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Warum es über die Pyramiden der Region ein Buch gibt

Sie gehören zu Weihnachten wie der Tannenbaum und Stollen – die Pyramiden. Andreas Herklotz setzt sie auf besondere Weise in Szene.

Von Elke Braun
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Andreas Herklotz hat ein Buch über Freilandpyramiden geschrieben. Darin kommen auch mehrere der weihnachtlichen Bauwerke aus der Region Döbeln vor.
Andreas Herklotz hat ein Buch über Freilandpyramiden geschrieben. Darin kommen auch mehrere der weihnachtlichen Bauwerke aus der Region Döbeln vor. © Andreas Herklotz

Andreas Herklotz ist im Erzgebirge zu Hause – genauer gesagt auf dem Erzgebirgskamm in der Nähe der tschechischen Grenze. Ob seine Leidenschaft für das erzgebirgische Brauchtum damit zusammenhängt, vermag er nicht zu sagen. Fest steht aber, er hat ein Faible für sehr große Pyramiden.

Die, mit denen er sich besonders beschäftigt hat, sind meistens übermannshoch, stehen ausschließlich im Freien, drehen dort hübsch beleuchtet bei Wind und Wetter ihre Runden und verbreiten ein weihnachtliches Flair auf den Plätzen. Andreas Herklotz ist von den weihnachtlichen Bauwerken so angetan, dass er ihnen zwei Bücher gewidmet hat. Bei seinen Recherchen ist er auch in die Region Döbeln vorgedrungen.

Angefangen hat alles vor etwa fünf Jahren. „Damals habe ich noch nicht damit gerechnet, dass ich einmal ein Buch herausgeben werde“, sagt der 48-Jährige, der im Hauptberuf als Tischler arbeitet.

Durch seine ehrenamtliche Arbeit im Erzgebirgszweigverein Steinbach, bei dem er unter anderem für die Gestaltung der Internetseite zuständig ist, kam er auf die Idee, etwas über den Tourismus im Erzgebirge zu schreiben. Damit kam er allerdings dann doch nicht wie gewünscht voran. Die Idee an sich ließ ihn jedoch nicht mehr los. Und so entstand sein erstes Buch „Das Erzgebirge und seine Pyramiden“, das im November 2019 erschien.

Auf einer Karte sind die Standorte der Pyramiden, über die Andreas Herklotz berichtet, eingetragen. Auch aus der Region Döbeln sind einige dabei.
Auf einer Karte sind die Standorte der Pyramiden, über die Andreas Herklotz berichtet, eingetragen. Auch aus der Region Döbeln sind einige dabei. © Andreas Herklotz

Daraufhin erhielt er viele Briefe und Anregungen von Erbauern von Pyramiden oder deren Nachkommen, von Vereinen und Vertretern der Brauchtumspflege aus der angrenzenden Region. „Warum ist denn unsere Pyramide nicht in dem Buch?“, fragten ihn viele. „Da habe ich mich entschlossen, noch ein weiteres Buch zu gestalten“, so der Steinbacher.

„Die Vielfalt der Freilandpyramiden“ in den Regionen Zwickau, Chemnitz, Döbeln – so ist es überschrieben. Betrachtet hat Herklotz dabei die Outdoor-Pyramiden in mehr als 100 Ortschaften. „Wie viele es sind, kann ich gar nicht genau sagen. Einige Städte haben gleich mehrere davon“, so Andreas Herklotz. In der Region Döbeln sei die Tradition allerdings nicht so ausgeprägt. „Hier steht meistens nur eine auf dem Markt oder an einem geeigneten Platz in der Dorfmitte“, so der Tischler.

Er stellt die weihnachtlichen Bauwerke aus den Städten Döbeln, Hartha, Roßwein und Waldheim vor, aber auch die in Schönberg, Wendishain, Reichenbach in der Gemeinde Kriebstein, in Hainichen, Siebenlehn, Mittweida und Freiberg haben es in das Buch geschafft.

Kontakte zu Heimatvereinen

Für seine Recherchen hat er Kontakt zu den Stadt- oder Gemeindeverwaltungen aufgenommen, Heimat- und Kulturvereine oder Privatpersonen angeschrieben und jede Menge Material über die Pyramiden zusammengetragen. Von vornherein verfolgte er dabei das Ziel: Es sollte kein Bildband werden, sondern ein Buch, aus dem der Leser auch einiges zur Geschichte erfährt.

„Jede Pyramide hat ihre Besonderheiten“, sagt Andreas Herklotz. „Zumeist sind darauf Figuren oder Szenen abgebildet, die typisch für die Region sind.“ Im Erzgebirge sei das zumeist der Bergbau. In anderen Regionen finden sich dort angesiedelte Gewerke oder andere geschichtliche Szenen auch auf den Pyramiden wieder, auf vielen drehen sich christliche Figuren und Symbole.

Tannengrün ist selten

Eine Besonderheit ist ihm an der Döbelner Pyramide aufgefallen. „Sie ist die einzige mir bekannte Pyramide, deren Streben mit Tannengrün verziert sind“, erzählt der 48-Jährige.

Eine interessante Anekdote rankt sich auch um die Pyramide in Schönberg, die im Jahr 1998 von der Familie Zimmer gebaut worden ist. Rosemarie und Klaus Zimmer haben anlässlich der Inbetriebnahme sogar ein kleines Gedicht verfasst.

Einige Figuren des etwa vier Meter hohen Exemplars mussten bereits ausgetauscht werden. Und im Jahr 2004 ging die Pyramide sogar einmal auf Wanderschaft und wurde vom Grundstück der Zimmers zum Dorfgemeinschaftshaus transportiert – allerdings nur ein einziges Mal. Zu groß war die Gefahr, dass die Pyramide beim Transport beschädigt werden könnte.

Nach Skepsis pure Freude

Mehrere 1.000 Kilometer ist Andreas Herklotz unterwegs gewesen, um das Material für seine Bücher zusammenzutragen. Für die erste Auflage waren es inklusive Vertrieb rund 11.000 Kilometer. "Auf meiner Recherche und bei den Unterhaltungen in vielen, vielen Ortschaften stieß mir nach anfänglicher Skepsis sehr oft pure Freude entgegen. Wie ich bei den Erzählungen erfahren habe, haben sich die Erbauer oft Monate, wenn nicht Jahre, Gedanken gemacht und daran gearbeitet, dieses eine große Kunstwerk zu erschaffen“, so Andreas Herklotz.

„Das schweißt das untereinander zusammen und diese Leute werden es ihr Leben lang nicht vergessen. Auf der anderen Seite, die mindestens genau so positiv ist, erhalten die Bewohner der Städte und kleineren Gemeinden in der dunklen Jahreszeit einen Punkt im Ort, der die Ruhe und den Lichterglanz der Weihnachtszeit widerspiegelt. “

Gibt es noch ein drittes Buch?

Ausschließen will Andreas Herklotz nicht, ob es nicht irgendwann noch ein drittes Buch geben wird. Und dass er dann wieder in eine andere Region ausschwärmt – auf der Suche nach der „Peremett“ – wie die Pyramide in erzgebirgischer Mundart heißt.

Das Buch ist in einer Auflage von 500 Stück im Selbstverlag erschienen. Es ist nur in wenigen Buchhandlungen im Erzgebirge erhältlich. „Ansonsten vertreibe ich es selbst, biete es zur Abholung an oder verschicke es auch per Post“, sagt Andreas Herklotz. Weitere Informationen dazu gibt es im Internet unter www.peremett.de.