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Über 250 Menschen zeigen in Waldheim Gesicht für die Demokratie

Dem Aufruf "Demokratie hat ein Gesicht" von Waldheims Bürgermeister Steffen Ernst und Mittelsachsens Landrat Dirk Neubauer sind am Sonntag über 250 Menschen gefolgt. Es gab Reden, aber auch viele Diskussionen.

Von Erik-Holm Langhof
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Waldheims Bürgermeister Steffen Ernst, Mittelsachsens Landrat Dirk Neubauer und Superintendent von Leisnig-Oschatz Sven Petry (von links) auf der Demonstration für Demokratie.
Waldheims Bürgermeister Steffen Ernst, Mittelsachsens Landrat Dirk Neubauer und Superintendent von Leisnig-Oschatz Sven Petry (von links) auf der Demonstration für Demokratie. © EHL Media

Waldheim. Mehr als 250 Menschen sind am Sonntagnachmittag auf dem Marktplatz in Waldheim zusammengekommen. Nicht um Eis zu essen oder die letzten Sonnenstrahlen zu genießen, sondern um bei einer Versammlung Gesicht zu zeigen - für die Demokratie.

Auf Einladung des Waldheimer Bürgermeisters Steffen Ernst (FDP) und des mittelsächsischen Landrats Dirk Neubauer (parteilos) kamen die Bürger aus und um Waldheim zusammen, um gemeinsam zu sprechen und auch die aktuelle Lage in der Gesellschaft zu bewerten. Es solle weniger "angegriffen", sondern mehr der Dialog gesucht werden, meint Ernst zu Beginn.

"Ich bin selbst nicht zufrieden mit der aktuellen Politik unserer Ampel-Regierung", so der FDP-Politiker. "Aber wir sind hier in der Kommunalpolitik. Hier sollten wir miteinander Lösungen suchen, statt gegeneinander anzutreten." Es sei wichtig, in Zeiten wie heute, Solidarität zu zeigen und gemeinsam für die Stadt da zu sein, denn nur so kann auch die Region weiterentwickelt werden.

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Bürgermeister Steffen Ernst spricht zu den Teilnehmenden.
Bürgermeister Steffen Ernst spricht zu den Teilnehmenden. © EHL Media
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Sven Petry, Superintendent im Kirchenbezirk Leisnig-Oschatz, sagt: "Auf Misstrauen kann nichts wachsen."
Sven Petry, Superintendent im Kirchenbezirk Leisnig-Oschatz, sagt: "Auf Misstrauen kann nichts wachsen." © EHL Media
Auch eine der AfD nahe stehende Gruppe hatte sich versammelt.
Auch eine der AfD nahe stehende Gruppe hatte sich versammelt. © EHL Media
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Ähnlich sieht das auch Superintendent für den Kirchenbezirk Leisnig-Oschatz Sven Petry. "Ich mache mir sorgen um die Gesellschaft, es gibt viele Menschen, die Kompromisse für faul halten oder nur den eigenen Weg als den richtigen sehen. Doch auf Misstrauen kann nichts wachsen, auch keine nächste Generation", so der Theologe und Ex-Mann der ehemaligen AfD-Vorsitzenden in Sachsen Frauke Petry.

Ihm sei wichtig, dass "jeder ohne Angst zu haben für Demokratie einstehen kann". Denn es gebe Menschen in Waldheim, die teils aus Angst nicht auf Versammlungen wie am Sonntag reden wollen. Das habe sich nicht zuletzt Anfang Februar auf einer Demonstration in Waldheim gezeigt, bei der einige Redner genau aus diesem Grund absagten.

Vom "Sofa-Demokrat" zum Solidaritäts-Demonstrant

Ohne Angst, aber dafür mit viel Applaus wandte sich auch der mittelsächsische Landrat Dirk Neubauer an die Teilnehmer. "Warum sehen wir nicht mehr das, auf das viele andere Länder neidisch sind? Die Demokratie?", fragt er in die Runde. "Wir haben nicht für alle Probleme in der Zukunft eine Lösung, aber uns zeichnet aus, dass wir immer rechtzeitig eine Lösung haben."

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Nicht "Hass auf die da oben", sondern selbst Probleme angehen. Neubauer würdigte die Arbeit der Kommunalpolitiker und rief dazu auf, selbst für die kommunalen Parlamente zu kandidieren, um Lösungen gemeinsam zu erreichen.

"Exremismus ist keine Lösung. Wie uns eine kleine militante Gruppe ins Verderben rückte, haben wir bereits erlebt. Doch 'nie wieder' ist wirklich jetzt", so der Landrat. "Macht anderen Mut, dass sie Gesicht zeigen und für die Demokratie einstehen."

Auf der Demonstration gab es auch mehrere Diskussionen unter den einzelnen Teilnehmern.
Auf der Demonstration gab es auch mehrere Diskussionen unter den einzelnen Teilnehmern. © EHL Media

Doch nicht nur aus der Politik kamen aufmunternde Worte. Auch ein lokaler Unternehmer und ein ehemaliger Bundeswehrsoldat sprachen zu den über 250 Menschen. Bürger sollen von "Sofa-Demokraten" zu Solidaritäts-Demonstranten werden, mahnten sie. "Aus der Vergangenheit lernen, um in der Gegenwart gemeinsam zu gestalten", laute das Motto.

Die Polizei begleitete die Versammlung am Sonntag, sprach von einem friedlichen Verlauf. Nur vereinzelt sei es zu wütenden Zwischenrufen aus Reihen einiger AfD-nahen Protestler gekommen. Doch einschreiten mussten die Beamten nicht.