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Italiener übernehmen Leisniger Fliesenwerk

Die Unsicherheit für die Mitarbeiter von Kerateam ist vorbei. Ein anderes Werk der Steuler Fliesengruppe hat weniger Glück.

Von Cathrin Reichelt
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Das Leisniger Werk wird vollständig von der italienischen Panaria Gruppe übernommen.
Das Leisniger Werk wird vollständig von der italienischen Panaria Gruppe übernommen. © Kerateam/Mario Orsós

Leisnig. Das Auf und Ab, Hoffen und Bangen ist für die Mitarbeiter des Leisniger Fliesenproduzenten Kerateam vorbei.

Nach dem Insolvenzantrag der Steuler Fliesengruppe, zu dem das Leisniger Werk gehört, war dort Anfang Juli der letzte Brennofen ausgegangen. Nur einen Monat später wurde wieder produziert.

Ein Hoffnungsschimmer, dem nun die erleichternde Nachricht folgte: Kerateam wird nicht geschlossen.

Perfekte Ergänzung

Das Leisniger Werk wird vollständig von der italienischen Panaria Gruppe übernommen, heißt es in einer Pressemitteilung von Steuler.

„Dazu gehören auch alle 160 Mitarbeiter“, sagt Kerateam-Geschäftsführer Alexander Graetz, der sich freut, „dass es gelungen ist, die Zukunft des Leisniger Standorts zu sichern.“

Panaria ist einer der weltweit führenden italienischen Fliesenhersteller im hochwertigen Segment mit Werken in Italien, Portugal, den USA und Indien und mit einer Vertriebspräsenz in mehr als 130 Ländern.

Mit der Steuler Fliesengruppe erwirbt Panaria eine der stärksten Vertriebsstrukturen im deutschen Markt.

„So tief in der Breite des Marktes und mit derart langjähriger vertrauensvoller Partnerschaft mit den Kunden, wie unsere Mannschaft sie hat – das hat außer uns hierzulande kaum jemand“, erklärt Peter Wilson, Vorstand der Steuler Fliesengruppe.

Allein, in den Werken der Steuler Fliesengruppe sei diese Vielfalt nicht darstellbar gewesen. Jedenfalls nicht wettbewerbsfähig. In der Panaria Gruppe sei Kerateam bestens aufgehoben. Es sei die perfekte gegenseitige Ergänzung.

Mit dem hochleistungsfähigen Werk in Leisnig bleibe ein wesentlicher Baustein Made in Germany in der Gruppe erhalten und werde so für eine dauerhafte, glaubwürdige und starke Verankerung in Deutschland sowohl mit Vertrieb als auch Produktion sorgen.

Ziel ist es, den Kunden der Steuler Fliesengruppe eine noch breiteren Produktpalette, in höchster Qualität und mit bester Kundenbetreuung anzubieten. Abschließend weist Wilson noch auf einen weiteren wichtigen Punkt hin.

„Panaria ist ein Familienunternehmen, kein anonymer Konzern. Aus dieser Welt kommen auch wir.“

Zwei Öfen laufen wieder

Derzeit laufen bei Kerateam zwei Öfen. Das ist die halbe Produktionsleistung. „Alles Weitere wird sich ergeben“, so Alexander Graetz.

Auch für den Standort Bremerhaven konnte eine Lösung gefunden werden. Ab 1. April 2024 übernimmt dort die Norddeutsche Solar Ceramics GmbH mit neuem Konzept. Bis dahin wird der Standort regulär fortgeführt. Weniger Glück hatte das Werk in Mühlacker.

Trotz intensiver Bemühungen sei für den kleinsten Produktionsstandort der Fliesengruppe kein Käufer gefunden worden. Er wird geschlossen.

„Wir sind froh, dass es gelungen ist, Fortführungslösungen für zwei Produktionsstandorte zu finden. Das ist im derzeitigen Marktumfeld alles andere als eine Selbstverständlichkeit“, sagt Rechtsanwalt Jan Hendrik Groß, Restrukturierungsexperte von Ebner Stolz.

Dreiviertel der Arbeitsplätze am Standort Bremerhaven, 100 Prozent in Leisnig und über 80 Prozent im Vertrieb, Marketing und sonstiger Verwaltung konnten gerettet werden.