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Frauen stehen Schlange für „den Lehrer“ in Hartha

Hendrik Duryn schafft es kaum auf die Bühne, so viele Frauen wollen mit ihm aufs Foto. Und das Publikum erlebt eine Lesung, die auch ein Schauspiel ist.

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Hendrik Duryn – hier mit Marielle Ruder und Sophia Wolfram – erfüllte bereitwillig die vielen Foto- und Autogrammwünsche.
Hendrik Duryn – hier mit Marielle Ruder und Sophia Wolfram – erfüllte bereitwillig die vielen Foto- und Autogrammwünsche. © Daniel Schäfer

Von Claudia Erbert

Schon im Vorverkauf wird klar, dass die Bibliothek zu klein für den Ansturm sein wird, wenn Hendrik Duryn - der Lehrer - zur Frauentagslesung kommt. Eine gute Entscheidung, wie sich am Freitagabend zeigt.

Eine Handvoll Männer und hunderte Frauen sind in der Hartharena, stoßen mit einem Glas Sekt an und freuen sich, dass sich Hendrik Duryn schon vor der Veranstaltung bereitwillig die unzähligen Fotowünsche erfüllt.

Immer wieder zeigt er lachend auf die Uhr und die Bühne, „ich muss da hoch“, bleibt dann aber doch für weitere Fotos. Auch das Pressefoto macht er zu einem Event – mit Leiterin Marielle Ruder und Sophia Wolfram von der Bücherei stellt er sich mitten ins Publikum, lässt extra noch mal das Licht anmachen und jubeln. Es ist ihm anzusehen, wie sehr er die Nähe zu seinen Gästen genießt.

„Ich hatte so schlechte Laune, als ich angekommen bin, aber hier in Hartha, der Stadt mit Herz...“. „Mit Weitblick“, ruft es aus dem Publikum. „Dann eben mit Herz und Weitblick! Ihr habt die schlechte Laune weggeblasen. Die wollten was Intellektuelles und jetzt haben sie mich bekommen“, scherzt er, denn eigentlich war ein anderer Gast angefragt.

Nachdenklich, witzig, autobiografisch

„Frauentag ist schon komisch: Da sollen wir uns an einem Tag mal auf das besinnen, was wir seit Jahrzehnten vergessen haben, ein respektvolles Miteinander.“

Und genau so geht es weiter: wahnsinnig schnell springen die Gedanken Duryns hin und her, die Sätzen sprudeln nur so aus ihm heraus, teilweise schwer zu folgen wegen seines unglaublichen Fachwissens in jedem angeschnittenen Bereich, nachdenklich, witzig, traurig, beinah ungewohnt ehrlich, autobiografisch. „Kunst soll ja genau das bieten: einen Perspektivwechsel. Sie darf alles sein: komisch, tragisch, platt – aber sie muss authentisch sein“, sagt Hendrik Duryn.

„Sie sind doch der Lehrer, oder?“, heißt sein Buch und wer die Serie kennt, merkt, wie sehr Duryn seiner Serienfigur ähnelt, womöglich, weil er zum Autorenteam gehörte. In einem Kapitel des Buches beschreibt er, wie sehr er auf die Zusage für die Rolle gehofft hat. Vor allem, weil er der Meinung war, so etwas habe es vorher im Fernsehen noch nie gegeben: die Möglichkeit, zu zeigen, dass in jedem etwas steckt, das nur entdeckt werden braucht. „Wenn man das fördert, dann erkennt jeder Teenager seinen Wert und will nicht Influencer oder Millionär werden.“ Applaus.

Unzählige Autogramm- und Fotowünsche

Eine klassische Lesung, bei der der Autor an einem Tisch mit kleiner Lampe sitzt und vorliest, ist es nicht. Duryn schafft es nicht mal für einen Satz, auf dem Stuhl zu bleiben. „Ich kann das nicht!“. Jeder gelesene Teil ist genauso viel Schauspiel wie die freien Überleitungen dazwischen. Immer wieder entdeckt er selbst neue Lesarten, bricht in Gelächter aus, um kurz danach im gleichen Kapitel wieder alle mit Ernsthaftigkeit zum Nachdenken zu bringen.

Angeregte Gespräche im Publikum. „Ich kannte ihn gar nicht, aber der ist toll“ und „Der ist ja wirklich wie in der Serie.“ Trotz Erschöpfung erfüllt „der Lehrer“ Foto- und Autogrammwünsche.