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So dreist werden Döbelner Unternehmer abgezockt

Eine Firma aus Nordmazedonien verkauft mit verbotenen Werbeanrufen überteuerte Anzeigenverträge. Und nutzt dafür das Vertrauensverhältnis örtlicher Firmen.

Von Jens Hoyer
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Die Kosmetikmeisterin Gina Wendler vom Wellness und Kosmetikstudio Butterfly in Döbeln hat ein unseriöses Werbeangebot einer nordmazedonischen Firma bekommen.
Die Kosmetikmeisterin Gina Wendler vom Wellness und Kosmetikstudio Butterfly in Döbeln hat ein unseriöses Werbeangebot einer nordmazedonischen Firma bekommen. © Jens Hoyer

Döbeln. Die Kosmetikmeisterin Gina Wendler, Inhaberin des Kosmetikstudios „Butterfly“ an der St.-Georgen-Straße, hatte einen merkwürdigen Anruf bekommen: Eine Anfrage wegen einer Anzeige in einer Infobroschüre. „Ich wisse schon Bescheid, wurde mir gesagt.“

Sie hatte einige Zeit vorher tatsächlich eine Anzeige geschaltet. In der Infobroschüre „Döbeln und seine Umgebung erleben“, die Sehenswürdigkeiten und Ausflugsmöglichkeiten in und um Döbeln vorstellt. Herausgegeben wurde sie von der DDV Döbeln GmbH, zu der auch der Döbelner Anzeiger gehört. „Mir kam das merkwürdig vor. Ich habe gesagt, dass sie mir das Angebot zuschicken sollen“, sagte Gina Wendler.

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Die Mail traf auch ein und machte das Angebot nicht seriöser. Als Auftragnehmer für die Anzeige in einer „Bürger-Falt-Infobroschüre“ zum Thema Klima war die Firma DEVEGE angegeben, Sitz in Skopje, Nordmazedonien. „Die haben dann permanent angerufen, sie brauchten eine Unterschrift. Zuletzt ging heute eine Mitarbeiterin ran. Ich wollte zurückrufen, aber die Nummer war nicht vergeben“, sagte die Kosmetikmeisterin.

Warnungen im Internet

Wer nach der Firma DEVEGE im Internet sucht, findet eine Menge Einträge. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen mahnte schon im vergangenen Jahr zu Vorsicht und riet wegen der hohen Kosten und des fraglichen Werbewerts davon ab, den Vertrag zu unterzeichnen.

Eine Münchner Anwaltskanzlei hat hinter der nordmazedonischen Firma eine Werbefirma in Konstanz ausgemacht. Die Masche sei altbekannt. Alles beginne mit einem unerlaubten Werbeanruf. Kontaktiert würden Gewerbetreibende, die bereits einen Werbevertrag mit einem örtlichen Unternehmen haben.

Hohe Kosten nach Unterschrift

Auch der Döbelner Kosmetikerin war als Vorlage die Anzeige zugeschickt worden, die sie im Sommer in der Döbeln-Broschüre geschaltet hatte.

Wer den Fehler macht, den Vertrag zu unterschreiben, der sieht sich mit hohen Kosten konfrontiert. Für jede Anzeige in der ominösen „Bürgerinfobroschüre“ – vereinbart werden drei im Laufe eines Jahres – werden 399 Euro fällig. Dazu kommen jeweils 159 Euro Farbpauschale und 189 Euro Satzpauschale. Im Kleingedruckten steht außerdem, dass sich der Vertrag um ein Jahr verlängert, wenn er nicht rechtzeitig gekündigt wird.

Gina Wendler hat nicht unterschrieben. Aber die Gefahr, doch einmal zu tappen, sieht sie durchaus. „Wir haben wenig Zeit und anderes zu tun. Man hat den Kopf voll und so tappt man dann in die Falle. Ich finde das dreist, aber bei manchen klappt es wahrscheinlich.“