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Mit Café, Bar und Musik in Leisnig gegen Tristesse

Neues im Bahnhof Leisnig. Die Musiker öffnen erstmals die Räume für den Getränkeausschank und für Konzerte in der Wintersaison.

Von Annemarie Banek
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Christoph Schönbeck und Kathryn Döhner beim Servieren von Getränken in der neu eröffneten Bar im Kulturbahnhof.
Christoph Schönbeck und Kathryn Döhner beim Servieren von Getränken in der neu eröffneten Bar im Kulturbahnhof. © SZ/DIetmar Thomas

Leisnig. Zwischen Retro-Stühlen wuselt Hündin Hannah herum und beschnuppert aufmerksam die urige Einrichtung. „Unser neues Café hat den typischen Wohnzimmer-Look, nur im Vintage-Stil“, sagte Kathryn Döhner, Mitgründerin des Kulturbahnhofs.

„Und für die Leisniger ist unser Bahnhof ja auch irgendwie zu ihrem Wohnzimmer geworden. Alt und Jung treffen hier bunt gemischt aufeinander.“

Dass es Räume gibt, wo Menschen sich niederschwellig treffen könnten, sei wichtig für eine Stadt, so die Geigenlehrerin. Und eine Kneipe habe hier in der Gegend noch gefehlt.

Auf der Speisekarte der neu eröffneten Bar und des Cafés stehen neben warmen und kalten Getränken auch Panini, Suppen und Kuchen.

Demnächst auch Tagesgericht im Angebot

„Dazu bieten wir demnächst auch ein Tagesgericht an, da gucken wir gerade, welche kulinarischen Wünsche unsere Gäste haben“, so die Musikerin.

Über den Winter sollen dann regelmäßig von Freitag bis Sonntag Solo-Künstler oder auch Duos im Bahnhof auftreten. Zu der Eröffnung hat es sich das Team des Kulturbahnhofs aber nicht nehmen lassen, selbst zu musizieren.

„Viele unserer Stammgäste waren neugierig und sind zur Eröffnung gekommen. Aber wir hatten auch eine große Gruppe aus Berlin da, einen internationalen Tisch, an dem nur Englisch gesprochen wurde. Es war ein schöner Mix an Menschen aus Leisnig und von anderswo“, resümierte Kathryn Döhner.

Mit dem Biergarten, der während der Sommerzeit und den draußen stattfindenden Kulturveranstaltungen geöffnet ist, habe man im Kulturbahnhof bereits Gastronomie im Außenbereich betrieben und dafür auch Personal eingestellt.

Für die Gründer war dann klar, dass sie ihre Mitarbeiter, einen Koch und eine Barmanagerin, auch über den Sommer hinaus weiter beschäftigen wollen. Und die zusätzlichen Einnahmen, die die Bar mit sich brächte, kämen auch dem Kulturbahnhof zugute.

Bahnhof als Begegnungsort und Kulturzentrum

Das Team, zunächst als Quartett gestartet und inzwischen noch bestehend aus der Geigenlehrerin Kathryn Döner, dem Architekt Alireza Rismanchian und dem Sprachlehrer Christoph Schönbeck, kaufte den Bahnhof 2020.

Die Vision: einen Begegnungsort und ein Kulturzentrum zu schaffen. Für andere Menschen, aber auch für sich selbst. „Weil wir das ja als Musiker kennen, immer und überall weggeschickt zu werden“, so die Geigenlehrerin und lacht.

Nach einer Suche in ganz Deutschland habe man sich dann für den Bahnhof in Leisnig entschieden. „Unser Projekt wäre aber lange nicht so erfolgreich gewesen, hätten wir irgendein Herrenhaus in der Pampa gekauft.“

Denn Bahnhöfe seien wichtige Gebäude, sowohl historisch als auch gesellschaftlich und verbänden Menschen miteinander.

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Zudem wollte das Team mit seinem Projekt einen Beitrag für die Region leisten. „Man sieht es ja, wenn man von Leipzig hierherfährt. Ein Bahnhof ist schrecklicher als der andere.

Wenn die Leute aber in Leisnig ankommen und hier wird Musik gespielt, setzen wir dem tristen Bild etwas Positives gegenüber“, so Döhner. Auch der Verantwortung der Stadt und den Menschen gegenüber sei man sich bewusst.

„Wir möchten, dass die Leute das Gefühl haben, es ist unser Bahnhof und da finden Sachen statt, mit denen wir auch etwas anfangen können.“

Neue Projekte in der Planung

Nach der Eröffnung von Bar und Café stehen aber noch mehr Projekte an, denn im Bahnhof wird weiter eifrig gewerkelt. Ab Mitte November werden die übrigen Innenräume für Feiern vermietet und sind auch für den Geigenunterricht von Kathryn Döhner geplant.

Dafür werden gerade die Heizung und die Toiletten installiert. Unterstützung für die Sanierung leisteten auch rund 30 Freiwillige, die am Bauhelfertag, zu dem das Bahnhofsteam vorher in den sozialen Medien aufgerufen hatte, für ein Wochenende mitangepackt haben.

Sobald die Heizung fertig ist, will die Geigenlehrerin wieder Jam-Sessions mit interessierten Spielern unternehmen. Und auch über größere Veranstaltungen wie Tanzabende oder Konzerte mit größeren Bands könne man dann in den Innenräumen nachdenken, schließlich solle es ein Ort für die Musik sein.

Internationale Musikgruppen wie „Violons Barbares“ hätten schon nach Auftritten für den Sommer angefragt.

Am vergangenen Samstag war bereits die finnische Künstlerin Vilme Talvite zu Gast und startete mit einem Klavierkonzert die Wintersaison. Außerdem sei in diesem Jahr ein Weihnachtsmarkt geplant. Stattfinden soll der am 17. Dezember zusammen mit einem Adventssingen.