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Die Neudorfer Handballer wollen 100. Jahrestag feiern

Die Geschichte der SG Neudorf kennt Höhen und Tiefen. Gerade ist ein Tal erreicht. Aber die Sportler wollen das Vereinsleben im Jubiläumsjahr wieder ankurbeln.

Von Jens Hoyer
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Die Pfingstfeste in Neudorf sind legendär. 2012 traten Mannschaften im Bierfassrollen gegeneinander an. Damals wurde der Verein 90 Jahre alt. In diesem Jahr kann das 100-jährige Bestehen gefeiert werden. Aber erst im Juli.
Die Pfingstfeste in Neudorf sind legendär. 2012 traten Mannschaften im Bierfassrollen gegeneinander an. Damals wurde der Verein 90 Jahre alt. In diesem Jahr kann das 100-jährige Bestehen gefeiert werden. Aber erst im Juli. © Dietmar Thomas

Döbeln. Neudorf ist ein ausgewiesenes Handballerdorf. Ganze Familien haben bei der SG Neudorf mitgespielt und mitorganisiert. 2022 geht der Verein ins 100. Jahr. Wobei der Ursprung des Sportvereins gar nicht beim Handball zu suchen ist.

Der Verein hat seine Geschichte aufgeschrieben und im Internet veröffentlicht. Demnach trafen sich schon ab 1902 ein paar turnbegeisterte Herren in der Gaststätte „Muldental“ in Neugreußnig. 20 Jahre später, 1922, nach einer Zwangspause durch den Ersten Weltkrieg, wurde der Arbeiter-Turnverein Neudorf gegründet, der auch bald das Vereinslokal wechseln musste.

Die Gaststätte „Muldental“ wurde geschlossen. Also zogen die Turner mit Spielmannszug und Turngeräten in die Gaststätte Neudorf um. Handball wurde da noch nicht gespielt. Allerdings begeisterten sich die Sportler zunehmend für die Sportart „Raffball“, die als der Vorläufer des Handballs gilt.

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Ein Problem gab es: Dem jungen Sportverein fehlte ein Sportplatz. Da war man auf die Stadt Döbeln angewiesen. Der Stadtrat stimmte zu, dem Verein pachtweise eine Fläche des Stadtguts Mannsdorf zu überlassen. Diese wurde 1926 von den Sportlern dann in mühevoller Handarbeit eingeebnet.

Platz ist das Herz des Vereins

Der Platz mit den dazugehörenden Gebäuden ist bis heute das Herz des Vereins. Dort wollen die Sportler im Sommer auch den 100. Jahrestag feiern.Eine Arbeitsgruppe des Vereins kümmert sich um die Organisation. Das Grobkonzept steht, sagte Marcus Dreier, der dazugehört. Auch einen Termin gibt es: Am 2. Juli wird gefeiert. „Wir hoffen, dass das dann wieder möglich ist“, sagte Dreier mit Blick auf die Corona-Beschränkungen.

Die HSG will bei ihrer Jubiläumsfeier an die Tradition ihrer legendären Pfingstshow anknüpfen, bei der sich die Vereinsmitglieder originelle Programmpunkte ausdenken. Nachmittags ist ein Familienfest mit Hüpfburg und Märchenfee für die kleinen Gäste geplant. Außerdem können die Mitglieder über der ausgelegten Vereinschronik ins Plauschen kommen.

Beim sportlichen Teil geht der Verein an seine Wurzeln zurück. Auf dem Platz in Neudorf ist ein Rasenhandballturnier geplant, bei dem ehemalige aktive Spieler der HSG auflaufen, sagte Dreier. „Vielleicht sorgt das Fest für einen Aufschwung nach Corona. Das Vereinsleben kam ziemlich kurz.“

Vereinsleben ist eingeschlafen

Die Pandemie hat manches einschlafen lassen. Zuerst einmal den Spielbetrieb, der aber im März wieder anlaufen soll, sagte der Vereinsvorsitzende Steffen Händler. Die Mitgliederzahl ist in der Pandemie gesunken. Auf derzeit etwa 350. Ein, zwei Jahrgänge Spielernachwuchs fehlen, sagte Händler. Die Nachwuchsgewinnung ist in der Zeit sehr kurz gekommen. Und das ist sonst eine der Stärken des Vereins. In vier Bambini-Gruppen werden Kinder ab drei Jahren an den Handballsport herangeführt.

Handball ist im Verein ziemlich dominierend. Turner gibt es 100 Jahre nach der Gründung keine mehr. Aber Freizeitgruppen, die Volleyball spielen, Aerobic betreiben oder Discofox tanzen.

Beim Vereinssportplatz in Neudorf ist es auch nicht geblieben. Der Verein hat seit einigen Jahren die Sporthalle in Ebersbach in Erbpacht und seitdem mit Unterstützung von Land-, Landkreis und Stadt viel zur Sanierung getan. Von außen soll die Halle in einem letzten Abschnitt noch saniert werden, sagte Händler. Auch die Erneuerung der Decke in der Halle samt Beleuchtung steht auf dem Plan.

Die HSG nutzt die Halle vor allem für das Training des Nachwuchses. Training und Spielbetrieb der anderen Mannschaften finden in der Sporthalle Burgstraße und der Stadtsporthalle statt.

Bauwagen als Umkleidekabine

Von diesen Bedingungen für den Sport konnten die ersten Handballer des Vereins nur träumen. Die hatten auf ihrem Platz zuerst einen alten Bauwagen als Umkleidemöglichkeit stehen. Ab 1931 begann sich der Handball durchzusetzen. Im Verein gab es aber weiterhin Turner und Leichtathleten. Außerdem eine Theatergruppe und einen Spielmannszug.

Nach einem Einbruch im Zweiten Weltkrieg wurde der Spielbetrieb mit der Rückkehr der Männer aus der Kriegsgefangenschaft wieder aufgenommen. Es gab auch Kinder- und Frauenmannschaften. Die Sportler legten eine Wasserleitung und bauten Umkleideräume an die Sportbaracke an. In den 1960er Jahren wurde ein Kleinfeldsportplatz angelegt. Der Verein arbeitete mit der Schule in Ebersbach zusammen und interessierte die Kinder von der 1. Klasse an für den Handballsport. 1972 gab es eine ganze Festwoche aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des Vereins.

1978: Endlich eine Sporthalle

1978 bekam der Sportverein endlich die Möglichkeit, in einer Halle trainieren zu können. Für den Schulsport wurde die Halle in Ebersbach gebaut, die vom Verein genutzt werden konnte. Das habe dem Handballsport einen neuerlichen Schub gegeben, auch wenn die kleine Halle nicht die erforderlichen Handballmaße hatte, schreibt der Verein in seiner Chronik. Einen Knick bekam diese Entwicklung mit der Wende, als viele Spieler in die alten Bundesländer abwanderten und die Mitgliederzahl auf etwa 150 zurückging.

Heute nennt sich der Verein HSG Neudorf/Döbeln. Die SG Neudorf, die vor allem im Männerbereich stark war, hatte sich vor Jahren mit dem HSV 90 Döbeln zusammengetan, der bei den Damen Erfolge feiert. Erfolgreich ist der Verein in seinem Sport bis heute. Die besten Frauen der HSG Neudorf/Döbeln spielen in der Sachsenliga, der höchsten Spielklasse des Freistaats. Die Männer spielen in der Verbandsliga West.