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Leisniger Riesenstiefel ist wieder an seinem Platz

Zwei Monate lang wurde das große Schuhwerk grundhaft saniert. Ohne Hilfe hätte es die Stiefelwacht aber nicht geschafft.

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Mit vereinten Kräften wird der Leisniger Riesenstiefel nach seiner Sanierung zurück ins Museum geschoben.
Mit vereinten Kräften wird der Leisniger Riesenstiefel nach seiner Sanierung zurück ins Museum geschoben. © Lars Halbauer

Von Lars Halbauer

Leisnig. Er ist 4,90 Meter hoch und hat die Schuhgröße 330 – jeder Leisniger weiß genau, worum es sich dabei handelt: Es ist der weltgrößte Stiefel, der seinen Platz im Stiefelmuseum unterhalb der Burg Mildenstein hat.

Nach gut sechs Monaten öffnet diese Woche das Stiefelmuseum in Leisnig wieder für die Besucher. Im Winter nutzten die neue Stiefelwacht und der Stadtverschönerungsverein die coronabedingte Pause, um dem Stiefel zu sanieren. „Das Innenleben war schon ganz schön in Mitleidenschaft gezogen. Es ist ja nur Styropor und Holz, das den Stiefel in Form hält“, erzählt Uwe Reichel vom Stadtverschönerungsverein.

Schließlich ist das größte Schuhwerk der Welt immer mal auf Tour. Bis Wiesbaden war er schon auf seinem Anhänger unterwegs. Dort sollen Interessenten sofort die Idee gehabt haben, den Stiefel zu kaufen und wollten schon das Scheckbuch zücken.

„Der bleibt aber bei uns“, sagt Schuhmacher Rolf Neidhardt mit Bestimmtheit. Der 83-jährige Leisniger ist einer der beiden Schuhmacher, die 1996 den Stiefel mit der Schuhgröße 330 geschaffen haben. Der zweite Erbauer ist bereits verstorben.

Im Schuh stecken sieben Ochsen

„Sieben Ochsen aus Bayern wurden dafür geschlachtet, so viel Sattlerleder brauchte man dafür“, so Neidhardt. Dabei ist am Blitzen in seinen Augen zu erkennen, dass es ein Herzensprojekt für ihn war, den Stiefel zu bauen und ihn jetzt auch grundhaft zu sanieren. Mit seiner Videokamera dokumentiert er bis zum Schluss jeden Schritt.

Mario Bilski, René Friedrich, Bernd Kellner und Denis John von der Stiefelwacht haben mit vielen freiwilligen Mitstreitern unzählige Stunden investiert, um dieses einmalige Schuhwerk zu erhalten. 25 Jahre hat der Stiefel nun auf dem Buckel, eine Sanierung war unumgänglich.

Den Januar und Februar haben die Freiwilligen genutzt, um den Stiefel wieder auf Vordermann zu bringen. Ohne Unterstützung wäre das Projekt allerdings kaum zu stemmen gewesen.

Bärbel Kidara freut sich, dass sie im Stiefelmuseum Leisnig wieder für die Gäste da sein kann.
Bärbel Kidara freut sich, dass sie im Stiefelmuseum Leisnig wieder für die Gäste da sein kann. © Lars Halbauer

Deshalb halfen Leisniger Unternehmen: Dachdecker Benedix stellte seine große Lagerhalle unentgeltlich zur Verfügung, das Baugerüst, das um den Stiefel gebaut wurde, war gesponsert und auch die professionelle Neulackierung des Trailers wurde durch die Autolackiererei und Karosserieservice Menzel in Leisnig übernommen.

Uwe Reichert vom Stadtverschönerungsverein meint: „Das alles ist für unsere Stadt und wir sind sehr dankbar, auch von der Stadtverwaltung unterstützt zu werden, die Sponsoren und die Leisniger, die immer wieder spenden, helfen uns ungemein.“

Neunjähriger ist mittendrin

Bei den Vorbereitungen der Stiefelwacht zur Rückführung des Riesen ins Museum springt auch ein ganz junger Mitstreiter herum: Der neunjährige Jan Bilski ist wie seine Eltern großer Fan des Stiefels und war bei der Instandsetzung dabei. „Ich war sogar im Stiefel drinnen und habe geholfen, die Teile anzureichen und habe mitgearbeitet“, erzählt der Junge stolz.

Für den Neunjährigen ist keine Leiter zu hoch, keine Aufgabe zu schwer. Als der Transporter an den Trailer andockt, weist er souverän den Fahrer zentimetergenau ein. Die Fahrt geht dann aus dem Gewerbegebiet quer über den Marktplatz zum Stiefelmuseum, wo Bärbel Kidala schon aufgeregt mit Angela Bilski wartet.

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"Sind sie schon losgefahren? Ich freue mich auf den Stiefel“, strahlt die Leisnigerin. Sie betreut seit zwei Jahren das Museum mit Herz und Seele. Als der Konvoi den Burglehn hochfährt, ist sie noch aufgeregter: „Das Schätzchen ist wieder an seinem alten Platz.“

Mit vereinten Kräften wird der Trailer in die alte Wirkungsstätte des Malers Karl Wagner, die heute als Museum dient, geschoben, dann noch ausgerichtet und schließlich wird der Stiefel aufgerichtet. Kurz noch links und rechts feinjustiert. Fertig.

Zur neuen Stiefelwacht gehört jetzt hat auch ein ganz junges Mitglied – der neunjährige Jan Bilski (3.v.r.).
Zur neuen Stiefelwacht gehört jetzt hat auch ein ganz junges Mitglied – der neunjährige Jan Bilski (3.v.r.). © Lars Halbauer

Ab der kommenden Woche ist der Stiefel dann wieder an seinem alten Platz zu bewundern. Die Dame des Hauses ist hier Bärbel Kidala, die fast alle Besucherwünsche rund um den Stiefel möglich macht. „Jetzt bin ich wieder der glücklichste Mensch der Welt, wo der Stiefel wieder da ist, wo er hingehört.“

Die Öffnungszeiten können auf der Internetseite der Stadt Leisnig eingesehen werden. In den geraden Kalenderwochen kann das Museum von Dienstag bis Sonnabend, 11 bis 16 Uhr, und in den ungeraden Kalenderwochen von Mittwoch bis Sonntag von 11 bis 16 Uhr, besichtigt werden.