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Die Familie Clemen trifft sich in Döbeln

Über Jahrhunderte schrieben die Clemens Döbelner Geschichte mit. Das berühmteste Mitglied der Familie brachte es in Surinam zu Reichtum.

Von Jens Hoyer
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Eine Sonderausgabe des Döbelner Anzeigers zur Grundsteinlegung des Rathauses am 30. Mai 1910 fand das besondere Interesse der Familie Clemen.
Eine Sonderausgabe des Döbelner Anzeigers zur Grundsteinlegung des Rathauses am 30. Mai 1910 fand das besondere Interesse der Familie Clemen. © Thomas Kube

Döbeln. Mitglieder der Familie Clemen gehörten über Jahrhunderte zu den Honoratioren von Döbeln. Die Familie stellt zwei Ehrenbürger der Stadt – den Fabrikbesitzer und Stadtverordnetenvorsteher Carl August Clemen und den Kaufmann und Stadtrat August Julius Clemen. In Döbeln ist die Familie heute praktisch nur noch durch den prominenten Schriftzug am „Clemenhaus“ am Obermarkt präsent.

Am Wochenende haben sich Mitglieder der Familie in Döbeln getroffen. „Vor 30 Jahren hatte es das letzte Treffen gegeben. Da waren 60 oder 70 Leute da. Es wurde auch ein Foto mit dem damaligen Bürgermeister Girbig aufgenommen“, erzählt Gisa Warneck.

Sie ist eine geborene Clemen und hat das Treffen in Döbeln organisiert. Das ist allerdings diesmal deutlich bescheidener ausgefallen. Zehn Mitglieder der Familie sind zusammengekommen.

Neue Exponate fürs Museum

Gisa Warneck selbst ist zum ersten Mal in der Geburtsstadt ihres Vaters. Sie wohnt in Berlin. Die Nachfahren der Familie leben weit verstreut. Nicht alle. Der Döbelner Ralph Gundram gehört auch zur weitläufigen Verwandtschaft.

Seine Großmutter ist eine geborene Clemen, und der Hobbyhistoriker hat am Sonnabend bei dem Besuch der Familie im Döbelner Stadtmuseum einen Vortrag zur Familiengeschichte gehalten.

Deren Mitglieder haben die Gelegenheit genutzt, einige Exponate ans Museum zu übergeben. Darunter ein Kontobuch aus dem 18. Jahrhundert, in der Ausgaben und Einnahmen der damaligen Kolonialwarenhändler verzeichnet sind, wie Gisa Warneck sagte.

Familientreffen im Döbelner Museum. Vor 30 Jahren kamen noch rund 60 Mitglieder der Familie zusammen. Diesmal waren es zehn.
Familientreffen im Döbelner Museum. Vor 30 Jahren kamen noch rund 60 Mitglieder der Familie zusammen. Diesmal waren es zehn. © Thomas Kube

Die Familie ist seit 1415 in Döbeln nachweisbar. Das berühmteste Mitglied ist Johann Gottfried Clemen. Er hatte mit 17 Jahren Döbeln verlassen, war als Soldat in holländischen Diensten ins mittelamerikanische Surinam gelangt und war dort zu Reichtum gekommen. Bei einem Besuch seiner Heimatstadt sorgte er im Jahr 1771 für Furore.

Schokoladenproduktion statt Tuchmacherei

Das Porträt des reichen Plantagenbesitzers zierte noch im 20. Jahrhundert die Produkte aus dem Haus Clemen. Die Familie hatte das Tuchmacherhandwerk aufgegeben und war in den Kolonialwarenhandel und in die Produktion von Schokolade eingestiegen.

Carl August Clemen, der 1857 geboren wurde, führte bei der Herstellung von Schokolade 1908 die maschinelle Fertigung ein. An der Reichensteinstraße wurde nach dem Entwurf des bekannten Architekten Werner Retzlaff eine Fabrik errichtet, die aber schon vor einigen Jahren abgerissen wurde. 1934 war die Firma pleite gegangen. Ein Kapitel in der Geschichte der Clemen-Familien endete damit.