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Fremde schenken Döbeln Geschichte

Die Stadt Döbeln erhält immer wieder Objekte mit historischem Wert für ihr Museum. Zuletzt waren einige Raritäten dabei. Eine Reise in die Vergangenheit.

Von Cathrin Reichelt
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Kathrin Fuchs vom Museum und Oberbürgermeister Sven Liebhauser mit Exponaten, die der Stadt Döbeln geschenkt wurden.
Kathrin Fuchs vom Museum und Oberbürgermeister Sven Liebhauser mit Exponaten, die der Stadt Döbeln geschenkt wurden. © Dietmar Thomas

Döbeln. Die Stadt Döbeln hat in den vergangenen beiden Jahren 29 historische Objekte geschenkt bekommen. „Im Vergleich zu anderen Jahren ist das sehr viel“, sagt Kathrin Fuchs vom Museum. Es seien sehr interessante Exponate darunter, mit denen möglicherweise künftig Ausstellungen gestaltet werden könnten, ergänzt Oberbürger- meister Sven Liebhauser (CDU).

Meist kämen die Objekte von Personen, die aus Döbeln stammen, aber jetzt weiter weg wohnen. „Deren Kinder wollen die Erinnerungsstücke nicht haben. Deshalb wenden sie sich an uns und fragen, ob wir Interesse haben“, erzählt Kathrin Fuchs.

Auch bei Klassentreffen, die mit einem Besuch des Museums verbunden werden, avisieren ehemalige Döbelner oft historische Stücke, die sie in guten Händen wissen wollen. Diesmal sind einige Besonderheiten dabei.

Das Begräbniskassenbuch

Am 10. November 1889 wurde das Quittungsbuch für Clara Bachmann (1862 bis 1937) als neues Mitglied des Arbeiter-Begräbniskassen-Vereins ausgestellt. 75 Pfennige kostete der Eintritt in den Verein. Starb ein Vereinsmitglied, zahlten alle anderen für dessen Beerdigung 10 Pfennige.

Das wurde jeweils in dem Quittungsbuch vermerkt. So wurde die Familie jedes Inhabers eines solchen Quittungsbuches nach dessen Tod unterstützt. Es ist das erste Buch dieser Art, dass das Museum erhalten hat.

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Der Orden

Ein kleines Rätsel gibt den Museumsmitarbeitern ein Orden auf, den die Stadt im Jahr 2019 erhielt. Laut Aufschrift stammt er von der Reit-Abteilung der Deutschen Kavallerie in Döbeln und Umgebung aus dem Jahr 1893.

„Aber in Döbeln gab es gar keine Kavallerie, sondern eine Infanterie“, erklärt Kathrin Fuchs. Auch Ralf Gundram, ehemaliger Denkmalpfleger, Geschichtsexperte und Experte für die Döbelner Militärgeschichte, konnte bisher kein Licht ins Dunkel bringen.

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Die Landkarte

Eine sehr aktive über 80 Jahre alte Döbelner Seniorin hat der Stadt eine Manöverkarte aus dem Jahr 1914, eine Karte der Kreishauptmannschaft Leipzig (Foto) um 1910 mit einem Stempel „Stadtrat zu Döbeln“ und dem Stadtwappen sowie zwei amtliche Karten des Sächsischen Radfahrer Bundes um 1910 überlassen.

Das Besondere: Die Karten sind auf der Rückseite mit einer Leinenschicht bedeckt und dadurch faltbar. Bisher besitzt das Museum nur großformatige Karten aus dieser Zeit.

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Die Postkartensammlung

633 Postkarten besaß das Museum bereits. Nun sind noch einmal 898 und 40 Fotos von Ulrich Zimmermann dazugekommen. Der Senior wohnt in Handewitt, ist aber immer noch sehr mit der Stadt seiner Kindheit verbunden.

Die Sammlung, die er Döbeln überlassen hat, hat nicht nur einen finanziellen Wert. Die Karten aus den Jahren 1890 bis 1945 zeigen wertvolle historische Motive, wie das Hochwasser 1897, das Heimatfest 1914, die Pferdebahn und viele Gebäude, die es nicht mehr gibt.

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Der Gullit

Wie das Schwetaer Schloss einmal ausgesehen hat, ist im Band 25 über die Amtshauptmannschaft (später Landkreis) Döbeln des Gullit-Verzeichnisses zu sehen. Cornelius Gullit, der Gründer der Denkmalpflege in Sachsen, hat alle Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsens beschrieben.

Volker Böhme, der in Döbeln das Gymnasium besucht hat und seit dem Studium in Memmingen lebt, hat das Döbelner Verzeichnis aus dem Jahr 1903 der Stadt spendiert.

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Die Tuschegrafiken

Das Döbelner Museum kauft nicht nur kunsthistorische Arbeiten, wie die von Erich Heckel an. „Einige Künstler, die bei uns ausstellen, machen uns das Angebot, uns Bilder zu schenken“, sagt Kathrin Fuchs.

So wie Ansgar Skiba, der im Frühjahr 2019 zum ersten Mal unter dem Titel „Magie der Farben“ in Döbeln ausgestellt hat. Er sei so begeistert gewesen, vom Engagement der Stadt und dem Publikum, „dass wir uns drei Tuschezeichnungen von Landschaften aussuchen durften.“

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Der Reisekoffer

Gemessen hat ihn Kathrin Fuchs (rechts) vom Museum noch nicht. Aber der Reisekoffer aus Holz von Kommerzienrat Franz Richter ist das größte und schwerste Geschenk, dass das Museum 2020 erhalten hat. Deshalb nimmt die Museumsmitarbeiterin für den Transport auch gern die Hilfe von Oberbürgermeister Sven Liebhauser an.

„Es ist ein Stück Industriegeschichte“, meint Kathrin Fuchs. Denn Franz Richter (1849 bis 1924) war Stadtrat, Ehrenbürger und Gründer der Firma Landmaschinenbau, später Rotes Banner. Helga Jeakel, die Enkelin von Franz Richter, hat den Koffer zur Verfügung gestellt. Aufgrund seiner Ausmaße werde er vorerst der Möbelsammlung der Stadt zugeordnet, so Kathrin Fuchs.

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