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Was wird aus der Immobilie von Autoliv?

Gurtfabrik und Erstaufnahme – dem Freistaat Sachsen gehört das Grundstück an der Eichbergstraße. Ein Verkauf schlug schon mal fehl.

Von Jens Hoyer
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Schilder aus früheren Tagen: Bis 2014 wurden bei Autoliv an der Eichbergstraße Sicherheitsgurte und Gurtstraffer hergestellt. Dann machte der Freistaat eine Erstaufnahmeeinrichtung daraus.
Schilder aus früheren Tagen: Bis 2014 wurden bei Autoliv an der Eichbergstraße Sicherheitsgurte und Gurtstraffer hergestellt. Dann machte der Freistaat eine Erstaufnahmeeinrichtung daraus. © Jens Hoyer

Döbeln. Die Natur holt sich das Betriebsgelände zurück. Sechs Jahre, nachdem Autoliv sein Werk an der Eichbergstraße geschlossen hat, wachsen auf dem ehemaligen Mitarbeiterparkplatz schon relativ kräftige Bäume. Im Herbst 2015 war vorübergehend wieder Leben eingezogen, als in der ehemaligen Produktionshalle Schlafplätze für 600 Flüchtlinge eingerichtet wurden. Sonst passiert wenig auf dem Gelände. Und mit der Immobilie. Der Besitzer ist der Freistaat Sachsen und weiß noch nicht, was er damit anstellen soll.

Derzeit werde eine wesentliche Teilfläche des Objektes für staatlichen Bedarf genutzt – nämlich als Lager, antwortet Martin Oberacher auf eine Anfrage. Er ist Leiter des Staatsbetriebs Zentrales Flächenmanagement, das die Immobilie verwaltet. Es sei noch keine abschließende Entscheidung darüber gefallen, ob der Bedarf fortbestehe. Das soll zeitnah passieren. Wenn die Immobilie nicht mehr gebraucht wird, soll sie verkauft werden, so Oberacher.

Erster Versuch fehlgeschlagen

Soweit war der Freistaat schon einmal. 2017 hatte er die Gewerbeimmobilie zum Verkauf angeboten. Für das rund 18.000 Quadratmeter große Gelände mit fünf Gebäuden und 80 Pkw-Stellplätzen rief er einen Kaufpreis von mindestens 1,5 Millionen Euro auf. Damals gab es auch Interessenten. Mit einem von ihnen verhandelte der Freistaat lange, ohne dass es zu einem Abschluss kam. Heute wird nur ein kleiner Teil des Betriebes an der Leisniger Straße genutzt. Er ist an die benachbarte Firma Syfatec, früher Syko, vermietet.

Die Gewerbeimmobilie hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Früher gehörte sie zum VEB DBM, der nach der Wende eingegangen war. Längerfristig gerettet wurde nur eine winzige Sparte – die Produktion von Sicherheitsgurten. 1991 hatte der schwedische Automobilzulieferer Autoliv mit der Produktion von Gurten und Gurtstraffern begonnen. Autoliv mauserte sich in den wirtschaftlich schwierigen 1990er-Jahren zum größten Döbelner Arbeitgeber mit bis zu 550 Mitarbeitern. 2014 war allerdings schon wieder Schluss. Der Konzern zog weiter. In Rumänien ließ sich noch billiger produzieren. Die Hallen wurden ausgeräumt.

Erstaufnahme für 650 Personen

Leer blieben sie allerdings nicht lange, als Ende 2015 die große Flüchtlingswelle eintraf. Der Freistaat kaufte die Immobilie und richtete eine Erstaufnahmeeinrichtung für 650 Leute ein. Etwa die Hälfte wohnte dann tatsächlich in der riesigen Halle. Mitte 2016 war schon wieder Schluss damit. Der Flüchtlingsstrom ging zurück, die Döbelner Erstaufnahmeeinrichtung, die ohnehin nicht sonderlich für diese Zwecke geeignet war, wurde wieder dichtgemacht. Seitdem ist dort nicht viel passiert.

Mit zwei anderen Grundstücken, die früher zu Autoliv gehörten, sieht es besser aus. Den denkmalgeschützten Kuppelbau hatten Rechtsanwälte gekauft und nutzen und vermieten ihn seitdem.

Polizeirevier im Bau

Der Kuppelbau gehörte früher zur Firma Großfuß, die im Zweiten Weltkrieg und danach bis zur Wende Rüstungsbetrieb war. Die Stadt Döbeln hatte den größten Teil der Fabrik vor Jahren abreißen lassen. Auf der frei gewordenen Fläche entsteht gerade etwas Neues. Der Freistaat Sachsen lässt dort die künftige Polizeiwache für Döbeln bauen. Der Rohbau hat schon stattliche Ausmaße angenommen. Die Fertigstellung ist im Frühjahr 2022 geplant. Die etwa 80 Polizeibeamten des Döbelner Reviers bekommen für rund 8,5 Millionen Euro eine moderne Arbeitsstätte.

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