Explosion in Döbeln: Tatverdächtiger in Untersuchungshaft

Döbeln. Nach der Explosion am 3. Januar in einer Wohnung des Hauses Schillerstraße 33 sitzt der Tatverdächtige jetzt aufgrund eines Haftbefehls des Amtsgerichts Chemnitz in Untersuchungshaft. Das ergab eine Anfrage von Sächsische.de bei der Staatsanwaltschaft Chemnitz. Wie Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart sagte, sei der 31-Jährige befragt worden, er habe sich aber zur Tat nicht eingelassen. Deshalb könne auch nichts zum Motiv des Mannes gesagt werden.
Der Mieter soll nach Erkenntnissen der Kriminalpolizei die Gastherme in seiner Wohnung manipuliert haben, sodass Gas ausströmte. Zudem hatte die Polizei mehrere Kanister Benzin und Propangaskartuschen in der Wohnung gefunden. Hinweise auf andere Straftaten gebe es keine, so die Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
Zustand des Hauses nicht abschließend geklärt
Das Haus war bei der Explosion schwer beschädigt worden. Ob es abgerissen und neu gebaut oder saniert wird, ist auch mehr als zwei Wochen nach der Explosion unklar. Mehrere Bauexperten hätten sich das Haus angesehen, ohne bisher zu einem abschließenden Ergebnis zu kommen, sagte Hausbesitzer Wolfgang Müller. Die Mieter seien inzwischen alle in anderen Wohnungen untergekommen.
Die Druckwelle, die von einer Wohnung im Erdgeschoss ausgegangen war, hatte breite Risse im Mauerwerk vor allem des Treppenhauses hinterlassen und das Dach ausgehoben. Aller Wohnungen wurden mehr oder weniger beschädigt. Nach den Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft hatte der 31 Jahre alte Wohnungsinhaber an der Gastherme manipuliert und damit die Explosion ausgelöst.
Mieter kam zunächst schwerverletzt ins Krankenhaus
Nach der Untersuchung durch die Kriminaltechniker war das Haus am 4. Januar an den Eigentümer übergeben worden. Er hatte die Türen und Wohnungen sichern lassen. Wie er sagte, wurden auch in den Wohnungen viele Türen und einige Wände beschädigt. Ein Splitterregen sei durch die Wohnungen gefegt, eine massive Stahltür zum Keller sei verbogen. „Es sieht schlimmer aus, als ich dachte“, sagte Müller.
Zwei Menschen waren schwer verletzt worden. Der 31 Jahre alte Mieter der Wohnung wurde mit dem Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik ausgeflogen.
Auch ein 56 Jahre alter Mann, der eine Etage darüber wohnte, muss mit schwereren Verletzungen im Krankenhaus behandelt werden. Ein 38 Jahre alter Autofahrer, der gerade am Haus vorbeifuhr, wurde leicht verletzt. Insgesamt wurden durch herumfliegende Trümmer und Glassplitter zehn Fahrzeuge beschädigt, die in der Nähe der Wohnung abgeparkt waren.
Ersthelfer waren schnell vor Ort
Hannes Jahn war einer der ersten, der am Unglücksort eintrafen und Hilfe leistete. Er befördert Patienten beim Fahrdienst Jacob. „Ich war gerade bei Kaufland, als es krachte. Dann habe ich vorn Rauch gesehen und gedacht: Da ist etwas schiefgelaufen.“
Der verletzte Mieter der Wohnung sei verwirrt und mit erheblichen Verbrennungen aus dem Haus gekommen. Er habe ihn in einen Transportstuhl gesetzt und aus der Gefahrenzone gebracht und dem schnell eintreffenden Rettungsdienst übergeben. Ebenso den anderen Hausbewohner, der eine stark blutende Verletzung am Bein erlitten hatte.
Ein Nachbar sei mit einem Feuerlöscher gekommen. „Ein Möbelstück brannte. Ich habe außen auf dem Sims gestanden und das Feuer durchs Fenster gelöscht. Zwei Leute haben mich gehalten“, erzählte der 24-Jährige.
Mieter können nicht zurück in ihre Wohnungen
Einem Team des MDR, das am Dienstag in Döbeln drehte, sagte Müller, das in jedem Rückschlag auch eine Chance liegt. Wenn wirklich abgerissen werden muss, könnte das Haus behindertengerecht wieder aufgebaut werden.
Sieben der acht Wohnungen im Haus sind bewohnt gewesen. Die Mieter können erst einmal nicht in ihre Wohnungen zurück. Am Dienstag ermöglichten die Kriminaltechniker einer Mieterin, persönliche Gegenstände aus ihrer Wohnung zu holen. Für sie stand im Anschluss auch gleich eine Wohnungsbesichtigung im Nachbarhaus an.
Die Feuerwehr war am Montag mit insgesamt sieben Fahrzeugen und 25 Einsatzkräften aus Döbeln und Ebersbach angerückt.
Wie Einsatzleiter Udo Hundrieser sagte, musste nur ein kleines Feuer an der Gastherme der Wohnung gelöscht werden. Die Wohnung hatte durch die Explosion allerdings erheblichen Schaden genommen.
Nachbarhäuser vorübergehend evakuiert
Die Stadtwerke waren unmittelbar nach der Explosion vor Ort. Wie Stadtwerkechef Gunnar Fehnle sagte, seien Strom und Gas im Unglückshaus abgestellt worden. Das Gas werde erst wieder aufgedreht, wenn alle Heizungen im Haus überprüft worden sind.
Weil nicht klar war, ob das Haus bewohnbar ist, hatte das Ordnungsamt der Stadt Zimmer in einem Hotel für die Bewohner des Hauses gesichert. Oberbürgermeister Sven Liebhauser machte sich ein Bild von der Lage.
Die beiden Nachbarhäuser waren vorsichtshalber evakuiert worden. Viele der Hausbewohner waren gar nicht daheim, als das Unglück geschah. Die Schnelleinsatztruppe des Roten Kreuzes Döbeln-Hainichen kümmerten sich um die Betreuung der Menschen, die ihre Wohnungen verlassen mussten. Ein Organisationsleiter übernahm die Koordination des Einsatzes. Am späteren Nachmittag konnten die Bewohner der Nachbarhäuser in ihre Wohnungen zurückkehren.
Wie Einsatzleiter Udo Hundrieser von der Feuerwehr sagte, war auch ein Fachberater Chemikalien des Technischen Hilfswerks einbezogen worden. Ein Brandursachenermittler der Polizei hatte noch am Montagnachmittag erste Untersuchungen in dem Unglückshaus aufgenommen.
Dieser Beitrag wurde am 10. Januar 2022 gegen 17.30 Uhr mit Aussagen des Hauseigentümers und der Staatsanwaltschaft Chemnitz aktualisiert.