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So wird die ehemalige Schule in Choren zum Firmenstandort

Marko Richter baut das Schulgebäude in Eigenregie um. Das dauert etwas, aber kostet weniger. Zudem werden viele Bauteile zweitverwendet.

Von Jens Hoyer
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Marko Richter steht im ehemaligen Speiseraum der Chorener Schule. Er wird zur Fertigungshalle umgebaut. Das Bild, kurz nach der Wende an die Wand gebracht, soll erhalten bleiben.
Marko Richter steht im ehemaligen Speiseraum der Chorener Schule. Er wird zur Fertigungshalle umgebaut. Das Bild, kurz nach der Wende an die Wand gebracht, soll erhalten bleiben. © Jens Hoyer

Döbeln/Choren. Im ehemaligen Speiseraum der Chorener Schule prangt ein überdimensionales Bild an der Wand. Eine Allegorie des unbeschwerten Lebens mit maskierten, Stelzen laufenden, kletternden und spielenden Kindern.

Eine idealisierte Parklandschaft, über der Drachen schweben. „Ich habe noch die Rechnung in den Unterlagen, das Bild wurde schon in D-Mark bezahlt“, erzählt Marko Richter.

Der Chef der Firma Wassertechnologie Richter in Gruna hat das Kunstwerk samt der Schule vor zwei Jahren von der Stadt Döbeln gekauft.

Langer Leerstand

Erst in der Wendezeit fertiggestellt, wurde die Chorener Schule nur sehr kurz ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt. Die meiste Zeit stand sie leer, diente zwischendrin als Interimsschule, sollte 2015 auch mal Asylbewerberheim werden.

Vor reichlich zwei Jahren verkaufte die Stadt Haus und Grundstück an den Unternehmer aus Gruna, der die Schule zum Firmensitz umbaut.

Die Firma baut das Haus in Eigenregie mit eigenen Mitarbeitern um.
Die Firma baut das Haus in Eigenregie mit eigenen Mitarbeitern um. © Jens Hoyer

Der ehemalige Speiseraum wird zur Fertigungshalle. „Das Wandgemälde lassen wir dran“, sagte Marko Richter. In diesem Teil wird die ehemalige Schule aufwendig umgebaut.

Wände sind schon herausgenommen, ein Anbau soll die Produktionsfläche auf über 200 Quadratmeter erweitern. Auch die ehemalige Küche wird mit einbezogen. Das Ganze wird mit dem Gabelstapler befahrbar sein, so Richter.

Die Firma mit sieben Mitarbeitern baut individuell zugeschnittene Kläranlagen für Firmen, die ihre Produktionsabwässer mit Leim, Ölen oder Chemikalien belasten und reinigen müssen. Vor allem wird dazu Kunststoff verarbeitet.

Selbst die Schaltschränke der Anlagen werden in der Firma gebaut – derzeit noch in Gruna bei Nossen, irgendwann aber in Choren.

Umzug vielleicht Ende 2024

Vielleicht Ende nächsten Jahres könnte der Umzug erfolgen, sagte Richter. Die Zeit spielt für den Unternehmer eine untergeordnete Rolle. Die Kosten nicht.

Richter baut die Schule mit eigenen Kräften um, hat dafür extra Mitarbeiter eingestellt. „So habe ich die volle Kontrolle“, sagte er.

Richter will drei Etagen des Baus mit Produktionsräumen, Lagern und Büros belegen. Für die vierte gibt es noch keine Verwendung. Vorgesehen sind auch eine Material- und Warenschleuse und ein Labor.

In letzterem können dort auf ihre Inhaltsstoffe untersucht und die entsprechende Kläranlage konzipiert werden. Die Fertigung der Kunststoffteile und Lagerräume werden im ersten Stock untergebracht.

Im zweiten Büros, Küche und Schaltschrankbau, erklärte Richter. Ein Aufzug mit zwei Tonnen Traglast soll die Etagen verbinden. Dafür müssen die Decken von einigen ehemaligen Vorbereitungsräumen durchbrochen werden.

Hinter der Tür mit der Aufschrift „Archiv-Schulbücher“ ist die Elektrozentrale der Firma untergebracht. Der Schaltschrank aus dem Werkenraum hat da seine Wiederverwendung gefunden, erzählt Richter.

Strom aus Eigenproduktion

Hier steht auch die Elektroanlage für die Photovoltaik. Eine Anlage von 65 Kilowatt ist auf dem Dach der Schule installiert. Der erzeugte Strom wird in Netz eingespeist.

Eine weitere Anlage an der Fassade soll auch Strom für den Eigenbedarf produzieren, erzählte Richter.

Das alte Heizhaus, von dem aus die Schule mit einer Ölheizung versorgt wurde, ist mittlerweile abgerissen. Der Schornstein steht noch. Er soll auch stehen bleiben, ein Abriss wäre teuer, sagte Richter.

Beheizt wird der Firmensitz in Zukunft durch drei Luftwärmepumpen. Zumindest in der Übergangszeit. Wenn es richtig kalt wird, soll eine Hackschnitzelheizung für die nötige Wärme sorgen.

Überhaupt ist der Umbau in Teilen ein Projekt, das anderswo unter der Überschrift „Upcycling“ laufen würde. Richter verwendete viele Bauteile, die anderswo schon einmal verbaut waren.

Ein Anbau an der Schule soll den Fertigungsbereich erweitern.
Ein Anbau an der Schule soll den Fertigungsbereich erweitern. © Jens Hoyer

Aus einem Sparkassengebäude in Bayern hatten er und seine Mitarbeiter unter anderem Türen geborgen, die in der Chorener Schule wieder eingebaut werden.

„Die haben wir für kleines Geld bekommen. Das ist massive Buche. Die Türen haben Oberlichter, dadurch wird es auf den Fluren viel heller“, sagte Richter. Auch etliche Lampen und andere Bauteile beginnen in der Firmenzentrale ein neues Leben.

Ihn ärgert, dass die alte Elektroverteilung der Schule nicht weiter verwendet werden kann. „Die sieht noch aus wie neu. Aber das darf nicht mehr sein.“

1,1 Millionen Investitionen

Richter hat im ersten Schritt Investitionen von rund 1,1 Millionen Euro eingeplant. „Auf diese Kosten kommen wir aber nur, weil wir alles selbst machen.“

Alle Wünsche lassen sich bei diesem Budget nicht auf einmal erfüllen. Neue Fenster gibt es erst einmal nur in der unteren Etage. In der oberen Etage seien die noch nicht vorgesehen. Auch eine Wärmedämmung soll das Haus in einem der nächsten Schritte bekommen.

„Wenn wir nach dem Einzug noch fünf Jahre weiterbauen, sind wir mit der Schule durch.“ Allerdings ist das noch nicht das Ende der Fahnenstange. Anstelle des abgerissenen Heizhauses soll noch eine große Halle gebaut werden.