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Mit fliegendem Auge gegen Afrikanische Schweinepest

Mit einer Drohne überwacht das Landratsamt Wildtierbestände. Die Drohnenpiloten haben vor allem Wildschweine im Visier.

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Mit einer Drohne sollen in Mittelsachsen Wildschweine aufgespürt werden, die möglicherweise mit dem ASP-Virus infiziert sind.
Mit einer Drohne sollen in Mittelsachsen Wildschweine aufgespürt werden, die möglicherweise mit dem ASP-Virus infiziert sind. © dpa

Mittelsachsen. Rund 100 Meter hoch fliegt die Drohne über dem Wald. Der Kamera entgeht trotzdem nicht, was sich am Boden abspielt: Ein Fuchs streift durchs Unterholz, nicht weit entfernt sind Rehe unterwegs. Die Wärmebildkamera überträgt ihr Bild direkt auf die Fernbedienung der Drohne.

Tiere zeigt sie zunächst als weiße Punkte im sonst grauen Gelände. Durch das Heranzoomen werden die Waldbewohner deutlich erkennbar. Rehe werden gezählt, die Fundstellen von Schwarzwild samt GPS-Koordinaten markiert.

Wildschweinpopulation digitalisiert

Am Ende des Tages liegt eine digitale Karte vor, auf der genau erkennbar ist, wo sich wie viele Wildschweine aufgehalten haben – inklusive Fotos. Ziel der Drohnenaktion ist, die Schwarzwildpopulation in der Sperrzone I der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Mittelsachsen zu ermitteln.

„Mit den Daten können wir weitere Maßnahmen frühzeitig und effektiv planen“, erklärt Dr. Anke Kunze vom Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramt (Lüva) Mittelsachsen. Das Landestierseuchenbekämpfungszentrum hat ein Unternehmen mit den Drohnenflügen beauftragt.

Die Mitarbeiter der Ostdeutschen Gesellschaft für Forstplanung (OFG) sind immer zu zweit unterwegs: Einer steuert die Drohne, der andere überwacht das Kamerabild. Beide beherrschen nicht nur die Technik, sondern haben auch eine forstwirtschaftliche Ausbildung, kennen sich mit dem Verhalten von Wildtieren aus.

Systematisch wird jedes Waldstück, das sich im vorgegebenen Gebiet befindet, in rund 50 Meter breiten Bahnen überflogen. „Auf offenen Flächen, Wiesen und Feldern, ist das nicht nötig.

Da genügt es, die Drohne an ausgewählten Punkten einmal zu drehen“, erklärt Robert Friedrich, Drohnenpilot von der OGF. Der Zellwald wurde bereits überflogen. Nun arbeitet sich das Team nördlich an der Kreisgrenze entlang.

Keine bestätigten Fälle bisher

Bisher gibt es keine bestätigten ASP-Fälle in Mittelsachsen. Zur sogenannten Pufferzone (Sperrzone I) gehören jedoch Ortsteile von Großweitzschen, Jahnatal, Döbeln, Großschirma, Roßwein, Striegistal sowie die Gemeinde Reinsberg.

Bei Schweinen mit Anzeichen auf eine ASP-Infektion, die auffällig atmen, bluten oder desorientiert wirken, würden die Piloten dies dem Lüva sofort melden. „Auch Kadaver können bei den passenden Temperaturen aus der Luft gesucht werden“, so Friedrich.

Alle Jäger wurden im Vorfeld über die Flüge, die noch bis Ende April geplant sind, informiert. Bei Interesse werden ihnen auch die Ergebnisse mitgeteilt. Aufnahmen erfolgen nur von Wildtieren.

Wildschweine mit dem ASP-Virus sollen auch mit einem Doppelzaun von Mittelsachsen ferngehalten werden. Der Zaun verläuft künftig auf einer Länge von 40 Kilometern vom Landkreis Meißen durch das Gebiet von Döbeln, Beicha und Roßwein bis an die Grenze zu Nordsachsen.

Davon hat der Landkreis Meißen irrtümlich bereits 14 Kilometer gebaut. Die übernimmt Mittelsachsen jetzt vom Nachbarlandkreis. Mit dem Bau des Zaunes werde voraussichtlich Mitte/Ende Mai begonnen. Der Zaun werde so gebaut, dass kleine Tiere darunter durchkämen und der Wolf darüber springen könne.