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Döbeln: Mehr Hochzeiten im Corona-Jahr

Trotz der Einschränkungen ist die Lust am Heiraten ungebrochen. Die Pandemie hat aber andere Auswirkungen.

Von Jens Hoyer
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Irina Schädlich (links) und Mandy Neumüller, die Standesbeamtinnen der Stadt Döbeln, stehen im deutlich ausgeräumten Trauzimmer des Rathauses. Statt 30 sind hier nur noch Stühle für zehn Gäste in weitem Abstand aufgestellt.
Irina Schädlich (links) und Mandy Neumüller, die Standesbeamtinnen der Stadt Döbeln, stehen im deutlich ausgeräumten Trauzimmer des Rathauses. Statt 30 sind hier nur noch Stühle für zehn Gäste in weitem Abstand aufgestellt. © Jens Hoyer

Döbeln. Am Ende des Flurs vor dem Döbelner Standesamt stapeln sich die mit Samt bezogenen Stühle. Der Stapel ist das Sinnbild dafür, dass in Zeiten von Corona auch das Heiraten nur mit Einschränkungen möglich ist. Der Trauraum macht dagegen einen sehr aufgeräumten Eindruck. Denn dort stehen jenseits des Tischs nur noch zwölf Stühle. Zwei für das Hochzeitspaar und zehn für Gäste.

Erstaunlich: Auf die Zahlen des Döbelner Standesamtes hat sich Corona nicht ausgewirkt. Im Gegenteil. „Wir hatten 2020 sieben Hochzeiten mehr als im Jahr zuvor“, sagte die Döbelner Standesbeamtin Irina Schädlich. 113 Paare hatten sich im vergangenen Jahr das Ja-Wort gegeben.

Volles Haus gibt es nicht

Aber das Bild habe sich total verändert. „Sonnabends ein volles Haus, ein Brautpaar mit 30 Gästen, das gibt es derzeit nicht“. Zu Beginn der Corona-Krise seien im ersten Lockdown sogar nur fünf Gäste zugelassen gewesen.

„Es gab Standesämter, wo noch nicht einmal das erlaubt war“, sagte Irina Schädlich. „Wir haben immer versucht, bei der Trauung das Besondere aufrecht zu erhalten. Nur gab es statt des Händeschüttelns das Händedesinfizieren. Viele Paare sind sehr locker damit umgegangen. Für jeden gab es eine persönliche Lösung.“

Manche heiraten ganz ohne Feier

Einige Brautpaare hätten den Termin gleich komplett verschoben. „Die wollten eine komplette Feier mit Freunden und Gästen. Für die wird es auch in diesem Jahr eng.“ Andere Paare hätten die Lockerungen im Juli und August genutzt, um die verschobene Hochzeit nachzuholen. Dann sei es zumindest möglich gewesen, mit 50 oder 100 Gästen zu feiern. „Manche Paare haben auch ganz ohne Feier geheiratet. Die können sie ja nachholen.“

In diesem Jahr gibt es schon 65 Reservierungen – das ist eine ganz normale Zahl, sagte Irina Schädlich. Für die Hochzeitspaare in spe sind die Aussichten nach wie vor vage. „Keiner weiß, kann er feiern oder nicht. Wir können da auch nicht raten.“

Kulant bei Terminverschiebungen

Allein zu Pfingsten seien drei Trauungen angemeldet. Manche Paare haben ihre Termine aber unter Vorbehalt vereinbart. „Bei Absagen sind wir kulant. Es gibt einige Paare, die haben schon drei Mal verschoben. Aber wir leben nun mal in verrückten Zeiten“, so die Standesbeamtin.

Seit zwei Jahren bietet das Döbelner Standesamt auch Trauungen im Wilden Mann in Ostrau an. „Das ist ein gut genutzter Trauort“, schätzt Irina Schädlich ein. Sechs Trauungen an vier Terminen hatte es im ehemaligen Gasthof gegeben. Manche nutzten den ehemaligen Gasthof gleich für die Feier. „Wir hätten nicht gedacht, dass das so gut ankommt. Wir haben damit keine Arbeit. Der Trägerverein richtet den Raum ein. Es gibt da eine wunderbare Zusammenarbeit.“

Nur eine Geburt im Jahr 2020

Die Trauungen sind der glamouröse Eindruck nach außen. Die eigentliche Arbeit der beiden Standesbeamtinnen Irina Schädlich und Mandy Neumüller findet eher im Verborgenen statt. Geboren werden, heiraten und sterben werden in peniblen Verwaltungsakten festgehalten. Wobei Geburten mangels Geburtenstation im Krankenhaus rar sind. Gerade einmal eine Hausgeburt gab es im vergangenen Jahr zu beurkunden. „Wir hatten auch mal fünf“, sagte Irina Schädlich.

Viele Todesfälle zu beurkunden

Sterbefälle gibt es normalerweise um die 500 pro Jahr in Döbeln. Wobei die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch im Standesamt deutlich spürbar wurden. „Normalerweise haben wir 35 bis 45 Sterbefälle im Monat zu beurkunden. Wir hatten auch schon mal 65 und 68 Fälle. Im Dezember waren es 73. Und im Januar dieses Jahres sogar 106. Das haben wir noch nie erreicht.“ Bis 3. März seien in diesem Jahr schon 171 Todesfälle zu beurkunden gewesen. „Das ist für zwei Monate so viel wie normalerweise für vier Monate“, sagte Irina Schädlich.

Die Mehrarbeit sei gut zu bewältigen gewesen, sagte Irina Schädlich. Auch das ist eine Auswirkung von Corona. Das Rathaus ist geschlossen. „Die Leute rufen an und machen Termine. Dadurch können wir viel effektiver arbeiten“, sagte die Standesbeamtin. „Trotz Corona haben wir es geschafft, alles von einem Tag zum anderen abzuarbeiten. Bei uns ist nie etwas liegengeblieben.“

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