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Mutmach-Video und Spenden für verunglückten Kattnitzer Feuerwehrmann

Die Betroffenheit ist riesig, aber auch der Wille, dem verunglückten Feuerwehrmann und Familienvater aus Kattnitz zu helfen. Wie er und seine Familie unterstützt werden können.

Von Sylvia Jentzsch
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Bei einem Unfall auf der A4 bei Nossen ist ein Feuerwehrmann und Familienvater aus Kattnitz verunglückt. Mittlerweile sind mehrere Hilfsaktionen für den Schwerverletzten und dessen Familie angelaufen.
Bei einem Unfall auf der A4 bei Nossen ist ein Feuerwehrmann und Familienvater aus Kattnitz verunglückt. Mittlerweile sind mehrere Hilfsaktionen für den Schwerverletzten und dessen Familie angelaufen. © Roland Halkasch

Jahnatal. Für Familie Weigelt aus Kattnitz hat sich das Leben von einer Stunde auf die andere dramatisch verändert. Der Vater von zwei Kindern im Alter von vier und sieben Jahren ist am Donnerstag, 9. November, auf der Autobahn A4 bei Nossen verunglückt.

Er wurde im Führerhaus eingeklemmt und mit dem Rettungshubschrauber schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Zurzeit liegt er im Wachkoma.

„Er hat unzählige, schwere Wunden. Täglich stehen Operationen an und sein Bein wurde amputiert“, schreibt Meggy Reiter, die im Internet zu einer Spendenaktion aufruft.

„Diese Aktion ist mit mir abgesprochen. Ich hätte nie gedacht, dass in so kurzer Zeit so eine Spendensumme zusammenkommt, dass so viele Menschen unsere Familie unterstützen wollen“, sagte Isabell Weigelt.

Crowdfunding-Aktion gestartet

Unter der Überschrift „Wann kommt Papa nach Hause?" hat Meggy Reiter am Sonntag eine Crowdfunding-Aktion gestartet. Innerhalb eines Tages haben fast 190 Menschen einen Betrag von mehr als 6.400 Euro gespendet.

Im Spendenaufruf heißt es: „Ehemann, Familienvater, Freund – wörtlich aus dem Leben gerissen.“ Die Familie brauche derzeit nicht nur emotionalen Beistand, sondern auch finanzielle Unterstützung. Bitte, hilf uns dabei.“

Noch schwebt ihr Mann (38) in Lebensgefahr. Der Kreislauf konnte stabilisiert werden. „Darüber bin ich froh. Ich klammere mich an jeden Strohhalm.“

Neben der Sorge um ihren Mann hat sie noch mehr Herausforderungen zu stemmen. „Sie kümmert sich zeitgleich noch um die pflegebedürftige Mutter, sowie zwei Kinder. Das jüngste Kind ist an Mukoviszidose erkrankt.

„Ich funktioniere, weil ich die Kinder habe. Ich darf noch gar nicht an die Weihnachtszeit denken. Unsere Tochter hat kurz vor Silvester auch noch Geburtstag“, so Isabell Weigelt.

So helfen die Rittmitzer Kameraden

„Wir können es noch nicht fassen und sind alle sehr betroffen“, sagte Ortswehrleiter Heiko Ramm. Die Rittmitzer Kameraden hätten die Spendenaktion zwar nicht ins Leben gerufen, werden sie aber unterstützen. Doch es geht nicht nur um finanzielle Hilfe.

Auch moralisch wollen sie ihrem Kameraden und seiner Frau, die ebenfalls bei der Feuerwehr ist, beistehen. Deshalb ist noch am Sonntagabend ein Mutmach-Video entstanden.

„Wir haben von der Ehefrau erfahren, dass sie ein Video mit den Kindern gedreht hat. Das wurde dem Vater vorgespielt. Er soll positiv darauf reagiert haben. Das war für uns eine Initialzündung“, so Björn Simniok von der Rittmitzer Wehr.

Frank Weigelt aus Kattnitz und seine Frau Isabell sind Mitglieder der Rittmitzer Ortswehr. Um ihren Kameraden zu zeigen, dass sie hinter ihm und seiner Familie stehen, haben die Feuerwehrleute ein Mutmach-Video aufgenommen.
Frank Weigelt aus Kattnitz und seine Frau Isabell sind Mitglieder der Rittmitzer Ortswehr. Um ihren Kameraden zu zeigen, dass sie hinter ihm und seiner Familie stehen, haben die Feuerwehrleute ein Mutmach-Video aufgenommen. © privat

Die Kameraden trafen sich in Dienst- oder Einsatzkleidung am Gerätehaus, positionierten sich. Henry Litzke, stellvertretender Wehrleiter, sprach die Grußworte.

„Nun hoffen wir, dass auch unser Video bei unserem Kameraden gut ankommt und seine motorischen Fähigkeiten stärkt“, sagte Björn Simniok. Mit den Videoaufnahmen wurde ein Bekannter beauftragt.

„Ich bin auch Familienvater und wir kennen die Familie. Es ist einfach tragisch, was hier passiert ist“, so Björn Simniok.

Die Kattnitzer Frank und Isabell Weigelt sind seit zwei Jahren Mitglied der Rittmitzer Wehr und haben den Grundlehrgang abgeschlossen. Ortswehrleiter Heiko Ramm beschreibt den Verunglückten als immer freundlich, immer ein Lächeln auf dem Gesicht und er sei, wenn es die Zeit erlaube, immer einsatzbereit gewesen.

„Wir werden die Lichterfahrt im Jahnatal am 16. Dezember nutzen, um noch einmal Spenden zu sammeln. Für die Zeit, in der wir Rittmitzer mit unseren Gästen auf die beleuchtete Kolonne warten, organisieren wir immer ein kleines Fest“, so Heiko Ramm.

Viele Helfer unterstützen Aktion

„Ihr habt sicher in den letzten Tagen von den schweren Lkw-Unfällen auf der A4 bei Nossen mitbekommen. Leider war ein Kamerad aus unserer Rittmitzer Ortswehr mit seinem Lkw beteiligt“, heißt es in einem Beitrag der Ostrauer Ortswehr im Internet.

Die Kameraden rufen dazu auf, sich an der Spendenaktion zu beteiligen, und wollen ebenfalls Geld sammeln. Der Aufruf wurde von vielen Feuerwehren in der Region geteilt.

Auch der Ortsverband des Technischen Hilfswerkes postet bei Facebook: „Jetzt könnt ihr unserem ehrenamtlichen Retter etwas zurückgeben. Unterstützt ihn und seine Familie mit einer Spende. Wir wünschen dem Kameraden gute Genesung und den Angehörigen viel Kraft in der schweren Zeit.“

Gemeinde eröffnet Spendenkonto

„Uns hat die Nachricht, dass einer unserer Bürger und Feuerwehrmann so schlimm verunglückt ist, sehr betroffen gemacht. Bereits Ende der letzten Woche haben wir überlegt, wie wir helfen können“, sagte der Bürgermeister der Gemeinde Jahnatal Dirk Schilling (CDU).

Die Verwaltung würde gern die Koordination der Spenden übernehmen. „Außerdem haben wir überlegt, wie wir die Familie noch unterstützen können und konkrete Hilfe leisten. Wir bieten gern unsere Man-Power an“, so Schilling.

„Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und wir wollen helfen. Seine Frau und die beiden Kinder können derzeit jede Unterstützung gebrauchen. Neben aktiver Nachbarschaftshilfe sind Spenden sehr hilfreich“, heißt es im Spendenaufruf der Gemeinde.

Das passierte bei dem Unfall

Der Unfall ereignete sich am Donnerstag, 9. November, gegen 11.45 Uhr auf der Fahrbahn in Richtung Dresden zwischen Siebenlehn und dem Dreieck Nossen an einem Stauende.

Nach Angaben der Polizei vom Unfallort war ein mit leeren Bierflaschen beladener Lastwagen auf einen Gefahrgut-Lkw mit Kaliumhydroxid, das unter anderem zur Herstellung von Reinigungsmitteln verwendet wird, und Salpetersäure aufgefahren.

Der Fahrer hatte offenbar das Stauende zu spät gesehen und nicht mehr rechtzeitig bremsen können . Die freiwilligen Feuerwehrleute aus Nossen und Klipphausen mussten den Verletzten aus dem Wrack befreien und dem Rettungsdienst übergeben.

Anschließend kam er mit dem Rettungshubschrauber „Christoph 62“ in ein Krankenhaus. Der Mann am Steuer des anderen Lasters blieb unverletzt.

Die Autobahn in Richtung Dresden musste nach dem Unfall voll gesperrt werden. Erst in der Nacht zu Freitag konnte sie wieder freigegeben werden.

  • Spenden können auf das Jahnataler Gemeindekonto überwiesen werden:
  • Bank: Sparkasse Ostrau
  • IBAN: DE43 8605 5462 0036 9500 01
  • Verwendungszweck: Unfall FFW-Kamerad Frank plus Namen und Adresse, Im Nachgang erhalten die Unterstützer von der Gemeinde eine Spendenbescheinigung.