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Sechs „Lieblingsplätze“ in der Region Döbeln werden barrierefrei

Mittelsachsen schüttet rund 310.000 Euro aus. Mit dem Geld werden 18 Projekte gefördert. Dazu gehören sechs in Döbeln, Waldheim, Roßwein und Leisnig.

Von Cathrin Reichelt
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Damit auch gehandicapte Menschen Veranstaltungen im Forte Belvedere in Leisnig besuchen können, soll ein Plattformlift angebaut – entweder rechts zwischen Belvedere und dem Nachbargrundstück oder links an die Treppe, die vom Parkplatz nach unten führt.
Damit auch gehandicapte Menschen Veranstaltungen im Forte Belvedere in Leisnig besuchen können, soll ein Plattformlift angebaut – entweder rechts zwischen Belvedere und dem Nachbargrundstück oder links an die Treppe, die vom Parkplatz nach unten führt. © SZ/DIetmar Thomas

Mittelsachsen/Region Döbeln. Für die meisten Menschen sind Treppen kein Problem. Für Menschen, die im Rollstuhl sitzen oder einen Rollator nutzen, wird schon eine Stufe zum Hindernis.

Diese und andere Barrieren abzubauen, hilft das Investitionsprogramm „Barrierefreies Bauen – Lieblingsplätze für alle“.

Jetzt sind im Landkreis Mittelsachsen 18 neue Anträge mit einem Gesamtvolumen in Höhe von 309.900 Euro bewilligt worden. Davon sollen sechs Projekte in der Region Döbeln umgesetzt werden.

1. Ein Plattformlift für das Forte Belvedere in Leisnig

Menschen mit einer Behinderung sind bisher von Veranstaltungen im Forte Belvedere ausgeschlossen. Denn, in die einstigen Kellerräume des früheren Hotels gelangen Gäste nur über Treppen. Das wollte Betreiber Mirko Joerg Kellner von Anfang an ändern.

Jetzt ist er einen Schritt weiter. Möglichst noch in diesem Jahr soll außen an das Gebäude ein Plattformlift angebaut werden.

„Im Idealfall, vom Parkplatz aus gesehen links am Gebäude. Dann trifft der Lift direkt auf die Terrasse“, erklärt Kellner. Ist diese Variante nicht realisierbar, gibt es mit einem Lift an der Treppe rechts vom Parkplatz eine Alternative.

Beide Lifte sind für den Außenbereich konzipiert. Mit ihnen können sowohl Rollstuhlfahrer als auch Menschen mit dem Rollator problemlos ins Belvedere gelangen.

Wann dort allerdings wieder Veranstaltungen stattfinden, ist noch unklar. Nach einem Wassereinbruch im März vergangenen Jahres gibt es noch keine Lösung für die Beseitigung der Ursache, die laut einem Gutachten im Parkplatzbau liegt.

Von Privatleuten geplante Veranstaltungen und Feiern habe Kellner komplett abgesagt und andere noch nicht geplant. Der Betreiber werde spontan entscheiden, was möglich ist.

„Dass etwas passiert, darauf können sich die Leute verlassen“, meint Kellner und fügt hinzu: „Die Wichtigkeit und Notwendigkeit dieser Kulturstätte für die Region ist allen Verantwortlichen bewusst.“

2. Eine behindertengerechte Toilette für Roßwein

Wer in der Roßweiner Innenstadt unterwegs ist und ein dringendes Bedürfnis hat, könnte Glück haben, wenn es ein Wochentag und nicht ganz dringend ist.

Denn die einzige öffentliche Toilette befindet sich hinter dem Rathaus und ist oft verschlossen, sodass der Schlüssel erst in der Verwaltung geholt werden muss. Und von behindertengerecht ist sie weit entfernt.

Diesen Zustand will das Begegnungszentrum Roßwein ändern. Im alten Kräuterhaus direkt am Parkplatz neben dem Schuldurchgang soll eine öffentliche und behindertengerechte Toilette eingebaut werden – möglichst in diesem Jahr.

Dafür ist aber viel Arbeit nötig. „Der Raum war mal ein Kohlenschuppen. Er muss komplett umgebaut werden“, sagt die Vorsitzende des Vereins Begegnungszentrum Monika Weigel.

Das beginne schon beim ebenerdigen Zugang, der vom Parkplatz aus erfolgen soll. Die Toilette soll einmal rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche nutzbar sein.

3. Eine Schalldämmung für das Roßweiner Pfarrhaus

Der Veranstaltungsraum im Pfarrhaus der Kirchgemeinde Roßwein-Niederstriegis wird jeden Tag genutzt, unter anderem vom Mutter-Kind-Kreis, einer Selbsthilfe- und anderen Gruppen.

„Aber in dem Raum hallt es sehr. Das ist vor allem für ältere Menschen ein Problem“, sagt Pfarrer Heiko Jadatz.

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Mit einer Schalldämmung soll das gelöst werden. Die kommt allerdings nicht an die Decke, sondern an eine Wand. Die etwa 14 Quadratmeter große Fläche erhält mit den verschiedenfarbigen Elementen gleichzeitig eine neue Gestaltung.

„Und die Menschen können besser verstehen, was in dem Raum gesprochen wird“, ist sich Jadatz sicher.

4. Ein Treppenlift für eine Döbelner Zahnarztpraxis

Ein Jahr nach dem Hochwasser 2002 ist Dr. Ulf Dupke mit seiner Zahnarztpraxis in die erste Etage gezogen.

„Aus Sicherheitsgründen“, sagt er. Patienten mit einem Handicap gelangen bereits gut ins Erdgeschoss. Dafür sorgt eine mobile Rampe. Aber dann stehen sie vor einer Treppe. Dass es auch dort problemlos bis in den ersten Stock weitergeht, dafür soll künftig ein Treppenlift sorgen.

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Ein Plattformlift kommt aufgrund der Beschaffenheit des Treppenhauses nicht infrage, deshalb hat sich der Zahnarzt für einen Sitzlift entschieden.

„Der Vermieter ist einverstanden“, sagt er. Ulf Dupke ist es wichtig, die Barriere zu reduzieren, damit langjährige Patienten, denen das Treppensteigen aufgrund ihres Alters inzwischen schwerfällt, weiterhin die Möglichkeit haben, sich von ihm behandeln zu lassen.

5. Eine behindertengerechte Toilette für Bockelwitz Nr. 3

Im Erdgeschoss des Haupthauses des Gebäudekomplexes Bockelwitz Nr. 3 soll eine behindertengerechte Toilette eingebaut werden. In der oberen Etage des Objektes befindet sich das Projekt „Zwischenstopp“, in der unteren Etage ein Saal, in dem öffentliche Veranstaltungen stattfinden.

„Außerdem gibt es hier Beratungsstellen-Treffen, und es werden Präventionen für Schulen durchgeführt“, sagt der Koordinator von Zwischenstopp Michael Köste.

Als das Objekt Anfang 2000 ausgebaut wurde, sei nicht an die Barrierefreiheit gedacht worden. „Das wollten wir schon lange nachholen“, meint Köste.

Mit einer selbst gebauten Holzrampe sei zumindest der Saal problemlos erreichbar. Eine Toilette, die auch Rollstuhlfahrer nutzen können, soll möglichst in diesem Jahr gebaut werden.

6. Eine induktive Höranlage für die Kirche Waldheim

Mit dem Einbau einer induktiven Höranlage will die Kirchgemeinde Waldheim-Geringswalde die barrierefreie Nutzbarkeit der Kirche Waldheim verbessern.

„Die Waldheimer ist die größte Kirche in der Gemeinde. Dort finden viele Veranstaltungen statt“, sagt die Verwaltungsangestellte Ilona Stößer. Das Gotteshaus habe bereits eine neue Beschallungsanlage.

Aber Menschen, die ein Hörgerät tragen, schalten das immer wieder aus, weil es trotz der modernen Technik in der Kirche hallt. „Wenn die Induktionsschleife eingebaut ist, können sich Menschen mit einem modernen Hörgerät zuschalten, egal, wo sie in der Kirche sitzen“, erklärt Ilona Stößer. Dann sei das Hören ohne Störungen möglich.

Weitere Projekte aus dem Förderprogramm:

Mit dem Geld der aktuellen Förderperiode soll unter anderem auch der Zugang zu einer Arztpraxis in Dorfchemnitz mit einem Aufzug barrierefrei und eine behindertengerechte Toilette am Radweg in Geringswalde gebaut werden.

Die akustische Optimierung in einem Begegnungsraum und die barrierefreie Gestaltung des Zugangs zur Turnhalle in Wechselburg sowie die Errichtung eines inklusiven Spielgerätes in Geringswalde gehören ebenfalls zu den Vorhaben.