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Womit sich Einbrecher selbst verraten

Irgendeine Spur bleibt immer zurück. Mit ganz viel Wissen rund um die Polizeiarbeit sind die Grünlichtenberger Hortkinder am Donnerstag nach Hause gegangen.

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Was aussieht wie Ketchup, ist eine Art Gel, das in kurzer Zeit aushärtet. Damit können zum Beispiel Fingerabdrücke genommen werden. Wie das geht, hat Kriminaltechniker Jörg Hennig den Hortkindern aus Grünlichtenberg gezeigt.
Was aussieht wie Ketchup, ist eine Art Gel, das in kurzer Zeit aushärtet. Damit können zum Beispiel Fingerabdrücke genommen werden. Wie das geht, hat Kriminaltechniker Jörg Hennig den Hortkindern aus Grünlichtenberg gezeigt. © Thomas Kube

Kriebstein. Blaulicht übt auf die Menschen fast jedes Alters eine gewisse Faszination aus. Bei manchem löst es Neugierde aus, bei vielen aber auch Respekt. Beides war am Donnerstag auf dem Hof der Grundschule in Grünlichtenberg nahezu greifbar.

Dort stehen ein Einsatzfahrzeug der Polizei und ein Transporter mit der Aufschrift „Kriminaltechnik“. Und trotzdem: Passiert ist nichts. Da kann Kriminalhauptmeister Jörg Hennig schnell beruhigen. Der Grünlichtenberger ist Polizist und seit 17 Jahren als Kriminaltechniker im Einsatz. Sein gestriger war nicht nur deshalb besonders, weil der in seinem Heimatort anstand.

Großes Aufgabenfeld

Kindern oder Jugendlichen seine Arbeit zu erklären, das ist für Jörg Hennig ziemlich selten. „Dazu haben wir in der Regel keine Zeit“, begründet er. Rund 60 Fälle, die aufgeklärt werden wollen, würden im Moment auf seinem Schreibtisch liegen. Jede Menge Arbeit also für ihn und eine Kollegin.

Die beiden bilden sozusagen die Abteilung Kriminaltechnik beim Polizeirevier Mittweida. Dienstlich mussten sie bislang eher selten nach Grünlichtenberg fahren. Und wenn, dann gab es nur kleine Sachen zu bearbeiten.

Insgesamt ist das Arbeitsfeld der Kriminaltechniker groß. Sie würden zum Beispiel angefordert, wenn nach einem Einbruch Spuren zu sichern sind, erzählt er den Hortkindern. Gleiches sei nach einem Tötungsdelikt oder einer Vergewaltigung der Fall, berichtet er in einer Pause.

Und mittlerweile werden die Kriminaltechniker auch gerufen, wenn es zu einem tödlichen Unfall im Bereich der Bahngleise gekommen ist – zumindest dann, wenn die Bundespolizisten Feierabend haben. Bahnunfälle gehören ansonsten in deren Zuständigkeitsbereich.

Moderne Tatortarbeit?

Ganz praktisch zeigt er den Kindern wenig später, wie es den Ermittlern gelingt, Spuren zu trennen. Denn nach einem Einbruch stoßen die Kriminalisten oft nicht nur auf Fingerabdrücke von den Tätern, sondern auch von den Hausbewohnern. Und so dürfen sich die Mädchen und Jungen einen Fußabdruck von sich anfertigen lassen.

Auch ein Finger- oder Handabdruck entsteht. Allerdings nicht mithilfe von Farben oder einer Folie, sondern einer gelartigen Masse, die aus einer Art Silikonspritze auf Finger oder Hand gedrückt wird. Geht das heutzutage nicht alles digital? „Draußen am Tatort nicht“, erklärt Jörg Hennig.

Wer als Verdächtiger aufs Revier geladen wird, könne schon auf moderne Art und Weise seine Fingerabdrücke abgeben. Auch die am Tatort auf althergebrachte Weise genommenen Abdrücke würden später digitalisiert und weiterverarbeitet.

„Wir dürfen uns keine Fehler erlauben“

Die Spurensicherung in der von Dieben heimgesuchten Wohnung ist noch immer so, wie es in vielen Krimis gezeigt wird. Besonders, wenn es um sichtbare und unsichtbare Abdrücke geht.

Und es gibt noch ein Detail, was keine filmische Freiheit ist, sondern den Tatsachen entspricht: „Die Techniken werden immer präziser“, sagt der erfahrene Kriminalhauptmeister.

Mit seinen Erzählungen und mitgebrachten Utensilien gelingt es ihm, die Grünlichtenberger Hortkinder für die Ermittlungsarbeit zu begeistern. Für eine Berufsorientierung sei es bei Grundschülern wohl noch zu früh. Aber insgesamt sagt Hennig: „Wir brauchen immer Leute bei der Polizei, auch bei der Kriminaltechnik.“

Zum Dauerlernen bereits sein

Um in die Fußstapfen von Hennig und seiner Kollegen zu treten, ist eine Polizeiausbildung unerlässlich. Dann folgt eine Reihe von Qualifizierungen. Der Grünlichtenberger selbst war beim Bundes- und Landeskriminalamt, hat die Landespolizeischule besucht.

Und ist darüber hinaus permanent am Lernen: „Es kommen jedes Jahr neue Techniken hinzu.“ Dieses Dauerlernen macht für den Kriminaltechniker auf jeden Fall Sinn: „Wir dürfen uns keine Fehler erlauben. Passiert das, wird ein Fall womöglich nicht aufgeklärt.“

Für Jörg Hennig ist sein Beruf einer, den er als interessant und abwechslungsreich beschreiben und empfehlen möchte. „Man lernt viele Leute und Schicksale kennen.“ Ja, er habe immer noch mehr mit Lebenden als mit Toten zu tun, erklärt er, nachdem fragende Blicke auf ihn gerichtet sind.

Hortleiterin Anne Braune ist von dieser Präsentationen begeistert. Hennigs Mittweidaer Kollegen zeigen den Kindern, was zur Ausstattung eines Streifenwagens gehört und was eine Polizistin und ein Polizist außer Dienstwaffe und Handschellen am Mann oder der Frau tragen muss. Eine weitere Polizistin erfragt spielerisch das Wissen der Kinder. „Dass sich die Beamten so viel Zeit für uns nehmen, ist fantastisch“, freut sich Anne Braune.

Wie sich Rauch in einem Haus ausbreitet

Sie und ihre Kollegen hatten die Idee zu einer ersten Rettungswoche in den Sommerferien. Bei der durften sich die Kinder schon einen Rettungswagen anschauen und mit den Sanitätern vom Rettungsdienst Mittweida Verbände anlegen.

Einen Tag vorher ging es mit den Kameraden der örtlichen Feuerwehr ums richtige Verhalten im Brandfall. „Mithilfe eines Modells konnten die Feuerwehrleute ganz toll veranschaulichen, wie sich der Rauch bei einem Brand in einem Haus ausbreitet und was passiert, wenn Fenster oder eine Tür geöffnet werden.

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Das war beeindruckend“, sagt Anne Braune. Total begeistert ist sie außerdem davon, dass der eine oder andere Ehrenamtliche sogar einen Tag Urlaub geopfert hat, um den Kindern das Helfen nahezubringen. Zwei Jungs konnten dabei schon mit Grundwissen glänzen. Sie lernen in der Jugendwehr in Waldheim das Feuerwehr-Einmaleins.

Mit einem Einblick in die Arbeit der Bereitschaftspolizei geht die „Rettungswoche“ für die angemeldeten knapp 50 Ferienkinder der Grundschule Grünlichtenberg am Freitag zu Ende. Insgesamt betreuen Anne Braune und ihre Kollegen 101 Mädchen und Jungen. Fünf Klassen lernen in dieser Schule. So wird es auch im neuen Schuljahr bleiben.