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Sachsens beste Raumausstatterin kommt aus Waldheim

Dass sie die Auszeichnung als Beste ihrer Berufsgruppe bekommen hat, damit hat Lea-Katrin Peters nicht gerechnet. Dabei hatte sie ursprünglich andere Pläne.

Von Martha Johanna Kaul
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Stolz hält Raumausstatterin Lea-Katrin Peters einen Stuhl in der Hand. Dieser war Teil ihrer Prüfung und verhalf ihr zu einer besonderen Ehrung.
Stolz hält Raumausstatterin Lea-Katrin Peters einen Stuhl in der Hand. Dieser war Teil ihrer Prüfung und verhalf ihr zu einer besonderen Ehrung. © Andreas Weihs

Stolz hält Lea-Katrin Peters das Blatt mit ihren Prüfungsergebnissen in der Hand. „Hier war ich mir unsicher“, sagt sie und zeigt auf das Ergebnis der theoretischen Prüfung.

77,2 Punkte von 100 hat sie erreicht. Das Ergebnis der praktischen Prüfung hebt sich da noch einmal deutlich ab. „Ich konnte 92,6 Punkte erzielen“, freut sich die frisch gebackene Raumausstatterin. In der Gesamtrechnung ist sie mit diesem Prüfungsergebnis in Sachsen der beste Azubi. Und auch wenn die 23-Jährige nicht damit gerechnet hat, steht ihr die Freude darüber ins Gesicht geschrieben.

„Ich konnte es am Anfang gar nicht fassen. Auch jetzt ist das alles noch nicht wirklich greifbar“, so Lea Peters. Für Chef Ingo Mitschke war die Ehrung weniger überraschend. „Lea hat sich während der ganzen Lehrlingszeit immer sehr engagiert. Dass sie nun diese Anerkennung bekommen hat, macht mich persönlich auch sehr stolz“, so Mitschke. Dabei hatte die ehemalige Delitzscherin ursprünglich ganz andere Pläne.

„Nach meinem Fachabitur im Bereich Kunst wollte ich Innenarchitektur studieren, aber Corona machte mir dann einen Strich durch die Rechnung. Alles war plötzlich viel komplizierter“, so die 23-Jährige. Also suchte die ebenfalls Sportbegeisterte erst einmal nach einer neuen Herausforderung. „Ich brauchte etwas, wo ich schnell einsteigen kann und was mich auch ein wenig an meine Grenzen bringt.“ Eine Zusage der Bundeswehr kam ihr da gerade recht. So tauschte sie den Zeichenstift vorerst gegen Tarnkleidung.

Doch das Thema Inneneinrichtung ließ die damals 20-Jährige nicht ganz los. „Ich wollte wieder zu meinem ursprünglichen Plan zurück und entschied mich für eine Raumausstatter-Ausbildung“, so Peters. Den Lehrlings-Platz bekam sie 2020 bei Raumausstatter Ingo Mitschke in Waldheim. Die Entscheidung habe sie bis heute nicht bereut. „Natürlich hat man in drei Jahren Ausbildung auch immer einmal keine Lust, aber wer hat denn mal nicht solche Phasen?“, so Peters lachend.

Pläne für die Zukunft

Mit dem Abschluss in der Tasche möchte sie sich aber jetzt nicht ausruhen. „Ich verfolge meinen Plan weiter und werde bald das Studium der Architektur in Wismar an der Ostsee beginnen“, sagt sie.

In diesem Vorhaben hat auch Chef Ingo Mitschke die 23-Jährige immer wieder bestärkt. „Natürlich ist es schade, dass sie uns jetzt im Herbst schon verlässt, aber sie macht das genau richtig und geht ihren Weg“, so der Raumausstatter. Dass es nun doch die Architektur und nicht die Innenarchitektur wird, dafür hat Lea-Katrin Peters einen gut überlegten Grund: „Als Innenarchitektin komme ich in einen mir vorgegebenen Raum und gestalte ihn so, wie er in den Maßen vorgegeben ist. Als Architektin bestimme ich nicht nur die Maße und entwerfe den Raum, sondern kann ihn zusätzlich auch noch gestalten, wenn ich das möchte.“

Einen vorgegebenen Raum mit entsprechenden Maßen kennt sie bereits aus ihrer praktischen Prüfung. Lediglich das Thema, um den Raum zu gestalten, sucht sich jeder Prüfling selbst raus. „Ich habe mich für das Thema Peaky Blinders entschieden.“ Dabei handelt es sich um eine britische Dramaserie, die in den 1920er- und frühen 1930er-Jahren spielt und in der Gangsterbanden-Rivalitäten in Birmingham eine wichtige Rolle spielen.

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„Dementsprechend habe ich auch den Raum etwas dunkler gestaltet und im typischen Stil der Serie aufgebaut“, so die Raumausstatterin. Dabei lag ihr Fokus auf Wand, Fenster und Dekoration. „Von den Prüfern bekommt man vorab einige Mindestansprüche und auch eine detailgetreue Dokumentation muss ihnen vorliegen. Im Großen und Ganzen entscheidet aber jeder Prüfling für sich, wie er einen Raum gestaltet und das Thema umsetzen will“, so Peters.

Das Thema „Peaky Blinders“ für ihre praktische Prüfung hat sich Lea-Katrin Peters selbst ausgewählt. Dazu musste sie dann einen Raum gestalten.
Das Thema „Peaky Blinders“ für ihre praktische Prüfung hat sich Lea-Katrin Peters selbst ausgewählt. Dazu musste sie dann einen Raum gestalten. © privat

Dass die praktische Note ausschlaggebend für das gute Ergebnis war, davon ist die 23-Jährige überzeugt. „Am Ende zählt eben doch immer, was man gemacht hat und nicht nur das Theoretische.“

Gebrauchte Möbel wieder wie neu

Die Dekoration, so sagt sie, liegt ihr bei allen Aufgaben der Raumausstattung am besten und mache ihr auch am meisten Spaß. Das spiegelt sich auch in ihrem Alltag wider. „In meiner Wohnung ist vieles selbstgemacht. Manchmal kaufe ich auch gebrauchte Möbel und mache sie dann wieder schick“, so Lea Peters.

Unterstützung erhält sie dabei von ihrem Freund. „Wir ergänzen uns in diesem Bereich sehr gut. Da macht es gleich noch viel mehr Spaß“, sagt sie. Auch suchen immer wieder Freunde nach Rat oder guten Dekorations-Tipps.

Dass sie in einem eher männertypischen Beruf arbeitet, stört sie nicht. „Ganz im Gegenteil. Ich bin der Meinung, dass eine Frau genauso gut Böden verlegen oder Möbel polstern kann. In dem Beruf kann jeder glücklich werden und wenn Frau das will, dann stehen ihr alle Türen offen.“

Die nächste Tür für Lea-Katrin Peters heißt nun: Studium. „Ich freue mich auf die neue Herausforderung und ein neues Zuhause, das ich nach Herzenslust dekorieren kann“, sagt sie lachend.