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Warum Sportförderung Kreativität und einen Blick über den Tellerrand braucht

Die Kreissportbünde kritisieren, dass zu wenig in Sportstätten investiert wird. Wie Vereine aus der Region die Situation handhaben und welche Rolle die UEFA dabei spielt.

Von Lea Heilmann
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Im vergangenen Jahr konnte der Döbelner SC ein neues Ballfangnetz errichten. Aber es stehen noch weitere Sanierungen an. Aufgrund von Kostensteigerungen wurden diese aber erst mal nach hinten verschoben.
Im vergangenen Jahr konnte der Döbelner SC ein neues Ballfangnetz errichten. Aber es stehen noch weitere Sanierungen an. Aufgrund von Kostensteigerungen wurden diese aber erst mal nach hinten verschoben. © SZ/DIetmar Thomas

Region Döbeln. Zäune, die erneuert werden müssen, mehr Flutlichtanlagen aufgrund wachsender Mitgliederzahlen oder Wasserleitungen. Bei dem Döbelner SC gibt es ein paar Projekte, die in den nächsten Jahren angegangen werden sollen.

Bei einer eigenen Sportanlage steht immer etwas an, sagte Vereinspräsident Thomas Kolbe. Wie dem DSC geht es wahrscheinlich vielen Vereinen in Mittelsachsen. Im vergangenen Herbst hat der Kreissportbund Zwickau (KSB) in einem offenen Brief den Investitionsstau bei Sportstätten kritisiert.

Auch der mittelsächsische KSB hat sich den Forderungen angeschlossen. Ein durchweg schlechtes Bild gibt es im Landkreis allerdings nicht. „Wir haben über 390 organisierte Sportvereine, da gibt es eine Palette von neuen Sportstätten bis hin zu sanierungsbedürftigen“, sagte Geschäftsführer Benjamin Kahlert. Komplett marode Stätten gebe es aber nicht, betonte er.

Betriebskosten bei der Förderung berücksichtigen

Einen ersten Schritt nach vorne ging es im Landkreis bereits vergangenes Jahr. Damals hatte der Kreistag beschlossen, die zur Verfügungen stehenden Mittel um 75.000 Euro zu erhöhen. Kahlert sagte aber auch klar, dass im Landkreis vor allem darauf gesetzt wird, Stätten zu sanieren und nicht neuzubauen. Denn das lohne sich mehr.

In der Stellungnahme zu dem offenen Brief des KSB Zwickau ergänzte der mittelsächsische Bund, dass es auch wichtig ist, die Rahmenbedingungen, wie Betriebskosten mit zu berücksichtigen. Der KSB forderte außerdem, Bund und Länder mehr bei den finanziellen Hilfen mit einzubinden. „Die Mittel von Kommunen und Landkreis sind ausgeschöpft“, sagte er.

Kahlert sei auch bewusst, dass der Bund für den Breitensport nicht zuständig ist. „Gleichzeitig müssen wir aber auch darauf drängen, dass wir zeigen, dass Sport ein wichtiger gesellschaftlicher Faktor ist, nicht nur zur Gesundheitsprävention. Er sollte auch im sozialen Bereich Würdigung finden“, erklärte er und ergänzte: „Da, wo es gute Rahmenbedingungen gibt, da wo investiert wurde, kommen Kinder und Jugendliche um sich zu bewegen“, so der Geschäftsführer weiter.

Zurückhaltung bei Investitionen

Beim DSC gebe es momentan keine großen Baustellen. „Wie viele Vereine üben wir uns gerade in Investitionszurückhaltung“, sagte Präsident Thomas Kolbe. Gründe seien die Kostensteigerungen in verschiedenen Bereichen und, dass im Sportförderbereich gerade die Umstellung von investiv zu konsumtiv erfolge. Das heißt, es werden eher Betriebskosten gefördert als Investitionen.

„Das ergibt durchaus auch Sinn, aber langfristig könnte es problematisch werden, denn die Erhaltung könnte zu kurz kommen“, erklärte Kolbe weiter. Zu den Fördermöglichkeiten im Landkreis hat Kolbe eine gespaltene Meinung: „Wir erleben schon, dass Programme grundsätzlich vorhanden, aber auch, dass die Landkreishaushalte extrem belastet sind“, so Kolbe und ergänzte: „Die Landkreisverwaltung unterstützt uns da, aber die Mittel sind sehr stark begrenzt.

Aber auch abseits vom Landkreis und dem Freistaat gibt es Unterstützungen. „Manche Vereine werden da schon sehr kreativ“, sagte Kahlert. Das aktuellste Beispiel ist wohl der UEFA Klima Fonds. Anlässlich der Fußball-Europameisterschaft, die in diesem Jahr in Deutschland stattfindet, hat der europäische Fußballverband diese Förderung ins Leben gerufen. Für jede Tonne CO2-Emissionen, die bei der EM produziert wird, zahlt der europäische Verband 25 Euro ein. Laut Hochrechnungen stehen so insgesamt etwa sieben Millionen Euro zur Verfügung.

Alle deutschen Fußball-Amateurvereine können klimaschutzbezogene Projekte einreichen. „Das prüfen wir gerade“, sagte Kolbe. Das Thema Nachhaltigkeit spiele auf jeden Fall eine Rolle beim DSC. „Es trägt dazu bei, die Kosten zu sinken“, sagte der Präsident. Eine Solaranlage hat der Verein bereits auf dem Dach, auch bei der Kabinenheizung und dem Wasserverbrauch versucht der Verein sparsam zu sein.

Vereine brauchen einen Plan

Auch für Andreas Wagner aus Geringswalde ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. Wagner ist im Sport und in der Förderung zu Hause – er ist Präsident der Deutschen Basketball Liga der Frauen, Vorsitzender des SV Milkau und des Fördervereins Sport und Kultur in Geringswalde. Auch er hat sich bei dem Klimafonds beworben.

Der Milkauer Fußballverein braucht ein neues Flutlicht, genauer gesagt neue Strahler. „Die sind hochmodern und lassen sich mit einer App steuern. Wenn es modern ist, dann muss es auch nachhaltig sein“, sagte Wagner. Insgesamt 48.000 Euro kosten die neuen Lampen. In den vergangenen Jahren hat Wagner allein in Milkau Projekte für 450.000 Euro umgesetzt. „2006 haben wir in Milkau angefangen und 2022/23 war alles saniert“, sagte er. Natürlich ziehe sich das Lange hin.

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Laut ihm ist es wichtig, dass Vereine sich einen Plan machen, beispielsweise was in den nächsten zehn Jahren saniert werden soll, so dass bei neuen Fördermöglichkeiten immer alles parat ist. „Natürlich braucht Sport gute Bedingungen, aber man muss auch Mut haben, bestimmte Sachen zu machen“, sagte Andreas Wagner bezüglich Förderprogrammen.

Auch er ist der Meinung, dass sich Neubau nicht lohne und Sanierungen sinnvoll seien, aber auch da sei Kreativität gefragt. „Für Kinder- oder Frauensport kann auch geschaut werden, ob es in der Gemeinde einzelne Räume gibt, die modernisiert werden könnten“, sagte er. Generell sei in den vergangenen Jahren schon viele Sporthallen neu entstanden. „Aber es wird nie alles realisiert werden können“, so der Basketball-Präsident weiter.