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Wie Pflegeeinrichtungen in Döbeln über die Impfpflicht denken

Die Meinungen reichen von befürworten bis abwarten. Aber einigen geht die Vorschrift noch nicht weit genug.

Von Cathrin Reichelt
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Pflegeeinrichtungen in der Region sprechen sich prinzipiell für das Impfen aus. Dies zur Pflicht zu machen, ruft unterschiedliche Reaktionen hervor.
Pflegeeinrichtungen in der Region sprechen sich prinzipiell für das Impfen aus. Dies zur Pflicht zu machen, ruft unterschiedliche Reaktionen hervor. © Christoph Schmidt/dpa (Archiv)

Region Döbeln. Sie kümmern sich um Menschen, die im Alltag nicht mehr oder nur noch schwer allein zurechtkommen – Pflegekräfte, Ärzte und Schwestern. Für den Umgang mit den schutzbedürftigen Menschen soll sich das Gesundheitspersonal impfen lassen.

Die Vorlage eines entsprechenden Nachweises soll nach einem Beschluss von Bundestag und Bundesrat bis zum 15. März 2022 erfolgen. Wie sehen die Einrichtungen in der Region Döbeln diese Impfpflicht. Der Döbelner Anzeiger hat nachgefragt.

Bethanien: Gegen Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen

„Grundsätzlich wird die Diskussion um die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht von unserer Seite unterstützt“, erklärt Andreas Lehr, Betriebsdirektor im Fachkrankenhaus Bethanien Hochweitzschen. „Uns ist dabei bewusst, dass dies einen starken Eingriff in die Persönlichkeitsrechte darstellt.“

Die aktuelle Faktenlage und alle bisherigen Erfahrungen zur Ausbreitung des Corona-Virus würden jedoch einen solchen Schritt zwingend nahelegen, um das Leben von Menschen zu schützen und die Pandemie wirksam zu bekämpfen.

„Allerdings sprechen wir uns als Krankenhaus gegen eine Impfpflicht allein für bestimmte Berufsgruppen aus. Die hier in den Blick genommenen Menschen haben gesellschaftlich ohnehin die Hauptlast der Pandemie zu tragen“, so Lehr.

Allein ihre Persönlichkeitsrechte zu beschränken, erscheine auch deshalb völlig unangemessen. „Wir – und gerade die an vorderster Linie in der Pflege und im ärztlichen Dienst tätigen und potenziell betroffenen Menschen – brauchen die Solidarität der gesamten Gesellschaft“, erklärt der Betriebsdirektor.

Das Bethanien habe seinen Mitarbeitern bereits unabhängig von dem jetzigen Beschluss Coronaschutz-Impfungen angeboten. Das betreffe sowohl Erst- als auch Booster-Impfungen. Danach werde von einer Impfquote beim Personal von etwa 80 Prozent ausgegangen. Hinzukommen Mitarbeiter, die außerhalb Impfangebote in Anspruch genommen haben.

Darüber hinaus bereite die Klinik derzeit auch in Kooperation mit der Gemeinde Großweitzschen ein weiteres Impfangebot vor, das sich direkt an die Bevölkerung sowie an die Patienten richte und von allen in Anspruch genommen werden könne.

Dass sich Mitarbeiter aufgrund der Impfpflicht eine andere Arbeit suchen werde, davon geht Andreas Lehr derzeit nicht aus. „Wir erwarten aber durchaus, dass die Impfpflicht allein für bestimmte Berufsgruppen in unserer Belegschaft auf Unverständnis stoßen und auch eine gewisse Frustration erzeugen wird“, sagt er.

Klinikum Döbeln: Bewertung erfolgt erst nach Veröffentlichung des Gesetzes

Das Döbelner Krankenhaus reagiert noch zurückhaltend. „Wir werden zunächst den genauen Gesetzestext sowie die entsprechenden Durchführungshinweise abwarten, um die Entscheidung zu bewerten“, sagt Verwaltungsleiter Martin Preißer.

Das Klinikum habe seinen Mitarbeitern die Impfungen bereits zeitnah und über das Jahr verteilt angeboten und durchgeführt. Das Klinik-interne Impfteam habe aktuell einen Großteil aller Booster-Impfungen übernommen.

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„Dass uns aufgrund der Impfpflicht Mitarbeiter verlassen steht für uns zunächst nicht im Raum. Wir haben langjährige und verdienstvolle Mitarbeiter, mit denen wir gemeinsam in die Zukunft schauen“, so Preißer.

Helios-Klinik: Zahl der Pflegekräfte hat sich seit Herbst 2020 nicht verändert

In der Helios-Klinik Leisnig werden generell alle Maßnahmen, die das Infektionsgeschehen weiter eindämmen, begrüßt. Dabei leiste auch das Krankenhaus mit einer hochwertigen medizinischen Versorgung und der Kampagne #heliosimpft seinen Beitrag.

„Helios-weit sind über 70 Prozent des medizinischen Personals, das direkten Patientenkontakt hat, geimpft“, teilt Pressesprecherin Juliane Dylus mit. Die Zahl der Pflegekräfte sei, verglichen mit dem Herbst 2020, stabil geblieben. „Wir gehen derzeit davon aus, dass das auch so bleiben wird“, sagt die Sprecherin.

Pflegedienst Brambor: Aufklärung ja, Drucksituationen nein

Als absolute Impfbefürworter der ersten Stunde bezeichnet sich der Pflegedienst Brambor aus Roßwein. „Wir beobachten eine Zunahme der Impfbereitschaft generell und finden es deshalb schade, dass mit dieser Impfpflicht nur ein Teil des Weges verfolgt worden ist“, erklärt Benjamin Brambor. Ebenfalls sehr sensible Bereiche wie Erzieher und Lehrer seien dadurch nicht versorgt, obwohl in diesen Sparten eine ebenso dynamische Entwicklung zu erkennen ist.

Etwa 70 Prozent des Personals des Pflegedienstes sei bereits geimpft – Tendenz steigend. „Wir pflegen von Beginn an den persönlichen Dialog mit unseren Mitarbeitern. Ein klarer Standpunkt und Aufklärung ja, Drucksituationen nein“, sagt Benjamin Brambor. Er habe die Erfahrung gemacht, dass Gespräche auf Augenhöhe die meisten Sorgen und Ängste der Menschen nehmen. Damit habe der Pflegedienst viel Erfolg.

Zu Beginn der Woche habe er zwei Impfteams für die Mitarbeiter und Klienten gewinnen können, von denen sich jeder, der es wollte, impfen lassen konnte. „Das wurde gut angenommen, die Leute sind dankbar für die Organisation“, so Brambor.

Ob ungeimpfte Mitarbeiter den Pflegedienst für einen anderen Job verlassen werden, sei schwer einschätzbar. „Im Vergleich zum Nutzen für die Sicherheit unserer Klienten sicher weniger. Nur im Zusammenspiel der Impfung, regelmäßigen Testungen – egal bei welchem Impfstatus – und den bekannten AHA-Regeln werden wir wieder Normalität erreichen“, meint Benjamin Brambor.

Alloheim-Senioren-Residenzen: Regelmäßig Impftermine vor Ort

Wie alle anderen befürworten auch die Alloheim-Senioren-Residenzen, dass sich Mitarbeiter und Bewohner, bei denen keine Gegenindikationen bestehen, gegen Covid-19 impfen lassen. Das Unternehmen setze sich für eine möglichst hohe Impfbereitschaft ein.

„Wir informieren unsere Mitarbeiter und Bewohner regelmäßig über die Vorteile einer Immunisierung sowie über Impfmöglichkeiten und unterstützen sie bei der Wahrnehmung von Impfterminen“, sagt eine Sprecherin. So würden regelmäßig auch Impftermine in den Einrichtungen angeboten.

In Zusammenarbeit mit örtlichen Impfärzten würden schon seit langem Mitarbeiter und Bewohner zu den Schutzimpfungen aufgeklärt. Außerdem werde regelmäßig, unter anderem mit eigenen Flyern, darüber informiert. Darauf hätten viele Mitarbeiter und Bewohner sehr positiv reagiert. „Die Impfquote bei den Mitarbeitern in unserer Waldheimer Einrichtung ist sehr gut“, so die Sprecherin.