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Döbelner Spedition Baumann holt sich mit Insolvenz aus der Krise

Durch Kostensteigerungen ist die Döbelner Spedition Baumann in die Schieflage geraten. Nachverhandlungen mit Kunden hatten nichts gebracht. Jetzt bewegt sich etwas.

Von Jens Hoyer
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Die Spedition Baumann im Gewerbegebiet Am Fuchsloch kommissioniert und verteilt Lebensmittel. Jetzt hat sie Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet.
Die Spedition Baumann im Gewerbegebiet Am Fuchsloch kommissioniert und verteilt Lebensmittel. Jetzt hat sie Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. © SZ/DIetmar Thomas

Döbeln. Die Firma Baumann Spedition Mochau GmbH im Gewerbegebiet Fuchsloch hat vor einigen Tagen Insolvenz angemeldet. Insolvenz, das klingt nach dem Ende. In diesem Fall ist es aber ein Neuanfang. Die Firma, die in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten ist, will sich damit im sprichwörtlichen Sinne an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen.

Rechtsanwalt Dr. Nils Freudenberg ist vom Amtsgericht Chemnitz als vorläufiger Sachwalter eingesetzt worden. Nicht als vorläufiger Insolvenzverwalter, wie er betont. Denn das Insolvenzverfahren soll in Eigenverwaltung durch die Spedition selbst abgewickelt werden. Sie hat dafür eine Beratungsgesellschaft engagiert. Am 1. Mai soll das Verfahren eröffnet werden.

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„Ich bin nur der Aufpasser für das Amtsgericht Chemnitz“, sagte Freudenberg. Alle Entscheidungen würden im Team getroffen. Er habe mit der Beratungsgesellschaft schon zusammengearbeitet. „Wichtig ist in so einem Verfahren, dass man sich kennt und vertraut.“

Rechtzeitig die Reißleine gezogen

Die Firma hatte sehr zeitig die Reißleine gezogen. „Sie ist proaktiv in das Verfahren gegangen“, sagte Freudenberg. Die Spedition kommissioniert und verteilt Lebensmittel an große Lager und Einzelhandelsunternehmen. Als sie aufgrund der gestiegenen Kosten die nicht mehr auskömmlichen Preise neu verhandeln wollte, habe ein wichtiger Kunde – ein „großer deutscher Keksproduzent“ – aber auf das Einhalten der langfristigen Verträge bestanden, so Freudenberg.

„Die Spedition kann in dieser Situation Verluste anhäufen oder proaktiv in das Verfahren gehen, wenn sich der Geschäftspartner nicht bewegt“, sagte der Anwalt. Diese Strategie habe Erfolg. „Nachdem die Firma diesen Schritt gegangen ist, hat man sich bewegt. Das ist das Schöne an so einem Verfahren: Wenn man sieht, wie ein Sinneswandel stattfindet.“

„Manche Kunden denken, für sie muss für ein Appel und Ei gefahren werden. Wir haben vergangenes Jahr gekämpft ohne Ende, aber da ging kein Weg rein“, sagte Geschäftsführer Jörg Baumann. Er spricht von den Schwierigkeiten und den Kostensteigerungen, mit denen die Spedition in den vergangenen Jahren zu kämpfen hatte.

Corona und Kostensteigerungen

Durch Corona waren Kunden weggefallen und hatte sich das Warenaufkommen verringert. Unter anderem bei Obst und Gemüse, weil die Gastronomie schließen musste. „Das kann man nicht so einfach kompensieren.“

Die Kosten bei Leasing-Verträgen für die Fahrzeuge und für Kraftstoff seien gestiegen, Ersatzteile nur schwer zu bekommen. „Der Preis für AdBlue war von 17,5 Cent pro Liter auf 1,28 Euro gestiegen“, sagt Baumann. Die Kauflaune der Kunden sei rückläufig und damit auch das Transportaufkommen.

Dazu kommen noch hohe Energiepreise. „Der Strompreis ist ein Horror. Unser Stromanbieter konnte keinen Preis mehr machen“, sagte er. Die Stadt Döbeln habe kurzfristig beim Wechsel zu den Stadtwerken geholfen. Die Spedition betreibt im Gewerbegebiet Kühlhäuser für Lebensmittel. „Wir sind ein zertifizierter Betrieb und müssen die Regularien einhalten“, erklärt Baumann.

Der Betrieb in der Spedition läuft normal weiter. Den 33 Mitarbeitern war bei einer Betriebsversammlung die Situation erklärt worden. Sie erhalten drei Monate lang Konkursausfallgeld. „Ich bin stolz, dass die Mitarbeiter zur Stange halten“, sagte Baumann. Er schätzt, dass die Firma im August das Insolvenzverfahren beenden kann.