbst erarbeiten.
Es gibt auch Seminare, in denen die „Lernbegleiter“, die Lehrer, ganz klassisch die Schüler anleiten. „Zur Einführung in Themen für Wiederholungen und beim Lernen von Englisch, wenn es um die richtige Aussprache geht“, so die Schulleiterin.
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„Diese Selbstständigkeit kommt gut an. Die Schüler können mit dem beginnen, was ihnen Spaß macht.“ Wobei auch diese Freiheit ihre Grenzen hat. Dienstags und donnerstags gibt es auch „Königsaufgaben“ für die Schüler, mit denen das erworbene Wissen abgefragt wird. „Das ist gesetzt“, so die Schulleiterin.
Sehr gut komme bei den Schülern auch der „Freitag“ an, eine weitere Besonderheit der Schule. Am Freitag haben die Schüler Zeit für eigene Projekte. Sie basteln einen Vulkan, sammeln fürs Tierheim oder drehen einen Film.
Exkursionen stehen auf Plan
Oder sie gehen auf Exkursion in die Terra Mineralia, das Industriemuseum Chemnitz und das Hygienemuseum in Dresden. „Wir nutzen den Freitag auch für die Berufsberatung“, so die Schulleiterin. So sei die Woche der offenen Unternehmen genutzt und neun Unternehmen besucht worden.
„Auf den Freitag sind wir stolz, wenn wir sehen, wie begeistert und mit welcher Motivation die Kinder arbeiten und ihre Projekte vorstellen.“
Das Konzept der freien Landschule ist nicht nur bei den Schülern und Eltern gut angekommen. Bei der Aktion „Brambor fördert Vereine“ zum 30. Jahrestag des Pflegedienstes war die Landschule beim öffentlichen Voting auf den 6. Platz gelandet. Benjamin Brambor war da, um den symbolischen Scheck über 500 Euro zu übergeben.
Das Geld kann der Verein gut gebrauchen, denn in den nächsten Monaten und Jahren kommen auf ihn erhebliche Investitionen zu. Allein das Einrichten einer Werkstatt für das Fach WTH (Wirtschaft-Technik-Hauswirtschaft/Soziales) kostet um die 15.000 Euro, so die Schulleiterin.
Auch eine Küche und ein Chemiekabinett werden gebraucht, wobei der Verein auch auf gut gebrauchte Möbel und Einrichtungsgegenstände zurückgreifen will. Derzeit werden von der Schule noch Kabinette in der Körnerplatzschule genutzt.