SZ + Döbeln
Merken

So begeistert ein Poetry Slamer am Luther-Gymnasium in Hartha für Politik

Nils Straatmann ist einer der bekanntesten deutschsprachigen Poetry Slamer. Er gestaltete mit Schülern des Harthaer Gymnasiums einen Workshop. Was dabei rausgekommen ist.

Von Sylvia Jentzsch
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Poetry Slamer Nils Straatmann war zu Gast bei den Zehntklässlern des Martin-Luther-Gymnasiums in Hartha.
Der Poetry Slamer Nils Straatmann war zu Gast bei den Zehntklässlern des Martin-Luther-Gymnasiums in Hartha. © SZ/DIetmar Thomas

Hartha. Locker betritt Nils Straatmann das Unterrichtszimmer der zehnten Klasse im Martin-Luther-Gymnasium Hartha. „He, wie geht es dir heute?“, fragt er in die Runde der Schüler, stellt seine Tasche auf den Lehrertisch und setzt sich auf einen Tisch im Zimmer. Schnell hat er die Jugendlichen auf seiner Seite.

Wisst ihr, was Poetry Slam, das Format, um des es heute geht, ist? So ganz ahnungslos sind die Zehntklässler nicht. Es sei eine neue, moderne Form der Literatur.

„Die Künstler, die ihre Texte vortragen, stehen im Wettbewerb zueinander und eine Jury bewertet sie“, sagte einer der Schüler.

Lesung als Wettbewerb

Nils Straatmann, der mehrfache deutsche Meister auf diesem Gebiet, erklärt: „Die Form des literarischen Wettbewerbs ist 1986 in Chicago entstanden. Ein Bauarbeiter, der Gedichte schrieb und diese auch gern vor Publikum vortrug, fand die Form der herkömmlichen Lesung langweilig. Deshalb ist er auf die Idee gekommen, das Ganze als Wettbewerb zu gestalten, bei dem das Publikum mit einbezogen wird“, so Straatmann.

In der 1990-er Jahren sei dann Poetry Slam weltweit bekannt geworden. Der Künstler, der jetzt in Leipzig lebt, hat 2008 mit dieser Literaturform begonnen und war damit sehr schnell erfolgreich.

Damit die Jugendlichen verstehen, wovon er spricht, trägt er das Stück „Anna, die bezaubernde Kaffeeverkäuferin vor“ – etwa fünf Minuten lang, recht schnell, mit viel Betonung und alles ohne Vorlage.

Oft hat der Zuhörer zu tun, die sprachlichen Raffinessen, die vielen gewollten Wortwiederholungen, zu erkennen, ihnen zu folgen. „Das ist, was zum warm werden“, so Straatmann.

Die Schüler sind hin und weg und fragen, wie es dem Künstler gelinge, sich alles zu merken. Es sei viel leichter, sich eigene Gedichte oder Texte zu merken. Man habe ja schon alles im Kopf. Problematisch sei es, wenn die Reihenfolge verändert würde, so Straatmann.

Regeln des Poetry Slam

Ernennt noch die Regeln für das Poetry Slam: „Es gibt ein Zeitlimit von sechs bis sieben Minuten, die Vortragenden dürfen sich nicht verkleiden und der Text muss von ihnen selbst geschrieben sein.“

Danach geht es ums eigentliche Thema, die Demokratie. Der Wort-Künstler will wissen, was die größte Gefahr der Demokratie ist. Dann geht es um Fake News und wie überprüft werden kann, ob Nachrichten wahr oder falsch sind.

Danach gab es verschiedene Übungen mit Wortspielen wie Elfchen oder das Zusammensetzen einer Rede des Bundeskanzlers, in dem jeder Schüler einen Begriff hinzufügte.

„Die Schüler der drei zehnten Klassen waren begeistert. Nach den Doppelstunden hätten sie am liebsten die Übungen fortgesetzt“, so die Schulleiterin. Aber auch Nils Straatmann habe der Tag an der Schule viel Freude bereitet.

„Es ist wichtig, dass sich die Schüler mit dem Thema EU-Wahl beschäftigen. Ich finde es cool, wenn das auf diese Art und Weise den Schülern nahe gebracht wird, sie sich literarisch mit dem Thema beschäftigen“, sagte Schulleiterin Heike Geißler.

Der Workshop von Nils Straatmann passe gut, da es in diesem Jahr an der Schule die sogenannte Juniorwahl gebe. Dabei handelt es sich um ein bundesweites Schulprojekt.

Doch wie kommt so ein bekannter Poetry Slamer nach Hartha? Ganz einfach. Er hat schon einen Text, in dem die Zusammenarbeit des Gymnasiums mit dem Forschungsinstitut Meinberg vorkommen, beim Zukunftsforum simul+ vorgetragen.

Bei dem wurden die besten sachsenweiten Projekte vorgestellt. Eins davon war das Harthaer „Schule und Forschung regional vernetzt „SFregio“.

„So haben wir Nils Straatmann kennengelernt. Antje Winkler, Hauptamtsleiterin der Stadt Hartha, hatte die Idee, den Künstler für ein Projekt mit den Jugendlichen zu gewinnen“, so Heike Geißler.

Der Poetry Slamer habe die EU-Wahl, das Wahlrecht oder die demokratischen Werte künstlerisch so umgesetzt, dass sich alle Schüler mit dem nötigen Ernst und Engagement am Workshop beteiligten.