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Weihnachten ganz anders

Ute und Jürgen Dressel kennen das Fest nur im Stress. Aber in diesem Jahr haben sie Ruhe. Die nutzen sie auf vielfältige Weise.

Von Cathrin Reichelt
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Statt in der Küche des Hotels Bavaria Gänse zu braten und bei Weihnachtsfeiern unzählige Gäste zu bewirten, nutzen und genießen Ute und Jürgen Dressel die ungeplant freie Zeit zu vielen Spaziergängen mit ihrem ersten Enkel Carl.
Statt in der Küche des Hotels Bavaria Gänse zu braten und bei Weihnachtsfeiern unzählige Gäste zu bewirten, nutzen und genießen Ute und Jürgen Dressel die ungeplant freie Zeit zu vielen Spaziergängen mit ihrem ersten Enkel Carl. © Dietmar Thomas

Döbeln. Sie sei wahrscheinlich die einzige Döbelnerin, die in der Weihnachtszeit abnimmt, meint Ute Dressel schmunzelnd. Zumindest war das in den vergangenen Jahren so. „Ich hatte rund um das Fest nie ein Gewichtsproblem“, sagt die 58-Jährige, die gemeinsam mit ihrem Mann Jürgen das Hotel Bavaria betreibt.

Weihnachten, das hieß für die Familie immer Stress. „Wir waren ständig auf Arbeit“, so Ute Dressel. Sie stemmten Firmen- und Vereins-Weihnachtsfeiern mit bis zu 80 Gästen. Die wurden auch am 23. Dezember bis in den späten Abend hinein bewirtet und anschließend noch die Tische und Speisen für das Gänseessen am 25. Dezember vorbereitet. „Wir haben uns nie zurückgelehnt“, meint die Hotelchefin.

Plätzchen für die Gäste backen

Auch das Hotel war über die Feiertage immer gut gebucht, vorwiegend mit Gästen, die ihre Wurzeln in Döbeln und hier ihre Familien besucht haben. Darunter waren auch Amerikaner und Italiener, die bis Silvester blieben. „Die letzten Geschäftsleute sind meistens um den 15. Dezember abgereist.“ Ein 16- bis 18-Stunden-Tag war keine Seltenheit. „Aber wir haben das gern gemacht“, so Ute Dressel.

In diesem Jahr erleben sie und ihr Mann ein ganz anderes Weihnachten. Der letzte Gast hat das Hotel am 22. Dezember verlassen. In den vergangenen Wochen kamen ohnehin nicht viele. „Die besten Monate waren der September und Oktober“, sagt Ute Dressel. Weihnachtsfeiern gab es nicht. Deshalb ist auch der Gastraum zum ersten Mal, solange die Familie zurückdenken kann, nicht weihnachtlich geschmückt.

Nun hat das Paar ungewohnt viel Zeit für sich. Und beide nutzen sie für Dinge, die bisher undenkbar waren. „Ich habe Stollen gebacken und für die Gäste Weihnachtsplätzchen“, erzählt Ute Dressel. Die Zimtsterne, Engelsaugen und Mandelplätzchen hat sie in kleine Tüten verpackt und mit Grüßen versehen.

Ute Dressel hat für ihre Gäste im Hotel Bavaria Weihnachtsplätzchen gebacken - zum ersten Mal.
Ute Dressel hat für ihre Gäste im Hotel Bavaria Weihnachtsplätzchen gebacken - zum ersten Mal. © Dietmar Thomas

Spazieren gehen mit dem Enkel

„Und ich habe viel gestrickt – für unseren Enkel.“ Carl Richter wurde im September geboren. Und seine Fußball begeisterten Eltern haben die Schreibweise des Vornamens bewusst mit „C“ gewählt. So ist die Abkürzung CR dieselbe wie bei Cristiano Ronaldo.

Fast täglich gehen Ute und Jürgen Dressel derzeit mit ihrem ersten Enkel spazieren. „Carl ist wahrscheinlich das Döbelner Kind, das am meisten an der frischen Luft ist“, lacht Ute Dressel. Neben dieser frönt Sportfan Jürgen Dressel noch einer anderen Leidenschaft: Erstmals kann der 60-Jährige in der Weihnachtszeit im Fernsehen umfassend die Wettbewerbe im Biathlon und Skispringen verfolgen. Denn sein ganz großes Hobby, das Training der F-Jugend des ESV Lok Döbeln, fällt derzeit flach.

Ganz normal in Familie feiern

So ganz ohne in der Küche zu stehen, geht es aber doch nicht. Besonders treue Gäste haben für den ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag den obligatorischen Gänsebraten bestellt. Den können sie natürlich im Hotel Bavaria abholen.

Viele Jahre haben Dressels der Gastronomie gewidmet und so manches Mal den Urlaub ausfallen lassen. „Aber an der jetzigen Situation können wir selbst nichts ändern“, so Ute Dressel. Sie ist froh, dass die Familie gesund ist, Carl jetzt auch dazugehört, „dass wir ausgeruht und stressfrei in die Festtage gehen und Weihnachten wie eine ganz normale Familie feiern können“, sagt sie. „Und zum ersten Mal in unserem Leben verbringen wir Silvester allein und wahrscheinlich ohne Feuerwerk.“

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