Döbeln. Gibt es für die insolvente Großbäckerei Erntebrot einen Neuanfang? Es sieht so aus. „Wir sind bei der Sanierung von Erntebrot auf der Zielgraden“, sagte Insolvenzverwalter Thomas Beck von der Kanzlei Beck Rechtsanwälte. Er hatte am 24. Februar einen Insolvenzplan beim Amtsgericht Chemnitz eingereicht. Laut diesem soll ein Investor in die Döbelner Bäckerei einsteigen.
Das letzte Wort hat aber die Gläubigerversammlung. Die Abstimmung zum Insolvenzplan soll am 18. März erfolgen. „Wir hoffen nun, dass die Gläubiger dem Plan zustimmen und Erntebrot so der Neustart aus der Insolvenz ermöglicht wird“, sagte Thomas Beck. Der Insolvenzplan sehe den Erhalt des Produktionsstandortes in Döbeln, von 21 Filialen und 130 Arbeitsplätzen vor.
Verhandlungen verzögert
Der Insolvenzverwalter hatte für den sogenannten Investorenprozess die Dresdener Unternehmensberatung ABG Consulting-Partner engagiert. Die finalen Verhandlungen hätten sich coronabedingt immer wieder verzögert. Alle Beteiligten seien froh, wenn die geplante Lösung nun durch Bestätigung des Insolvenzplans gelingt und zu einem positiven Abschluss komme, so der Insolvenzverwalter in einer Pressemitteilung.
Erntebrot soll von einer leistungsstarken Investorengemeinschaft übernommen werden, das Unternehmen bleibe als Rechtsträger und Marke erhalten. „Die Investoren sehen großes Potenzial in der Traditionsbäckerei. Geplant sind erhebliche Investitionen in den Produktionsstandort in Döbeln und das Filialnetz. Zudem gibt es im Team schon viele Ideen für die Weiterentwicklung des Unternehmens.“
Geschäftsführerin bleibt
Stimmen die Gläubiger am 18. März dem Insolvenzplan zu, sei die Aufhebung des Verfahrens und Übernahme zum 1. April geplant. Die Geschäfte soll Elke Lehmann weiterführen.
Seit der Insolvenzanmeldung hatten Insolvenzverwalter, Geschäftsführung und Team den Geschäftsbetrieb fortgeführt. „Gerade vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie war das eine große Herausforderung. Es hat nur funktioniert, weil die Mitarbeiter stets engagiert an unserer Seite standen und auch die Geschäftspartner diesen Weg unterstützt haben – ein großes Dankeschön dafür“, sagte Geschäftsführerin Elke Lehmann.
Schon zweite Insolvenz
Im Juli 2019 hatte Erntebrot Insolvenz angemeldet – zum zweiten Mal, nachdem sich in einem ersten Insolvenzplanverfahren die Bäckerei wieder konsolidiert hatte. Allerdings nicht nachhaltig. Es war nicht gelungen, den Betrieb mit ausreichend Liquidität auszustatten, um ihn über die umsatzschwachen Sommermonate zu bringen.
Zum Zeitpunkt der zweiten Insolvenz hatte die Firma noch 185 Mitarbeiter. Die Waren wurden in 36 Filialen abgesetzt. Vor fünf Jahren, vor der ersten Insolvenz, waren es noch über 70 Filialen.
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